Ein Restaurantbesuch hat manchmal Folgen. Etwa, wenn das Poulet nicht durch war.
Manchmal hat ein Restaurantbesuch aber auch für Unbeteiligte Folgen. Seit der damalige Bayern-Star Franck Ribéry vor einem guten Jahr in Dubai ein mit Gold überzogenes Steak verputzt und ein Video davon geteilt hat, kämpfen Fussballer in aller Welt noch mehr gegen ihr Image als verwöhnte Schnösel in kurzen Hosen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre vielen Millionen ausgeben sollen.
Fussballfans regen sich oft über solches Gebaren und exorbitante Löhne auf – aber noch viel mehr machen das die Nichtinteressierten. Ihre Meinung ist gemacht: Jeder Fussballprofi ist ein grosskotziger Millionär. Mit Luxus-Karre, Model-Freundin, Reisen im Privatjet, Yacht-Ferien und eben vergoldeten Steaks.
Dabei trifft das nur auf eine verschwindend kleine Minderheit der Fussballprofis in aller Welt zu. Es ist wie in Hollywood: Jeder dort ist Schauspieler. Aber nur ein Bruchteil kann wirklich gut davon leben. Die meisten müssen sich über Wasser halten, indem sie zwischen zwei erfolglosen Castings hinter einer Starbucks-Theke stehen. Auf den Weltfussball übertragen: Nur wenige können in der Champions League spielen. Aber viele hoffen in einer kleinen Liga auf ihren Durchbruch.
Gerade wer über Fussball-Millionäre in der Schweiz herzieht, zeigt damit, dass er keine Ahnung hat, aber dafür gut populistischen Quatsch nachplappern kann. Der «Blick» hat dieser Tage die Löhne der zehn Super-League-Klubs publiziert. Nun kann man von der Zeitung halten, was man will, aber ihre Sportredaktion ist gut vernetzt und die Zahlen dürften der Wahrheit nahe kommen. Die Angaben decken sich auch mit früheren Berichten.
Fussballer-Löhne der Schweiz: So viel kassieren die Super-League-Spieler https://t.co/xBrFUgcKt4
— BLICK Sport (Stay at 🏡) (@BLICK_Sport) May 9, 2020
Einen Fixlohn-Millionär gibt es im Schweizer Fussball derzeit einen. Zdravko Kuzmanovic wurde vor fünf Jahren, als der FC Basel dank Champions-League-Auftritten sehr viel Geld ausgeben konnte, mit einem lukrativen Vertrag zurück in die Heimat gelockt. Der Vertrag des 33-Jährigen läuft Ende Saison aus, er dürfte kaum verlängert werden. Die Topverdiener bei YB (Guillaume Hoarau und Miralem Sulejmani) bleiben ohne Erfolgsprämien unter der Millionengrenze.
Es gibt in der höchsten Schweizer Fussballliga aber auch 39 Profis, die einen Brutto-Monatslohn von weniger als 5000 Franken erhalten. Das Ergebnis der «Blick»-Recherchen zeigt, dass in der Super League im Durchschnitt (ohne Berücksichtigung der jeweils zehn höchsten und tiefsten Löhne) ein monatlicher Bruttolohn von knapp 14'000 Franken bezahlt wird. Das ist ohne Zweifel ein sehr hoher Lohn, zumal im Erfolgsfall oft noch Prämien hinzukommen. Aber weit weg von der vielzitierten Million. Nach Abzug der Steuern bleiben von so einem Lohn je nach Wohnort etwa 150'000 Franken.
Wobei das wie erwähnt der Durchschnitt ist. Gerade bei den beiden Branchenleadern YB und FC Basel sind die Lohnkosten hoch, während beim FC Thun kein Spieler mehr als 10'000 Franken im Monat verdient. Auch beim Super-League-Leader FC St.Gallen sind nur fünf Spieler in der Kategorie von 10'000 bis 20'000 Franken Fixlohn angesiedelt, die Mehrheit der Spieler beziehe ein Grundgehalt von rund 5000 Franken, heisst es im Artikel. Ist Erfolg da, zahlt sich das in Form von Zusatzprämien aus. Die Spieler werden so daran beteiligt, dass ihr Klub dank ihren Siegen mehr Zuschauer ins Stadion lockt.
Der Medianlohn beträgt in der Schweiz rund 6500 Franken. Servicekräfte, Angestellte im Detailhandel oder in Coiffeursalons verdienen in der Regel weniger. Wer in der Pharma, im Informatik- oder Finanzbereich angestellt ist, häufig mehr. Der Fussball kann weniger als Ganzes einer Kategorie zugeteilt werden, zu unterschiedlich sind die Löhne.
Denn es gibt ja nicht nur die Super League, sondern auch die zweithöchste Liga, die Challenge League. Dort sind die Löhne eindeutig eher mit dem Gehalt einer Coiffeuse zu vergleichen als mit dem von Cristiano Ronaldo. Von Gehältern, die «nahe am Existenzminimum liegen», berichtet Andreas Mösli, der Geschäftsführer des FC Winterthur. Dass es nun nur dann ein Darlehen vom Bund gibt, wenn die Löhne um 20 Prozent gesenkt werden, sei «reinster Populismus». Schliesslich dürften «Managerboni und Löhne anderorts auch während der Corona-Krise unanständig hoch bleiben.»
Nicht mehr in der Challenge League spielt Marko Basic. Nach einem Jahrzehnt beim FC Lugano und bei Rekordmeister GC, wo er Captain war, wechselte er im Winter in die zweite chinesische Liga. Der Grund ganz klar: Das Geld. «Ich glaube nicht, dass mancher, der in meinem Alter und meiner Situation ist, Nein gesagt hätte», gab Basic im «Tages-Anzeiger» offen zu. Er sei sich bewusst gewesen, dass er mit einem Wechsel zu TZ Yuanda auf einiges verzichten müsse. «Dafür kann ich für die Zeit nach meiner Karriere ein Polster anlegen.»
Fussball-Millionäre in der Schweiz? Abgesehen von der Spitze des Eisbergs könnte diese Behauptung angesichts von rund 500 Fussballern in 20 Profiklubs zwischen Genf und Vaduz, zwischen Basel und Chiasso, kaum falscher sein. Aber bei einem Eisberg sieht man auch nur die fünfzehn Prozent, die über der Wasseroberfläche sind.
Unser Fussball hat im Vergleich zum Ausland aber auch nicht dasselbe Niveau, wie es andere inländische Branchen im Vergleich haben, wo wir zur Spitze gehören. So gesehen müsste die Schweizer Fussballwelt einfach auf ein höheres Niveau gelangen, wenn sie finden, dass sie zu wenig verdienen.
Selbst in den US-Profiligen, gibt es für Neulinge Schulungen wie man nach der Karriere nicht arm wird.