In der hinduistischen Mythologie gibt es das Konzept von Samsara, dem ewigen Kreislauf aus Geburt, Tod und Wiedergeburt. Manchmal ist man König, manchmal Bettler – und manchmal ist man ein Challenge-League-Klub, der verzweifelt auf Erlösung hofft. Willkommen zur neusten Folge von «How I Met Your Investor»!
Die jüngste Meldung rund um den FC Schaffhausen liest sich wie die Schlagzeile einer Fasnachtszeitung. «Retten Brauerei-Millionen aus Nepal den FC Schaffhausen?», fragt der «Blick». Eine Schnapsidee ist das jedenfalls nicht. Schliesslich wird Schnaps nicht gebraut, sondern gebrannt.
Vielleicht war es ja so wie in einer legendären Werbung für ein (deutsches, nicht nepalisches) Weissbier. Das Mitglied einer asiatischen Reisegruppe am Rheinfall antwortete auf die Frage, wie es ihm gehe, mit: «Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen, bitte.» Und ein zufällig anwesender Funktionär des FC Schaffhausen verstand stattdessen: «Ich möchte in einen Fussballklub investieren.»
Eigentlich sollte es ja gar kein Thema sein, dass der Klub neue Besitzer braucht. Er gehört schliesslich erst seit wenigen Wochen zwei Brüdern aus der Baubranche, Fitim und Boletin Hasani. Eigentlich. Aber weil die Aktienübernahme durch die Hasanis noch gar nicht abgeschlossen ist, heisst der offizielle Besitzer weiterhin Roland Klein, der jedoch mit dem Klub abgeschlossen hat.
«Wir waren überrascht, wie viele ‹Baustellen› es gibt», sagte Fitim Hasani, der glücklicherweise beruflich schon vorher sehr viel mit Baustellen zu tun hatte, kürzlich. «Jeden Tag haben wir wieder etwas Neues entdeckt, was die Situation nicht einfacher gemacht hat.»
Die «Schaffhauser Nachrichten» bezeichneten den Verkauf an die Brüder als «Leuchtrakete», die Bauunternehmer hätten dem Vernehmen nach gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, die Aktiengesellschaft am Leben zu erhalten. Beim Klub wisse man nicht, wie man die Februar-Löhne bezahlen soll, und es sei zu befürchten, dass nächste Woche der Konkurs eingereicht werde.
Deshalb nun die jüngste Entwicklung mit dem Gerücht über den Einstieg eines nepalesischen Bierbrauers. Dabei handelt es sich nach «Blick»-Angaben um den Chef einer Brauerei aus Kathmandu, die im vergangenen Jahr für rund 600 Millionen Franken an Carlsberg verkauft worden ist. Ein Schaffhauser Geschäftsmann, der in Singapur arbeitet, soll den Bierbrauer auf den Geschmack gebracht haben. Der Nepalese soll nicht alleiniger Investor werden, er soll mit Vermögenden aus der Region Schaffhausen zusammenspannen.
Nichts mit diesem Deal hat offenbar Jimmy Berisha zu tun. Der umtriebige Geschäftsführer, der einst die Grasshoppers an Chinesen verkaufte, soll laut «Schaffhauser Nachrichten» abgesägt worden sein. Wie die Zeitung berichtet, sollen Berisha und die Hasani-Brüder das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben.
Der Nepalese wäre übrigens nicht der erste ausländische Bierbrauer, der sich im Schweizer Fussball versucht. Schon um die Jahrtausendwende investierte der Kameruner Gilbert Kadji in den FC Sion. Doch als die Schulden sich häuften, zog er sich zurück und überliess den Klub einem gewissen Christian Constantin. Der trinkt bekanntlich lieber Wein als Bier.
Doch wird der Bierbrauer aus Nepal den FC Schaffhausen wirklich retten? Selbst die Götter in der hinduistischen Mythologie mussten einst den Ozean aufwühlen, um Amrita – den Nektar der Unsterblichkeit – zu gewinnen. Der FCS hat in den vergangenen Jahren einige Stürme überstanden, doch goldener Nektar ist nirgends in Sicht.
Vielleicht taucht das Amrita bald auf. Aber wohl mindestens so gut möglich ist, dass vom Bierbrauer ein «Flasche leer» kommt und dies noch nicht die letzte Folge von «How I Met Your Investor» war.