Vor fast genau 24 Jahren haben die Schweizer schon einmal ein entscheidendes Spiel in Portugal bestritten. Am 13. Oktober 1993 traten sie in Porto als ungeschlagener Tabellenführer zu ihrem vorletzten WM-Ausscheidungsspiel an. Mit einem Sieg hätten sie die erste WM-Teilnahme nach 28 Jahren perfekt machen können. «Die Euphorie hatte sich im Laufe der Kampagne mehr und mehr hochgeschaukelt», erzählt Adrian Knup, damals Mittelstürmer.
Doch die Schweiz verlor in Porto 0:1. Hinterher kritisierte Trainer Roy Hodgson, nicht jeder seiner Spieler habe alles gegeben. «Die Portugiesen spielten wirklich sehr hart, um es mal freundlich auszudrücken», erinnert sich Knup. «Dies, das Publikum und natürlich auch die sehr guten Fussballer wie Futre, Rui Costa und Paulo Sousa machten uns das Leben schwer.»
Einen Monat später brauchte die Schweiz dann gegen Estland einen Sieg mit zwei Toren Unterschied, um sich für die WM 1994 in den USA zu qualifizieren. Nach 32 Minuten brach Knup den Bann, am Schluss hiess es 4:0. Für Knup war es ohne Zweifel eines der Spiele seines Lebens für die Nati.
Und heute? Gelingt den Schweizern ihr Spiel des Lebens? Gelingt sogar die perfekte WM-Qualifikation mit zehn Siegen aus zehn Spielen? Es wäre ein Tag für die Geschichte. Die «Nordwestschweiz» hat mit den Nationalspielern über ihr bisheriges «Spiel des Lebens» für die Schweiz gesprochen. Sie erinnern sich.
«Das Ende naht. Kurz vor Schluss führen wir immer noch mit 1:0. Ich habe bis dahin einen guten Match hinter mir. Dann läuft Shkelzen Gashi alleine auf mich zu. Ich baue mich vor ihm auf. Er schiesst, ich pariere. Der Sieg ist gesichert. Die Erleichterung gross.»
«Ich kann mich nicht entscheiden. Bei 93 Länderspielen wäre es nicht fair, eines herauszupicken.»
«Es war mein zweites Länderspiel. Die Vorbereitung auf die WM in Deutschland. In meiner Heimatstadt Genf, die ganze Familie dabei. Und uns gelang gegen den späteren Weltmeister Italien ein überragender Auftritt. Ich will nicht sagen, dass ich nie mehr besser war. Aber so ein überwältigendes Gefühl? Nein, das gab es nicht mehr.»
«Dieses Spiel gegen Albanien, endlich ist es da, nach einer gefühlten Ewigkeit und all den Geschichten rund um die Doppelbürger. Über die Innenverteidigung wurde auch immer wieder geredet – oder soll ich sagen: an ihr gezweifelt? Dann gelingt mir in der fünften Minute das entscheidende 1:0. Die Glücksgefühle sind riesig.»
«Ich bin hin- und hergerissen zwischen diesem Spiel und dem ebenfalls aussergewöhnlichen und unvergesslichen EM-Achtelfinal 2016 gegen Polen. Gegen Argentinien machten wir vieles richtig, schränkten mit einer aufopfernden Teamleistung den Einfluss von Messi stark ein und brachten einen der WM-Favoriten fast zu Fall.»
«Dieses super Spiel vom letzten Samstag. Mein zweites Pflichtspiel in der Startformation, und dann liefern wir so ein Spektakel ab. Grossartig! Grundsätzlich ist für mich aber jeder Auftritt im Nationalteam noch ein Riesenerlebnis.»
«Es war eines der ersten Spiele im Trikot des Nationalteams, in dem ich so richtig überzeugen konnte. Lange hiess es immer: ‹Wenn er dann mal spielt, dann kriegt er es trotzdem wieder nicht auf die Reihe.› Gegen Brasilien konnte ich allen das Gegenteil beweisen.»
«Ich tue mich schwer mit der Entscheidung. Aber in diesem Spiel zeigten wir auf der grossen Bühne eine Selbstverständlichkeit und eine Dominanz wie vielleicht noch nie, seit ich dabei bin. Okay, wir haben das Spiel nicht gewonnen. Aber es war vom Auftritt her trotzdem wegweisend und stilbildend.»
«Ich war jung und erst auf dem Weg in die Stammelf. In der Pause eingewechselt, gelang mir ein wunderbares Tor – gegen das grosse England. Das war von den Emotionen in etwa vergleichbar mit meinen drei Toren beim 3:0 gegen Honduras an der WM 2014 in Brasilien. An jenes Spiel erinnere ich mich auch gerne.»
«Alle Argentinier rannten von der Bank auf den Platz, als Di Maria in der 118. Minute das 1:0 glückte, so erleichtert waren die! Trotz der bitteren Niederlage ist diese Partie für mich unvergesslich. Wir zeigten eine richtig starke Teamleistung gegen den späteren Finalisten. Und das vor 63'000 Zuschauern in diesem super Stadion von Sao Paulo.»
«Die Nachspielzeit wird wohl ewig berühmt bleiben in der Schweiz. Zuerst wegen der grossartigen Balleroberung von Valon Behrami und seinem Ritt über das gesamte Feld. Dann spielt mir Ricardo Rodriguez den Ball auf den Fuss, ich treffe zum 2:1. Mein Vater hat Geburtstag und sitzt im Stadion. Das ist unvergesslich.»