Knapp 10'000 Einwohner hat das Luzerner Städtchen Sursee. Haris Seferovic zählt aktuell nicht dazu und dennoch ist er der berühmteste Surseer des Landes. Schliesslich ist der Nati-Stürmer dort aufgewachsen und er hat dort auch das Fussball spielen gelernt, ehe ihn sein Weg zu grösseren Klubs und ins Ausland führte. Seit dieser Saison stürmt Seferovic für Benfica Lissabon.
Dass mittlerweile alle Welt jeder Schweizer Fussballfan weiss, woher der 25-Jährige stammt, ist Sascha Ruefer zu verdanken. Wann immer Seferovic trifft, feiert ihn der SRF-Reporter als «Mann aus Sursee». Erstmals an der WM 2014, als der Stürmer in allerletzter Minute den 2:1-Siegtreffer gegen Ecuador erzielte.
Haris Seferovic hat mitgekriegt, wie ihn Ruefer, der in einer Nachbargemeinde von «Soorsi» wohnt, nennt. Im SRF sagte er vor dem Auswärtsspiel in Lettland: «Ich finde es schön, dass er das so sagt.» Auch den Kollegen blieb die Bezeichnung nicht verborgen, wie Xherdan Shaqiri grinsend verriet: «Wir rufen ihn mittlerweile alle den ‹Mann aus Sursee›.»
Und dieser Mann aus Sursee hat zur Zeit einen Lauf. Für Benfica schoss er in den ersten fünf Partien der Saison vier Tore. Und in der Nati traf er beim 3:0-Sieg gegen Andorra am Donnerstag doppelt, heute Abend schoss er in Riga beim nächsten 3:0-Erfolg der Schweiz den Treffer zum 1:0 gegen Lettland.
Es war Seferovics elftes Tor für die Schweizer A-Nati. In die Geschichtsbücher schoss er sich aber schon als Junior: Er war es, der die Schweiz 2009 mit seinem goldenen Treffer im Final gegen Nigeria zum U17-Weltmeister machte. Damals, als er noch kein Mann, sondern ein «Teenie aus Sursee» war.
Gradlinig verlief sein Aufstieg in der Folge nicht, ganz im Gegenteil. Seferovic wechselte früh ins Ausland, bei der Fiorentina konnte er sich aber nicht durchsetzen. Es folgten Ausleihen, eine Saison bei Real Sociedad San Sebastian und nach der WM 2014 der Transfer in die Bundesliga. Bei Eintracht Frankfurt brachte er es zwar auf 86 Einsätze mit 16 Toren, bei seinem Abgang wurden ihm kaum Tränen nachgeweint.
Zu Benfica Lissabon zu wechseln hat sich ausbezahlt. Die offensive Spielweise des portugiesischen Rekordmeisters kommt Seferovic entgegen. So kommt er zu Chancen, so kann er auch einmal eine versieben und dafür mit der nächsten Möglichkeit treffen. Haris Seferovic ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel sich bei einem Goalgetter im Kopf abspielen kann.
«Wenn es läuft, dann läuft es», freute sich Seferovic nach dem Sieg in Lettland. «Ich tue alles, damit es so bleibt und ich weiterhin Tore schiessen kann. Aber ich muss am Boden bleiben. Man weiss nie, wie es weiter geht.»
Klar: Die vielen Tore in jüngster Zeit haben sein Selbstvertrauen gestärkt. Seferovic geht mit dem Wissen ins Spiel, dass er jederzeit treffen kann. Das macht den «Mann aus Sursee» derzeit so torgefährlich. Hoffentlich auch am 10. Oktober, wenn es im Estadio da Luz zum entscheidenden Spiel in der WM-Qualifikation gegen Portugal kommt. Es ist das Stadion von Seferovics Klub Benfica.