Noch ist es erst eine Idee. Aber kommt sie durch, ist das nichts anderes als eine Regel-Revolution. Jan Dirk van der Zee, Spitzenfunktionär beim nationalen Fussballverband KNVB, lancierte sie in einem Blog auf der Verbands-Website.
«Wird der Fussball im Jahr 2050 immer noch so gespielt wie im Jahr 2022? Oder werden es unsere Kinder und Enkel anders machen, mit neuen Regeln?», fragt van der Zee. Sein Ziel ist es, schon in der übernächsten Saison 2023/24 in der zweithöchsten niederländischen Liga, der Keuken Kampioen Divisie, nach ganz neuen Regeln spielen zu lassen.
Die Überlegung dahinter ist, dass ein Fussballspiel mit 90 Minuten der jungen Generation offenbar zu lange dauert – und dass wegen vieler Spielunterbrüche häufig nichts passiert. Van der Zee schreibt, ihm sei bewusst, dass noch viel Lobbyarbeit nötig sei, um das Projekt Realität werden zu lassen. «Wenn wir mit den Verlockungen des Bildschirms und mit dem Freizeitsport konkurrieren wollen, brauchen wir mehr als das Festhalten an Tradition und Nostalgie.»
Geht der Ball aus dem Spielfeld, kann ein Spieler an dieser Stelle mit einem Dribbling weitermachen, wenn er möchte, oder ihn zu einem Teamkollegen passen. Das gilt nicht nur für Einwürfe, die als solche gestrichen werden, sondern auch für ruhende Bälle wie Eckbälle und Freistösse.
«Im Durchschnitt gehen fast 11 Prozent der Spielzeit für Freistösse drauf», schreibt der Funktionär. «Diese Unterbrüche nehmen nicht nur das Tempo aus dem Spiel, sondern sorgen auch für eines der grössten Ärgernisse bei Zuschauern und Spielern: den Zeitverlust.» Durch die Möglichkeit, nach einem Freistosspfiff des Schiedsrichters weiterzudribbeln, kann dieser Zeitverlust minimiert werden.
Gelbe Karten hätten das Problem, dass niemand sie wirklich ernst nehme, da sie keine unmittelbaren Konsequenzen haben, meint van der Zee. Deshalb will er die Verwarnung mit einer Zeitstrafe koppeln: Wer Gelb sieht, muss 5 Minuten raus.
Seit der Corona-Pandemie dürfen in den meisten Ligen fünf Akteure getauscht werden. Geht es nach dem Regel-Revoluzzer soll es in der Keuken Kampioen Divisie bald fliegende Holländer geben: Auswechslungen, so oft und wann der Trainer will.
Was beim Eishockey und in anderen Sportarten funktioniert, soll auch im Fussball kommen: die Netto-Spielzeit. Untersuchungen zeigen, dass die reine Spielzeit, in der auch etwas passiert auf dem Feld, nie 90 Minuten beträgt, sondern in der Regel etwa eine Stunde. Entsprechend soll nicht mehr 2 x 45 Minuten gespielt werden, sondern 2 x 30 Minuten – dafür wird bei einem Unterbruch die Zeit angehalten. (ram)