Heinz Lindner und Michael Lang, zwei der erfahrenen Spieler des FC Basel, die viele Siege und auch Niederlagen miterlebt haben im rotblauen Trikot, standen nach dem demoralisierenden Nachmittag im Letzigrund hin und sparten nicht mit Kritik am Auftritt ihrer Mannschaft. Sie mussten mit anhören, wie im Hintergrund die Südkurve die Sieger hochleben liess, und an zwei Erkenntnissen lässt sich nicht rütteln: Der FCB hat mit dieser Meisterschaft nichts mehr zu tun.
Und auch wenn man beim FCZ immer noch tunlichst das «M-Wort» umschifft – sie feiern schon mal meisterlich.
Lindner, der mit drei famosen Paraden noch Schlimmeres verhindert hatte, war schwer ernüchtert und begann sein Statement so, als ob er sich – wie gewohnt – ein paar Gedanken gemacht hatte zum gerade Erlebten: «Zusammengefasst», hob er an, «wenn man so auftritt und so viele Fehler macht wie in der ersten Halbzeit, wenn man sich die Tore selbst schiesst und dann auch noch Pech bei ein paar Entscheidungen dazukommt, dann kann man in Zürich nicht gewinnen.»
Aus dem Österreicher sprach die riesige Enttäuschung, die in gehöriger Diskrepanz stand zu den Erwartungen, die sich zumindest bei einem Teil der FCB-Gemeinde mit dem unerwarteten Trainerwechsel vergangenen Montag verbunden hatten.
Wie dieser FC Basel dann in der ersten halben Stunde nicht gefasst schien auf das, was ihm im Letzigrund entgegen schwappte, das gibt auch Lindner Rätsel auf: «Wenn man überrascht ist, dass der FCZ aggressiv auftritt, dann hat man noch nie Super League gespielt. Wir hätten anders auftreten und anders dagegenhalten müssen. Wir haben teilweise zu naiv gespielt, haben uns die Tore selber gemacht.»
Michael Lang, der mit seinem Anschlusstor kurz vor Ende wenigstens den Funken Hoffnung aufrechterhalten hatte für einen Lucky Punch, war genauso desillusioniert: «Wir sind am Anfang überfahren worden, leider.»
Der Aussenverteidiger ging ebenso hart mit seiner Mannschaft ins Gericht: «Es lag nicht daran, dass der FCZ so brutal stark war, sondern weil wir uns dumm angestellt haben. Wir haben den Ball zu wenig gehalten, wir hatten zu wenig Lösungen mit dem Ball, wir sind zu wenig mutig gewesen und haben in Umschaltmomenten zu naiv verteidigt.» Auf die strittigen Szenen wie zu früh gestartete Spieler beim Penalty oder ein Fuss im Abseits beim zweiten Zürcher Tor, wollte Lang nicht gross einsteigen: «Ich suche keine Ausreden.»
Diese Selbstkritik ist zwar aus Basler Perspektive wenig tröstlich, aber aufrecht. Die eigentliche Fundamentalkritik kam bald nach Abpfiff aus einer anderen Ecke. Genauer aus London. Granit Xhaka liess unter dem Instagram-Post des FCB zum Endresultat seinem Frust und seiner Enttäuschung freien Lauf. «So ist es liebe Fans», hiess es dort, «wenn man seine Spieler reintut und das Gefühl hat, man könnte so gewinnen.»
Das ist unzweifelhaft eine Kritik des Arsenal-Profis an David Degen und seiner Personalpolitik beim FCB. Und weiter: «Lass' Spieler spielen, die wissen, um was es geht.» Zum Beispiel seinen Bruder Taulant, der im Letzigrund wie ein anderer Routinier, Pajtim Kasami, erneut nur Ersatz war, und der nicht zum Einsatz kam. Wie schon in der Vorwoche.
Granit Xhaka, der Nationalmannschaftscaptain, schickte noch eine zweite Instagram-Botschaft hinterher, die mindestens genauso geharnischt war: «Ihr wollt, dass wir Ex-Spieler zurückkommen? Mit dieser Politik. Niemals. Sicher nicht so.» Versehen war dieses Niemals mit vier Ausrufezeichen. Xhakas Schlusssatz: «Die einzigen, die mir leid tun, sind die Fans.»
Sechs Tage nach dem Trainerwechsel von Patrick Rahmen zu Guillermo Abascal hängt beim FCB der Haussegen schief. «Wir hatten gehofft, dass der Trainerwechsel etwas bewirkt», sagte Michael Lang noch. Diese Hoffnung hat sich gründlich zerschlagen.
Aber "Wir hatten gehofft, dass der Trainerwechsel etwas bewirkt"... Hä? Da spielen ja immer noch die gleichen. Oder macht der Trainer neuerdings die Tore? 😂