Es war ein Urteil, das die Fussballwelt aufhorchen liess. Benjamin Mendy, der ehemalige Verteidiger von Manchester City, stand in den letzten Wochen in der englischen Stadt Chester wegen mehrerer Vergewaltigungsvorwürfe vor Gericht. Die Jury befand den 29-Jährigen am Freitag nun für «nicht schuldig».
Insgesamt sahen sich Mendy und sein Kollege Louis Saha Matturie (nicht Louis Saha, der ehemalige Fussballprofi von Manchester United) mit Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfen von 13 unterschiedlichen Frauen konfrontiert. Vor dem Urteil vom vergangenen Freitag plädierte die Jury bereits zuvor in sechs Fällen der Vergewaltigung auf «nicht schuldig».
Genauso sehr wie das Urteil selbst bewegt auch ein Instagram-Post des niederländischen Fussballers Memphis Depay die Massen. In diesem spricht der ebenfalls 29-Jährige das Urteil an und wirft diverse Fragen in den Raum: «Wer hilft dabei, Mendys Wunden zu heilen? Wie erhält er seine Karriere zurück? Wer verteidigt uns Fussballer? Wo sind die grossen Unternehmen, wenn wir sie brauchen?» Der Stürmer von Atlético Madrid ruft zudem dazu auf, für Mendy zu beten.
Dabei erhält Depay viel Unterstützung. Fussballgrössen wie Robert Lewandowski, Vinicius oder Neymar liken den Post genauso wie die Schweizer Nationalspieler Manuel Akanji, Eray Cömert oder Steven Zuber. Jack Grealish schreibt: «So wahr, Bruder.» Taulant Xhaka kommentiert: «Wahre Worte», und von Ivan Rakitic gibt es jede Menge Applaus.
Einfach nice wer so aus der Schweizer Fussballszene den Post von Depay likt
— Larissa von 🐻 (@nlllrss) July 17, 2023
Gleichzeitig erntet der Post aber auch scharfe Kritik. Eine der Kritikerinnen ist die Organisation VERSUS, die sich in Grossbritannien auf den kulturellen Austausch und den sozialen Wandel im Fussball fokussiert und schon mit Grössen wie Raheem Sterling, Marcus Rashford oder Kylian Mbappé zusammengearbeitet hat.
Die Organisation weist darauf hin, dass im Vereinigten Königreich nur ein Prozent der Vergewaltigungsprozesse auch zu einer Verurteilung führe, weil es in der Beweislage praktisch immer Aussage gegen Aussage stehe. Und dass nur eine von sechs Vergewaltigungen auch gemeldet werde. «Im besten Fall ist es ein unverantwortlicher und unsensibler Ruf nach zusätzlichem Schutz für eine bereits überprivilegierte, mächtige und reiche Gruppe von Menschen», schreibt VERSUS.
Trigger warning. A message from VERSUS in light of recent events. Players now have the ability to create social change, but using their voice in response to a rape verdict isn't how to do it. Their platforms need to be used with care and responsibility. pic.twitter.com/IVK1bgihR9
— VERSUS (@vsrsus) July 17, 2023
Ins gleiche Horn stösst Fussball-Journalistin und Autorin Mara Pfeiffer. In einer Kolumne bei «Sport1» schreibt sie: «Ein Freispruch ist am Ende kein Beweis für Unschuld, was Depays Beitrag aber suggeriert.» Das festzuhalten, sei wichtig, gerade weil die Schuld potenzieller Täter bei sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung schwer zu beweisen sei.
Pfeifer schreibt, es sei ein «Hohn», wenn Depay frage, wer die Spieler schützen werde. «Noch mehr Hilfe brauchen diese Angehörigen der wohl privilegiertesten Berufsgruppe der Welt sicher nicht. Wichtig und richtig wäre es, zu fragen: Wer schützt denn bitte die Frauen?»
Die Organisation VERSUS und Pfeifer weisen am Ende auf ähnliche Punkte hin: Fussballer hätten bereits riesige Privilegien und eine grosse Reichweite, die sie nutzen könnten, um den Fussball und die Gesellschaft zu verbessern. Mitleidsbekundungen für Mendy seien aber klar der falsche Weg dazu. (abu)
Der Vorwurf einer Vergewaltigung ist hingegen aber auch noch kein Beweis für seine Schuld.
Geht in beide Richtungen.
Mendy soll also weiterhin als schuldig gebrandmarkt werden, obwohl eine gerichtliche Überprüfung der Aussagen diese als ungenügend für eine Verurteilung erachtet? Phu, heikel. Verdammt heikel.
Ja, Fussballer sind privilegiert.
Ja, es gibt Missbrauch.
Ja, es gibt ein Machgefälle.
Ja, die Taten zu beweisen ist schwierig.
Ja, das System ist sicher nicht gut.
Wenn aber total 19 Anklagen vor Gericht im Totalen Freispruch enden find ichs halt schon extrem heikel, wenn Frau Pfeiffer meint, wir sollen nun mal nicht so tun, als wäre Herr Mendy unschuldig, weil ist halt schwierig zu beweisen.