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FIFA-Präsident Gianni Infantino sorgt für Eklat – UEFA verlässt Saal

epa12103355 FIFA President Gianni Infantino poses a thumbs up during the 75th Ordinary Congress in Ascuncion, Paraguay, 15 May 2025. EPA/Juan Pablo Pino
Er kam drei Stunden zu spät, aber für FIFA-Präsident Gianni Infantino kein Problem.Bild: keystone

Eklat wegen Infantino – UEFA-Delegierte protestieren gegen FIFA-Präsidenten

Um mit US-Präsident Donald Trump in den Nahen Osten zu reisen, liess FIFA-Präsident Gianni Infantino Hunderte Delegierte beim FIFA-Kongress warten. Das gefiel den Vertreterinnen und Vertretern der europäischen Verbände sowie der UEFA überhaupt nicht.
16.05.2025, 09:4216.05.2025, 13:23
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Weil FIFA-Präsident Gianni Infantino die Delegierten beim FIFA-Kongress in Paraguays Hauptstadt Asuncion stundenlang warten liess, verliessen die europäischen Ratsmitglieder den Saal vorzeitig.

Nach der Rede Infantinos und der folgenden Kaffeepause blieben mehrere Plätze im Plenum, aber auch auf der Bühne neben dem FIFA-Präsidenten sowie seinem Generalsekretär Mattias Grafström, wo die Mitglieder des FIFA-Rats hätten sitzen sollen, leer. Unter anderem blieben UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Debbie Hewitt, die Präsidentin der englischen FA, dem weiteren Verlauf des Kongresses fern.

Mit dieser Aktion protestierten die UEFA-Delegierten gegen FIFA-Präsident Infantino. Der 55-Jährige hatte US-Präsident Donald Trump auf seiner Reise in den Nahen Osten begleitet und dabei die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Saudi-Arabien besucht. Weil er sich am gestrigen Donnerstag noch auf der Rückreise befunden hatte, wurde der Kongress um drei Stunden auf 12.30 Uhr Ortszeit (17.30 Uhr Schweizer Zeit) verschoben.

«Die Interessen des Fussballs wurden zurückgestellt.»
UEFA

«Der FIFA-Kongress ist eines der wichtigsten Treffen im Weltfussball. Eine kurzfristige Änderung des Zeitplans, die offenbar nur privaten politischen Interessen dient, tut dem Fussball keinen Gefallen», teilte die UEFA der Sportschau mit, «die Interessen des Fussballs wurden zurückgestellt.» Gegenüber des Sportinformationsdiensts (SID) erklärte sie zudem, dass die UEFA-Mitglieder daher «wie ursprünglich geplant» abgereist seien, um zu zeigen, «dass der Fussball an erster Stelle steht.»

Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness sagte gegenüber norwegischen Medien: «Die Situation ist besorgniserregend.» Die Vertreterinnen und Vertreter der UEFA würden vom Weltverband nun erwarten, «dass er seinen Mitgliedern diese Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände künftig gehört und respektiert werden.»

President Donald Trump signs a FIFA soccer ball as Qatar's Emir Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani and FIFA President Gianni Infantino looks on at the Lusail Palace, Wednesday, May 14, 2025, in Doha ...
Reiste lieber mit US-Präsident Donald Trump in den Nahen Osten als zum FIFA-Kongress: Gianni Infantino.Bild: keystone

Bei Infantinos Reise mit US-Präsident Trump, mit dem er sich zuletzt immer wieder zeigte, ging es wohl vor allem um Geschäfte. Die USA tragen im kommenden Juni die Klub-WM aus, 2026 dann gemeinsam mit Kanada und Mexiko die Weltmeisterschaft. Selbiger Wettbewerb findet 2034 in Saudi-Arabien statt. Auch Sponsoringverträge schloss die FIFA zuletzt mit einigen staatlichen Unternehmen in den Golfstaaten ab.

«Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um den Fussball zu vertreten.»
FIFA-Präsident Gianni Infantino

Infantino hatte bei seiner verspäteten Ankunft in Paraguay noch um Entschuldigung gebeten. Es hätten wichtige Gespräche mit führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern stattgefunden. «Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um sie alle zu vertreten, um den Fussball zu vertreten», so Infantino. Eigentlich hätte er rechtzeitig in Paraguay sein sollen, doch «gab es ein kleines Problem mit unserem Flug, das diese Verzögerung verursachte».

Damit schien der Walliser die europäischen Delegierten jedoch nicht beschwichtigen zu können, weshalb diese ein Zeichen gegen den FIFA-Präsidenten setzen wollten. Infantino-Vize Victor Montagliani hielt nicht viel von der Aktion: «Zweimal falsch macht es nicht richtig. Wenn jemand zu spät kommt, kommt er zu spät», erklärte der Kanadier der Sportschau.

epa12104256 Paraguayan President Santiago Pena (L) and FIFA President Gianni Infantino pose during the 75th Ordinary Congress in Ascuncion, Paraguay, 15 May 2025. EPA/Juan Pablo Pino
Ein Essen mit Paraguay-Präsident Santiago Peña liess Infantino noch platzen, beim Kongress trafen sie sich dann aber.Bild: keystone

Schon im Vorfeld hatte Infantino bei einigen Pflichtterminen gefehlt. So wäre es üblich, dass es schon in den Tagen vor dem Kongress Veranstaltungen und Gespräche gibt. Hunderte Delegierte waren seit Beginn der Woche in Asuncion und warteten auf den Gastgeber. Am Mittwochabend liess der FIFA-Präsident auch das Bankett mit Paraguays Staatspräsident Santiago Peña platzen – sein Land ist übrigens auch einer der Gastgeber für die WM 2030, wobei lediglich ein Spiel in Paraguay ausgetragen wird.

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Eckhardt
16.05.2025 11:02registriert Juni 2024
Leider einer der peinlichsten Vertreter der Schweiz. Stichwort: Fremdschämen.

An ihm sieht man gut: Wir brauchen unbedingt ein Ethik-Revival der Werte Bescheidenheit und Gemeinschaftssinn.
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Der Micha
16.05.2025 10:52registriert Februar 2021
«Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um Sie alle zu vertreten, um den Fussball zu vertreten»

Er vertritt alles mögliche, aber nicht den Fußball. Man kann es kaum glauben, dass es jemanden gibt, der wesentlich schlimmer und korrupter ist, als Sepp Blatter.
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Cosmopolitikus
16.05.2025 10:38registriert August 2018
Ich finde das Verhalten von Herrn Infantino einfach nur noch peinlich. Er biedert sich überall an, kümmert sich einen Deut um die Belange von anderen und ist sich selbst am nächsten.
Mich wundert die Reaktion der anderen Teilnehmenden in keiner Weise. Eher, dass dies nicht schon früher passierte.
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