Noch bevor die WM in Katar angefangen hatte, gab es Berichte über angeblich gekaufte Fake Fans. Bilder von Menschenmassen, welche die Schweiz unterstützen, sah man dort nicht – dabei gibt es in Doha durchaus Fans, die nicht aus Zürich, Bern oder Genf anreisten, um der Nati die Daumen zu drücken. Das zeigte sich beim Auftaktspiel der Schweiz gegen Kamerun (1:0).
Zwischen 1000 und 1500 Anhänger flogen aus der Schweiz auf die arabische Halbinsel. Im Al-Janoub-Stadion waren sie nicht die Einzigen, die das weisse Kreuz auf rotem Grund trugen.
«Ich komme aus Sri Lanka, aber heute bin ich für die Schweiz hier», sagte ein Fan gegenüber CH Media. Einfacher Grund: «Die Schweiz ist eines meiner Lieblingsländer.» Ein Libanese erklärte seinen Support für die Mannschaft von Murat Yakin damit, dass er Verwandte habe, die in der Schweiz leben.
Das SRF unterhielt sich ebenfalls mit einigen internationalen Fans des Schweizer Teams. «Ich liebe Shaqiri», sagte beispielsweise der Katarer Abdulaziz Al-Qawari. Der ehemalige Offensivstar von Bayern München und des FC Liverpool sei der Grund dafür, weshalb er die Partie besuche. Die Schweizer Nati sehe er erstmals überhaupt, ergänzte er.
Einen anderen Grund für den Support nannte eine Zuschauerin, die mit der gesamten Familie im Stadion war. Sie sei einmal in der Schweiz in den Ferien gewesen, habe dort eine Uhr gekauft und drücke deshalb der Nati die Daumen. So einfach ist das manchmal.
Die SRF-Korrespondentin in Doha unterhielt sich auch mit einem Inder, der in Katar arbeitet. Die Schweiz unterstütze er wegen ihrer Spielweise, sagte er. Spieler kannte er zumindest vor dem Anpfiff eher nicht, «das ganze Team», antwortete er auf die Frage nach seinem Liebling diplomatisch.
Der Augenschein beim Schweizer Spiel gegen Kamerun zeigte also, dass fremde Fangruppen nicht zwingend «Fake Fans» sein müssen. FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte entsprechende Berichte ohnehin als rassistisch bezeichnet: «Jeder in der Welt hat das Recht, für wen auch immer zu sein. Kann jemand, der wie ein Inder aussieht, nicht für Deutschland oder Spanien sein?»
Für die weiteren Gruppenspiele gegen Brasilien (am nächsten Montag um 17 Uhr) und Serbien (am Freitag nächster Woche um 20 Uhr) werden etwas mehr Fans erwartet, die aus der Schweiz anreisen. Die Rede ist von etwa 2000 bis 2500 Anhängern. (ram)