Der FC Barcelona geht am Stock: Gegen Bayern München verlieren die Katalanen auch das zweite Champions-League-Gruppenspiel mit 0:3 und verpassen somit zum ersten Mal seit 21 Jahren die K.o.-Phase der Königsklasse. Erstmals überhaupt muss der stolze Traditionsklub nach der Winterpause in der Europa League ran.
Zu denken geben muss Barça aber vor allem der Qualitätsunterschied. Für das Team von Trainer Xavi Hernandez ging es um alles oder nichts: Mit einem Sieg gegen den Angstgegner hätte man sich auf Kosten von Benfica Lissabon noch für die Achtelfinals qualifizieren können. Doch davon war Barça soweit weg wie das Minus in der Klubkasse von einer schwarzen Null.
4 - Barcelona has been knocked out from a Champions League group stage for the fourth time ever, the first one since 2000/01 when they played the UEFA Cup. New. pic.twitter.com/EkU4ckbjrv
— OptaJose (@OptaJose) December 8, 2021
Die Mannschaft von Xavi hatte den Bayern absolut nichts entgegenzusetzen, spielte ideenlos, fehlerhaft und ohne Biss. Dabei stehen mit Marc-André ter Stegen, Gerard Piqué, Sergio Busquets, Jordi Alba oder Memphis Depay immer noch genügend gestandene Stars im Barça-Kader. Doch Verantwortung auf dem Platz übernimmt von ihnen keiner. Die Spanier waren am Ende gar noch gut bedient – die Bayern hätten auch 6:0 oder 7:0 gewinnen können.
Trainer Xavi wirkte hinterher dementsprechend konsterniert: «Die traurige Realität ist, dass wir mit Mannschaften wie Bayern nicht mithalten können. Das ist ein anderes Level. Sie waren uns in allen Belangen überlegen», gestand der einstige Welt- und Europameister ohne Umschweife ein. «Wir müssen bei null anfangen, hart arbeiten und uns wieder zurückkämpfen. Wir müssen Barça zurück an den Ort bringen, wo es stehen sollte, und das ist ganz oben in der Champions League. Wir haben die Qualität im Team.»
❝This needs to be a turning point.❞
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Das sieht Thomas Müller etwas anders. Der Barça-Schreck, der im siebten Duell mit den Katalanen zum achten Mal traf und nun bereits bei 50 Champions-League-Toren steht, zeigte nach dem Schlusspfiff bei DAZN schon beinahe Mitleid. «Wenn man die Mannschaft anschaut, sieht man viele gute Spieler. Du hast mit Xavi einen grossen Namen, eigentlich hast du alles, was du brauchst», erklärte er und bilanzierte weiter: «Klar sieht es wirtschaftlich nicht rosig aus, aber dass sie so untergehen, habe ich nicht kommen sehen.»
Dennoch glaubt Müller zu wissen, warum Barcelona aktuell kein internationales Top-Team mehr ist. «Ich habe das Gefühl, sie können die Intensität nicht gehen», so der «Raumdeuter». «Die Einzelspieler, da ist technisch alles da. Vom Technischen und Taktischen sind das alles super Spieler. Im Moment können sie anscheinend die Intensität, die im Spitzenfussball herrscht, nicht mitgehen. Das haben wir uns zunutze gemacht.»
Das Champions-League-Aus hat für Barça auch finanzielle Konsequenzen. Die Vereinsführung hatte mit dem Erreichen des Viertelfinals gerechnet, was dem Klub im Minimum 20,2 Millionen Euro an Prämien eingebracht hätte. In der Europa League winken im Falle eines Titelgewinns maximal 14,9 Millionen, in der derzeitigen Verfassung kann Barça damit aber sicher nicht rechnen.
In der Heimat macht sich unterdessen Ernüchterung breit. Die spanische Presse geht mit dem einstigen europäischen Vorzeigeklub hart ins Gericht und bedankt sich zudem beim «müden Bayern-Tiger», der Barça nicht mit letzter Konsequenz jagte.