Sport
Fussball

Fussball-WM der Frauen: Die Nati und ihr Problem mit dem fehlenden Mut

Switzerland's head coach Inka Grings, left, speaks to Switzerland's captain Ramona Bachmann during a women's international friendly soccer match between Switzerland and Morocco at the S ...
Trainerin Inka Grings bespricht sich mit Captain Ramona Bachmann.Bild: keystone

Die Frauen-Nati und ihr Problem mit dem fehlenden Mut

Das Schweizer Nationalteam der Frauen hat die WM-Vorbereitung in der Schweiz abgeschlossen. Eine Bestandesaufnahme gut zwei Wochen vor dem Start in die Endrunde in Neuseeland.
06.07.2023, 10:39
Mehr «Sport»

Die Schweiz reist ohne Sieg unter der neuen Trainerin Inka Grings an ihre zweite Weltmeisterschaft. Ein Grund zur Sorge?

Nicht unbedingt. Grings probierte in der rund vierwöchigen Vorbereitung in der Schweiz viel aus, sie gewährte Spielerinnen die Möglichkeit, erstmals im Kreis des Nationalteams Erfahrungen zu sammeln, während die arrivierten Akteurinnen laufend dazustiessen. Entsprechend nahm die Equipe erst mit der Zeit Konturen an.

An der Ausgangslage für die WM ändern die Resultate der Vorbereitung – 3:3 gegen Sambia, 0:0 gegen Marokko – nichts. Gegen die Philippinen (21. Juli) sind die Schweizerinnen klar zu favorisieren, gegen Norwegen (25. Juli) ist ein Duell auf Augenhöhe zu erwarten, wobei die Skandinavierinnen auf dem Papier mehr Potenzial haben, und zum Abschluss der Gruppenphase gegen Co-Gastgeber Neuseeland (30. Juli) wäre ein Schweizer Sieg keine Überraschung. Insofern scheint das auch intern festgelegte Ziel der Achtelfinal-Qualifikation durchaus realistisch – wenn denn mal Siege eingefahren werden können.

Schaffen die Schweizerinnen den Achtelfinaleinzug?

Crnogorcevics ungewohnte Position

Drei der sechs Partien unter Inka Grings endeten torlos. Insofern scheint es ein Leichtes, die Wurzel allen Übels in der Offensive zu suchen. Nach dem abschliessenden Test gegen Marokko befand die deutsche Trainerin denn auch, dass sich mit Ausnahme von Ramona Bachmann die Offensivspielerinnen zu wenig zutrauten, etwas zu kreieren. Dieser fehlende Mut dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass Grings die Schweiz bisweilen in einem System auflaufen lässt, das für sie ungewohnt ist: einem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld.

In dieser Ausrichtung stellte Grings mit Ana Maria Crnogorcevic jeweils die Rekordnationalspielerin und -torschützin auf eine der Halbpositionen, was die vielseitige Akteurin vom FC Barcelona oft ihrer Torgefährlichkeit beraubt. Grings hat vieles ausprobiert, manchmal wirkte sich dies wie gegen Sambia aber negativ auf die defensive Stabilität aus. Die Schweiz scheint zurzeit wenig ausbalanciert und die ideale Besetzung noch nicht gefunden zu haben.

Grings erstmals Trainerin an einem grossen Turnier

Auch wenn Leistungsträgerinnen wie Captain Lia Wälti, Bachmann, Crnogorcevic und Torhüterin Gaëlle Thalmann unverzichtbar sind, will Grings die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und verlangt entsprechend auch von jüngeren Spielerinnen wie Seraina Piubel, Nadine Riesen oder Géraldine Reuteler, dass sie eine Leaderrolle einnehmen. Im Vergleich zu Grings' Vorgänger Nils Nielsen ist das Team etwas jünger geworden, und gerade FCZ-Spielerin Piubel wird von ihrer ehemaligen Trainerin mehr eingesetzt.

«Ich wurde sehr emotional»: Alisha Lehmann über ihr WM-Aufgebot

Video: watson/Aya Baalbaki

Auch Iman Beney hätte mit ihrer spielerischen Unbekümmertheit ein wichtiger Teil dieses Teams werden können, die 16-jährige YB-Stürmerin fehlt aber nach ihrem im Abschlusstraining für die Partie gegen Marokko zugezogenen Kreuzbandriss. Fünf Spielerinnen im 23-köpfigen Kader nehmen in Neuseeland erstmals an einer Endrunde teil, und auch für Grings ist es eine Premiere, als Trainerin an einem grossen Turnier zu sein. Inwiefern die Erfahrung einen Einfluss haben wird, wird sich zeigen.

Kampf gegen den Jetlag

Spielerinnen und Staff reisen am 8. beziehungsweise 9. Juli von Zürich nach Dunedin. Die Gruppe wird auf zwei Linienflüge aufgeteilt. In der Stadt an der Südostküste der südlichen Insel Neuseelands wird die Schweiz zwei ihrer drei Gruppenspiele austragen.

Über 30 Stunden wird die SFV-Delegation unterwegs sein, ehe sie ihr WM-Hauptquartier beziehen kann. Doch nicht nur die lange Flugzeit, sondern auch die Zeitverschiebung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Dunedin ist der Schweiz zehn Stunden voraus.

Damit die Akklimatisierung möglichst rasch vonstatten geht, hat die medizinische Abteilung Spielerinnen und Staff Tipps und Anweisungen auf den Weg gegeben. Beispielsweise, eine Stunde früher ins Bett zu gehen und dafür dann eine Stunde früher aufzustehen. Zudem können mit speziellen Brillen andere Lichtverhältnisse und Tageszeiten simuliert werden, was beim Einschlafen helfen soll. Durch solche Massnahmen soll der Körper an die neuen Umstände gewöhnt und der Jetlag nach der langen Reise minimiert werden, damit alle möglichst schnell ihr gewohntes Leistungsniveau abrufen können. (ram/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle WM-Stadien in Neuseeland und Australien
1 / 12
Alle WM-Stadien in Neuseeland und Australien
Eden Park: Das grösste Stadion Neuseelands in Auckland ist Austragungsort des Eröffnungsspiels der WM und acht weiterer Spiele. Es fasst etwa 50'000 Menschen.
quelle: imago / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann und Co. duellieren sich im ultimativen Rate-Duell
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Suppenlöffel
06.07.2023 11:30registriert April 2022
Vielleicht ist es auch einfach fehlende Klasse?
228
Melden
Zum Kommentar
7
Fussball-Liga-Chef verlangt härtere Strafen für Pyro-Würfe
Der Geschäftsführer der Swiss Football League, Claudius Schäfer, fordert härtere Strafen für Leuchtfackel-Würfe. Wer Pyros auf Menschen werfe, solle mit einer unbedingten Freiheitsstrafe rechnen müssen.

«Wir wollen härtere Strafen für die, die offenkundig nicht belehrbar sind. Dort müssen wir ansetzen», sagte Schäfer am Samstag in einem Interview mit dem «Blick». Bei solchen Taten handle es sich um eine Gefährdung des Lebens.

Zur Story