Weil FIFA-Präsident Gianni Infantino die Delegierten beim FIFA-Kongress in Paraguays Hauptstadt Asuncion stundenlang warten liess, verliessen die europäischen Ratsmitglieder den Saal vorzeitig.
Nach der Rede Infantinos und der folgenden Kaffeepause blieben mehrere Plätze im Plenum, aber auch auf der Bühne neben dem FIFA-Präsidenten sowie seinem Generalsekretär Mattias Grafström, wo die Mitglieder des FIFA-Rats hätten sitzen sollen, leer. Unter anderem blieben UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Debbie Hewitt, die Präsidentin der englischen FA, dem weiteren Verlauf des Kongresses fern.
A load of empty seats FIFA Congress - at least eight including FA chairwoman Debbie Hewitt and UEFA president Aleksander Ceferin
— Martyn Ziegler (@martynziegler) May 15, 2025
Senior FIFA members appear to make clear displeasure at Infantino prioritising Gulf visit which delayed Congress by not returning after the break. pic.twitter.com/sVAOWNrntA
Mit dieser Aktion protestierten die UEFA-Delegierten gegen FIFA-Präsident Infantino. Der 55-Jährige hatte US-Präsident Donald Trump auf seiner Reise in den Nahen Osten begleitet und dabei die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Saudi-Arabien besucht. Weil er sich am gestrigen Donnerstag noch auf der Rückreise befunden hatte, wurde der Kongress um drei Stunden auf 12.30 Uhr Ortszeit (17.30 Uhr Schweizer Zeit) verschoben.
«Der FIFA-Kongress ist eines der wichtigsten Treffen im Weltfussball. Eine kurzfristige Änderung des Zeitplans, die offenbar nur privaten politischen Interessen dient, tut dem Fussball keinen Gefallen», teilte die UEFA der Sportschau mit, «die Interessen des Fussballs wurden zurückgestellt.» Gegenüber des Sportinformationsdiensts (SID) erklärte sie zudem, dass die UEFA-Mitglieder daher «wie ursprünglich geplant» abgereist seien, um zu zeigen, «dass der Fussball an erster Stelle steht.»
Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness sagte gegenüber norwegischen Medien: «Die Situation ist besorgniserregend.» Die Vertreterinnen und Vertreter der UEFA würden vom Weltverband nun erwarten, «dass er seinen Mitgliedern diese Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände künftig gehört und respektiert werden.»
Bei Infantinos Reise mit US-Präsident Trump, mit dem er sich zuletzt immer wieder zeigte, ging es wohl vor allem um Geschäfte. Die USA tragen im kommenden Juni die Klub-WM aus, 2026 dann gemeinsam mit Kanada und Mexiko die Weltmeisterschaft. Selbiger Wettbewerb findet 2034 in Saudi-Arabien statt. Auch Sponsoringverträge schloss die FIFA zuletzt mit einigen staatlichen Unternehmen in den Golfstaaten ab.
Infantino hatte bei seiner verspäteten Ankunft in Paraguay noch um Entschuldigung gebeten. Es hätten wichtige Gespräche mit führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern stattgefunden. «Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um sie alle zu vertreten, um den Fussball zu vertreten», so Infantino. Eigentlich hätte er rechtzeitig in Paraguay sein sollen, doch «gab es ein kleines Problem mit unserem Flug, das diese Verzögerung verursachte».
Damit schien der Walliser die europäischen Delegierten jedoch nicht beschwichtigen zu können, weshalb diese ein Zeichen gegen den FIFA-Präsidenten setzen wollten. Infantino-Vize Victor Montagliani hielt nicht viel von der Aktion: «Zweimal falsch macht es nicht richtig. Wenn jemand zu spät kommt, kommt er zu spät», erklärte der Kanadier der Sportschau.
Schon im Vorfeld hatte Infantino bei einigen Pflichtterminen gefehlt. So wäre es üblich, dass es schon in den Tagen vor dem Kongress Veranstaltungen und Gespräche gibt. Hunderte Delegierte waren seit Beginn der Woche in Asuncion und warteten auf den Gastgeber. Am Mittwochabend liess der FIFA-Präsident auch das Bankett mit Paraguays Staatspräsident Santiago Peña platzen – sein Land ist übrigens auch einer der Gastgeber für die WM 2030, wobei lediglich ein Spiel in Paraguay ausgetragen wird.
An ihm sieht man gut: Wir brauchen unbedingt ein Ethik-Revival der Werte Bescheidenheit und Gemeinschaftssinn.
Er vertritt alles mögliche, aber nicht den Fußball. Man kann es kaum glauben, dass es jemanden gibt, der wesentlich schlimmer und korrupter ist, als Sepp Blatter.
Mich wundert die Reaktion der anderen Teilnehmenden in keiner Weise. Eher, dass dies nicht schon früher passierte.