Wie ist die Stimmung im Team nach den doch eher enttäuschenden Testspielen?
Ramona Bachmann: Sie ist noch immer sehr gut. Die Vorfreude ist riesig und wir arbeiten sehr hart. Wir haben strenge Wochen hinter uns, weshalb wir in den Spielen auch müde Beine hatten. Von daher machen wir uns noch keine grossen Sorgen und sind überzeugt von unseren Qualitäten.
Die ersten Monate unter Inka Grings verliefen noch nicht wie gewünscht, auch nach fünf Spielen ist das Nationalteam noch sieglos. Wie schwierig ist die Umstellung?
Es ist keine einfache Situation für das Team, im Januar eine neue Trainerin zu bekommen, die ein anderes Spielsystem implementieren will als ihr Vorgänger, dafür aber nur sehr wenig Zeit hat. Dennoch haben wir zwei sehr interessante Camps erlebt, in denen wir viel gearbeitet und ausprobiert haben. Natürlich hätten wir gerne mehr Tore geschossen, aber vor allem gegen Sambia ist es in der zweiten Halbzeit schon deutlich besser gelaufen. Es gibt einzig noch einige Timing- und Kommunikationsprobleme im Spiel, die leicht zu lösen sind.
Die Vorbereitungszeit für die WM ist durch den Turnierstart am 20. Juli ungewöhnlich lang. Ist die lange Pause nach der Klubsaison ein Vor- oder eher ein Nachteil?
Hätte ich wünschen können, hätte ich lieber eine kürzere oder gar keine Pause gemacht. Die zwei Wochen Ferien, die ich bekommen habe, sind für den Kopf zwar gut, aber wirklich abschalten kann man – vor allem körperlich – nicht.
Seit 2020 spielen Sie bei PSG, wurden seither Meister, Cupsieger und standen zweimal im Halbfinal der Champions League. Dennoch denkt man bei PSG zunächst an Kylian Mbappé oder Neymar. Wie viel Platz und Aufmerksamkeit hat es neben diesen Weltstars für das Team der Frauen?
Die Unterschiede sind natürlich riesig, aber wir sind auf einem guten Weg. Vor einigen Jahren hat es bei vielen Topklubs noch nicht einmal ein Frauenteam gegeben, heutzutage werden bei Topspielen auch das Camp Nou oder der Parc des Princes ausverkauft. Dennoch sind wir bei Weitem noch nicht dort, wo wir sein möchten.
Was muss passieren, um dort hinzukommen?
Es muss viel geschehen, beispielsweise im Marketing. Es ist schade, wenn Leute in die Shops kommen und es da keine Trikots der Frauen zu kaufen gibt. Dabei wäre das Interesse da, das sieht man ja an den Zahlen. Und es braucht Investitionen, da kommt man nicht dran vorbei. Das war bei den Männern auch so, ohne Investitionen wäre der Fussball nicht da, wo er jetzt ist.
Wenn Sie mit Ihren Mitspielerinnen über die Bedingungen bei den Klubs diskutieren, welche Unterschiede sind da zu erkennen?
Es gibt schon einige Klubs, die dem Frauenfussball in der Vergangenheit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben und jetzt nachziehen müssen. Bei PSG kann ich mich aber nicht beschweren, es wird jetzt ein neues Trainingsgelände für alle Teams gebaut. Man merkt allgemein, dass der Klub viel bewegen will.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Schweiz?
Ich würde schon sagen, dass in der Schweiz viel geht. Es gibt einige Klubs, die sich für den Frauenfussball einsetzen und etwas für diesen tun. Es muss und kann zwar immer noch mehr passieren, aber man sieht, dass es in den letzten zwei, drei Jahren Verbesserungen gegeben hat.
Wie wichtig ist es Ihnen auch persönlich etwas für die nächste Generation von Mädchen und Jungen im Fussball zu tun?
Ich habe am letzten Wochenende zum dritten Mal ein Camp für Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren veranstaltet. Es ist mega cool, dass ich die Möglichkeit habe, mit den Kindern zu arbeiten, und dass es so gut ankommt. Ich glaube, auch für mich wäre es sehr schön gewesen, als Kind ins Camp eines meiner Idole zu gehen. Deshalb versuche ich auf diese Weise etwas zurückzugeben.
Für Sie wird das Turnier in Neuseeland und Australien die zweite WM nach 2015 sein. Wie verändert sich die Herangehensweise mit der zusätzlichen Erfahrung auch von zwei Europameisterschaften?
Grundsätzlich verändert sich nicht viel, es ist immer wieder speziell, für die Schweiz aufzulaufen, ob es jetzt die erste oder die vierte Endrunde ist. Ich weiss jetzt zwar, was auf mich zukommt, aber der Druck wird nicht kleiner. Mir gefällt das, weil ich in diesen Situationen am besten abliefern kann.
Beim letzten Mal haben Sie den Achtelfinal erreicht. Kann die Nati dieses Mal noch einen draufsetzen?
Das zu schaffen, wäre sicher cool. Aber es ist nicht einfacher geworden, die WM ist nochmal besser besetzt und das Niveau ist allgemein höher geworden. Wir nehmen deshalb Schritt für Schritt. Wir wollen die Gruppenphase überstehen und so weit wie möglich kommen. Dafür brauchen wir aber einen guten Start gegen die Philippinen, wo wir die Favoritinnen sind und drei Punkte holen müssen.
Wird Sie dabei auch Ihre Frau, die Sie kürzlich geheiratet haben, vor Ort unterstützen?
Nein, sie kann leider nicht mit nach Neuseeland reisen, da sie noch in der Prüfungsphase ihres Masters ist. Sie wird aber natürlich von zu Hause aus alle Spiele verfolgen.
Was steht für Sie und die Nati bis zum Turnierstart nun noch an?
Heute Abend (19 Uhr) testen wir gegen Marokko, bevor wir noch ein paar Tage freihaben. Am Sonntag fliegen wir dann nach Neuseeland, wo wir in den letzten Teil der Vorbereitung starten.
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arni99
Ein Beispiel: Bayern München hat mit dem Parkhaus bei der Allianz Arena bei einem Herren Spiel mehr Einnahmen als wärend der ganzen Saison der Frauen mit den Eintritten.
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