Im Schweizer Fernsehen wollte Granit Xhaka, Captain des Schweizer Nationalteams, direkt nach dem Ausscheiden im WM-Achtelfinal (1:6 gegen Portugal) keine Stellung nehmen. Dies tat er dann aber in der Interview-Zone des Lusail-Stadions in Doha. Zunächst einmal machte er den anwesenden Journalisten gemäss Tages-Anzeiger aber klar, dass sie besser keine dummen Fragen stellen sollten. Ansonsten «bekunnsch e Hahne vo mir», sagte der 30-jährige Mittelfeldspieler.
Die Stimmung bei Xhaka war wie beim Rest der Mannschaft nach der Kanterniederlage geladen. Und so holte der Leader zum Rundumschlag aus: «Man kann auch mit zehn Mann hinten stehen und verlieren, wenn man nicht verteidigt, wenn man nicht läuft, wenn man keine zweiten Bälle hat.» Eine klare Ansage an die Mitspieler, die bedeutet: Der Einsatz hat nicht gestimmt.
Besonders das Verhalten bei den ersten beiden Gegentoren ist für Xhaka unverständlich. Der Arsenal-Profi bilanziert: «Auf diesem Niveau zwei Standardtore zu kriegen, das darf nicht passieren. Ist passiert – dann fährst du halt nach Hause.»
Doch nicht nur die Defensive bekommt von Xhaka ihr Fett weg. Er bemängelt auch den Einsatz der Stürmer: «Wenn man nicht bereit ist, defensiv zu laufen, und nur offensiv was machen will … Das kannst du auf diesem Niveau nicht machen.» Am Dienstagabend spielten Xherdan Shaqiri und Breel Embolo als Doppelspitze.
Und während diese Aussagen allesamt relativ einfach zu interpretieren waren, wirft Xhakas Antwort zu Murat Yakins Systemumstellung Fragen auf. Yann Sommer sagte, dass der Trainer die Umstellung auf eine Dreierkette in der Defensive mit den Führungsspielern besprochen habe, Shaqiri hingegen sprach von einer «Überraschung für alle». Xhaka antwortete knapp: «Wenn Yann das so gesagt hat, dann ist das so.»
Nur, was ist jetzt richtig? Hat Yakin das System mit seinem Team oder zumindest den Führungsspielern im Vorfeld besprochen oder war es eine kurzfristige Änderung, welche die Spieler sichtlich überforderte? Für den Trainer ist klar: «Es war heute keine Frage des Systems. Wir wollten Fussball spielen, dominant spielen, aber das ist nicht aufgegangen.» Unterstützung bekommt er dabei von Goalie Sommer und auch Xhaka, der sagte: «Wir haben das Spiel nicht wegen des Systems verloren.»
Die Widersprüche hören bei den Natispielern hier aber nicht auf. «Der Trainer gibt uns einen Plan mit und wir versuchen, diesen bestmöglich umzusetzen. Aber der Plan ist heute nicht aufgegangen», sagte Shaqiri dem SRF. Dem fügt er noch hinzu: «Im Fussball sagt man immer, man soll immer ein bisschen so spielen, wie es funktioniert hat.» Diesem Grundsatz ist Yakin im Achtelfinal – aufgrund der Erkältung von Silvan Widmer gezwungenermassen – nicht gefolgt. Und der 31-jährige Offensivspieler ist mit seiner Kritik nicht alleine.
Stürmer Haris Seferovic, der an der WM nur zu drei Einsätzen über insgesamt 68 Minuten kam, stellt laut «Tages-Anzeiger» klar: «Der Trainer ist der Trainer und der Trainer macht die Taktik. Wir haben 1:6 verloren. Ich denke, das sagt alles.» In jedem Fall ist es eine vielsagende Antwort. Und trotzdem bleiben viele Fragen unbeantwortet. (nih)
Was zum Teufel ist "e Hahne"?