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WM 2022: «Dann fährst du halt nach Hause» – Granit Xhakas Rundumschlag

Switzerland's Granit Xhaka gestures during the World Cup round of 16 soccer match between Portugal and Switzerland, at the Lusail Stadium in Lusail, Qatar, Tuesday, Dec. 6, 2022. (AP Photo/Pavel  ...
Zeigte sich nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mitspieler: Captain Granit Xhaka.Bild: keystone

«Dann fährst du halt nach Hause» – Xhakas Rundumschlag wirft Fragen auf

07.12.2022, 10:4307.12.2022, 15:31
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Im Schweizer Fernsehen wollte Granit Xhaka, Captain des Schweizer Nationalteams, direkt nach dem Ausscheiden im WM-Achtelfinal (1:6 gegen Portugal) keine Stellung nehmen. Dies tat er dann aber in der Interview-Zone des Lusail-Stadions in Doha. Zunächst einmal machte er den anwesenden Journalisten gemäss Tages-Anzeiger aber klar, dass sie besser keine dummen Fragen stellen sollten. Ansonsten «bekunnsch e Hahne vo mir», sagte der 30-jährige Mittelfeldspieler.

Unklarheit bei Xhakas Aussage
An der Medienkonferenz mit unter anderen Nati-Trainer Murat Yakin stellte SFV-Mediensprecher Adrian Arnold klar, dass es sich um ein Missverständnis handle. Xhaka habe niemandem gedroht, sondern gesagt: «Dann bekommst du gar nichts von mir.» Aufgrund seines Basler Dialekts sei das dann falsch aufgefasst worden. Ein Journalist, der selbst aus Basel kommt, antwortete darauf, dass er auf Band habe, wie Xhaka sagt: «Denn bekunnsch e Hahne vo mir.»

Die Stimmung bei Xhaka war wie beim Rest der Mannschaft nach der Kanterniederlage geladen. Und so holte der Leader zum Rundumschlag aus: «Man kann auch mit zehn Mann hinten stehen und verlieren, wenn man nicht verteidigt, wenn man nicht läuft, wenn man keine zweiten Bälle hat.» Eine klare Ansage an die Mitspieler, die bedeutet: Der Einsatz hat nicht gestimmt.

Besonders das Verhalten bei den ersten beiden Gegentoren ist für Xhaka unverständlich. Der Arsenal-Profi bilanziert: «Auf diesem Niveau zwei Standardtore zu kriegen, das darf nicht passieren. Ist passiert – dann fährst du halt nach Hause.»

Doch nicht nur die Defensive bekommt von Xhaka ihr Fett weg. Er bemängelt auch den Einsatz der Stürmer: «Wenn man nicht bereit ist, defensiv zu laufen, und nur offensiv was machen will … Das kannst du auf diesem Niveau nicht machen.» Am Dienstagabend spielten Xherdan Shaqiri und Breel Embolo als Doppelspitze.

Und während diese Aussagen allesamt relativ einfach zu interpretieren waren, wirft Xhakas Antwort zu Murat Yakins Systemumstellung Fragen auf. Yann Sommer sagte, dass der Trainer die Umstellung auf eine Dreierkette in der Defensive mit den Führungsspielern besprochen habe, Shaqiri hingegen sprach von einer «Überraschung für alle». Xhaka antwortete knapp: «Wenn Yann das so gesagt hat, dann ist das so.»

Football - FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball - Round of 16 - Portugal v Switzerland 6th December 2022 - FIFA World Cup - Round of 16 - Portugal v Switzerland - Xherdan Shaqiri of Switzer ...
Xherdan Shaqiri bildete mit Breel Embolo eine Doppelspitze.Bild: www.imago-images.de

Nur, was ist jetzt richtig? Hat Yakin das System mit seinem Team oder zumindest den Führungsspielern im Vorfeld besprochen oder war es eine kurzfristige Änderung, welche die Spieler sichtlich überforderte? Für den Trainer ist klar: «Es war heute keine Frage des Systems. Wir wollten Fussball spielen, dominant spielen, aber das ist nicht aufgegangen.» Unterstützung bekommt er dabei von Goalie Sommer und auch Xhaka, der sagte: «Wir haben das Spiel nicht wegen des Systems verloren.»

«Der Trainer macht die Taktik. Wir haben 1:6 verloren. Ich denke, das sagt alles.»
Haris Seferovic

Die Widersprüche hören bei den Natispielern hier aber nicht auf. «Der Trainer gibt uns einen Plan mit und wir versuchen, diesen bestmöglich umzusetzen. Aber der Plan ist heute nicht aufgegangen», sagte Shaqiri dem SRF. Dem fügt er noch hinzu: «Im Fussball sagt man immer, man soll immer ein bisschen so spielen, wie es funktioniert hat.» Diesem Grundsatz ist Yakin im Achtelfinal – aufgrund der Erkältung von Silvan Widmer gezwungenermassen – nicht gefolgt. Und der 31-jährige Offensivspieler ist mit seiner Kritik nicht alleine.

Stürmer Haris Seferovic, der an der WM nur zu drei Einsätzen über insgesamt 68 Minuten kam, stellt laut «Tages-Anzeiger» klar: «Der Trainer ist der Trainer und der Trainer macht die Taktik. Wir haben 1:6 verloren. Ich denke, das sagt alles.» In jedem Fall ist es eine vielsagende Antwort. Und trotzdem bleiben viele Fragen unbeantwortet. (nih)

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Zurück nach der Erkältung. Und gleich regungslos, als er in der 18. Minute aus relativ spitzem Winkel bezwungen wird. Vor der Pause hält Sommer die Schweizer immerhin im Spiel. Beim dritten Gegentor reagiert er unglücklich, beim sechsten wieder überhaupt nicht. Hatte schon viel, viel, viel mehr Ausstrahlung. Note 3
quelle: keystone / thanassis stavrakis
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148 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Weggli
07.12.2022 11:11registriert Januar 2019
...aber klar, dass sie besser keine dummen Fragen stellen sollten. Ansonsten «bekunnsch e Hahne vo mir»,
Was zum Teufel ist "e Hahne"?
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MikTuef
07.12.2022 11:06registriert Februar 2022
Also jetzt chillt mal alle schön euer Leben. Das, was man Murat vor der WM am meisten vorwerfen konnte, war es, keine Alternative für den Ausfall eines Außenverteidigers zu haben. Dafür waren 4 Torhüter mit dabei. Aber auch wenn das falsch war und das neue System die Mannschaft verwirrt haben mag. So lustlos, so ohne Wille und Energie spielen sonst nur Teams, die bereits nichts mehr zu gewinnen haben. Die Schweiz hat aber von Anfang an so gespielt! Nie wollte mehr als ein Spieler gleichzeitig etwas für das Spiel tun. Die Niederlage ist aufgrund der Leistung absolut verdient.
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ray7
07.12.2022 11:16registriert Oktober 2020
Ich glaube es war rundum ein sehr unglücklicher Abend...ob spontane Ausfälle, dem Spielsystem wie auch die Leistung der einzelnen Spieler haben alle einen Teil daran beigetragen für diese Schmach. Wichtig ist, dass nun nicht alles zusammenbricht (siehe Belgien). Die Generation welche uns die letzten Jahr doch sehr viel Freude gemacht hat, wird auch in Deutschland an der EM noch kompetitiv sein - sofern man sich für die EM qualifiziert. Denn auch dass liebe Leute, ist keine Selbstverständlichkeit, wir haben uns die letzten Jahre ziemlich daran gewöhnt.
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