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EM-Qualifikation Island vs. Türkei – die irre Geschichte des Bürsten-Mannes

Der Belgier Corentin Siamang hat mit seinem Bürsten-Interview eine Staatskrise ausgelöst.
Der Belgier Corentin Siamang hat mit seinem Bürsten-Interview eine Staatskrise ausgelöst.bild: screenshot youtube

Eklat vor Island vs. Türkei – die unglaubliche Geschichte des Bürsten-Mannes

11.06.2019, 14:1212.06.2019, 06:57
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Unfassbar, aber wahr: Lange Sicherheitskontrollen am Flughafen und eine Bürste als Mikrofon haben eine diplomatische Krise zwischen der Türkei und Island ausgelöst.

Aber der Reihe nach: Zwei Tage vor dem heutigen Duell in der EM-Qualifikation gegen Island landete die türkische Nationalmannschaft am Sonntagabend am Flughafen Keflavik. Weil sich die Abfertigung des türkischen Trosses am Zoll über Stunden hinzog, fühlten sich die Gäste mit zu wenig Respekt behandelt und kritisierten die «inakzeptablen» Bedingungen.

Das türkische Aussenministerium sandte eine diplomatische Protestnote nach Island, und der Verband beklagte «eine Abweichung von diplomatischen Gepflogenheiten und sportlichem Verhalten». Sogar Präsident Recep Tayyip Erdogan schritt ein und liess der Mannschaft ausrichten, dass ihnen das türkische Volk zur Seite stehe.

Das Fass zum Überlaufen brachte schliesslich ein angeblicher isländischer Journalist, der den türkischen Captain Emre Belözoglu nach den stundenlangen Kontrollen mit einer Spülbürste (in der Türkei hielt man sie für eine Klobürste) interviewte. Der Gipfel der Respektlosigkeit!

Das Bürsten-Interview am Flughafen Keflavik.Video: streamable

Doch wie sich nun herausstellte, war das «Bürsten-Interview» nur ein Scherz eines belgischen Touristen, der sich vor seinem Rückflug in die Heimat langweilte und sich kurzerhand als Journalist ausgab, als er die Ankunft der türkischen Mannschaft beobachtete. Sein Name ist Corentin Siamang. Auf Facebook hat der 26-Jährige seine unfassbare Geschichte erzählt:

«Freunde, ich habe in Island etwas Unglaubliches erlebt. Während ich auf meinen Rückflug nach Belgien warte, sehe ich, dass die türkische Fussballnationalmannschaft gerade gelandet ist. Als ‹Streich› überlege ich mir, mich als Journalist mit einem ‹echten› Mikrofon auszugeben, meiner Spülbürste. Ich setze meinen Plan erfolgreich um und komme so am Sicherheitspersonal vorbei.

Die türkischen Journalisten glauben, dass ich ihren Captain mit einer Klobürste interviewt habe. Der Skandal wird sofort in fast allen türkischen Medien aufgegriffen. Plötzlich bin ich die Schlagzeile von CNN Turkey und stehe auf der Titelseite ihres wichtigsten Sportmagazins. WTF! Der türkische Aussenminister twittert sogar darüber.

Der Wahnsinn hört nicht auf. Denn die Suche nach diesem Journalisten mit seiner Klobürste, der den türkischen Captain interviewt hat, führt bald zu meinem Profil auf Facebook. Eine türkische Seite mit mehr als einer halben Million Mitgliedern ‹entlarvt› mich und identifiziert mich als den isländischen Sündenbock. Mit Tausenden von Hassbotschaften als Folge ... Ich habe wirklich nichts mit der dreistündigen Verspätung des Teams am Zoll zu tun.

Beruhigen wir uns. Es war übrigens keine Toilettenbürste, sondern eine (saubere) Spülbürste. Das ist Humor. Es war nur ein Scherz und ich wollte mit Sicherheit niemanden verletzen. Ausserdem gibt es kein Gesetz, das mir verbietet, mit einer Spülbürste auf jemanden zuzugehen. Ich habe ihn auch einfach gefragt, wie er sich nach diesem grossartigen Sieg gegen Frankreich gefühlt hat.

Zum Schluss: Eine Spülbürste ist definitiv praktischer als Mikrofon als eine Klobürste.»
Bild
bild: screenshot facebook

Kurz nach der Veröffentlichung seiner Geschichte wurde Siamangs Facebook-Account gehackt und mit unterstützenden Posts für die türkische Nationalmannschaft geflutet.

Siamang in Aktion.
Siamang in Aktion.bild: twitter

Isländische Journalisten wehren sich

Bevor die türkischen Fussball-Fans Siamang ausfindig gemacht hatten, wurden bereits zahlreiche isländische Sportjournalisten auf Social Media beschimpft und bedroht. Benedikt Gretarsson schrieb auf Twitter, dass er rund 2000 Drohungen erhalten habe. «Der Idiot mit der Bürste bin NICHT ich. Ich habe grossen Respekt vor den türkischen Spielern und ihrer grossartigen Nation», so Gretarsson weiter. «Ich denke, wir hellhäutigen Gringos sehen alle gleich aus? Der einzige Unterschied ist, dass ich alt, klein und glatzköpfig bin und der Bürsten-Mann gross, jung und eine Duran-Duran-Frisur hat. Ich wünschte, ich wäre 1,90 Meter mit vielen Haaren.»

Gretarsson war nicht der einzige Sportreporter, der belästigt wurde. Auch Thorkell Gunnar Sigurbjörnsson, Magnus Mar Einarsson und Hjörvar Haflidason mussten auf Twitter klarstellen, dass nicht sie das Bürsten-Interview geführt hatten.

Das Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2020 zwischen Island und der Türkei findet heute Abend statt. Die Türkei führt ihre Gruppe H mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen aktuell an und besiegte dabei unter anderem Weltmeister Frankreich mit 2:0. Mit einem weiteren Vollerfolg könnte bereits der Grundstein für die zweite EM-Teilnahme in Folge gelegt werden. Hoffentlich haben sich spätestens nach dem Schlusspfiff die Gemüter etwas beruhigt. (pre)

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109 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hosenabe
11.06.2019 14:33registriert März 2014
Das einzige was mich gerade brennend interessiert ist warum hat der Belgier eine ungebrauchte Spülbürste dabei? Sind die in Belgien so teuer, dass er die aus dem DutyFreeShoo für die Verwandtschaft mitbringt?
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Mari Huhn Ana
11.06.2019 14:30registriert Juni 2019
Eine Spülbürste schreibt Weltgeschichte – wer hätte das gedacht?
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Salvador Al Daliente
11.06.2019 14:38registriert Oktober 2018
Hoch lebe der Humor !!!
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