FCB-Coach Magnin schimpft über Schiri und Technik und nervt sich über Journalisten-Fragen
Ludovic Magnin ist ein impulsiver Mensch, einer, der seine Emotionen rauslässt, wenn sie in ihm hochkochen. Das ist auch am Mittwochabend nicht anders, als sein Puls an der Seitenlinie des Europa-Park-Stadions in Freiburg wohl immer wieder in ungesunde Höhen schiesst und sein Kopf eine rote Farbe erreicht, die bei jedem Allgemeinmediziner ein nervöses Zucken auslösen würde. Nach einer Stunde zeigt ihm Schiedsrichter Luis Godinho die gelbe Karte, weil sich Magnin lautstark über einen Entscheid des Portugiesen beschwert.
Pause für Tsunemoto
Schon eine halbe Stunde vorher suchte der FCB-Trainer die Aufmerksamkeit des Unparteiischen. Sein Team war da durch einen Distanzschuss von Patrick Osterhage ins Hintertreffen geraten. Da Keigo Tsunemoto währenddessen am Boden sass, hätte Magnin erwartet, dass die Partie unterbrochen würde, doch Godinho liess die Partie laufen. Und die Basler kassierten den ersten Gegentreffer auf dem Weg zu einer 1:2-Niederlage zum Auftakt der diesjährigen Kampagne in der Europa League.
«Wenn ein Spieler verletzt ist, unterbricht man normalerweise die Partie», sagt Magnin und führt aus, dass er aufgrund einer Oberschenkelverletzung wohl mehrere Wochen auf seinen japanischen Aussenverteidiger werde verzichten müssen. «Aber der Schiedsrichter hat das anders gesehen.»
Der Coach sitzt im Presseraum im Bauch des Stadions. In die Fernsehkameras hat er zu diesem Zeitpunkt seine Analyse schon zigfach wiedergegeben, seinen Unmut geäussert über einzelne Entscheide des Schiedsrichtergespanns und auch sein Unverständnis kundgetan darüber, dass auf der Trainerbank offenbar kein Internetsignal empfangbar war und der Basler Staff somit einzelne Spielszenen nicht wie gewohnt auf dem iPad nachschauen konnte.
Zés Grosschance
Doch trotz allen Ärgers zeigt sich der Lausanner als fairer Verlierer. «Freiburg war besser als wir und hat verdient gewonnen», konstatiert er. Zu brav seien seine Spieler bisweilen gewesen, und zu wenig clever. Er denkt da etwa an die beiden Gegentore, aber auch Zweikämpfe, in denen sich die Deutschen abgeklärter verhalten hätten. «Freiburg ist eine sehr gute Mannschaft, auch von der Effizienz her. Wir haben unsere Chancen leider nicht genutzt.» Vorab der Grosschance von Junior Zé kurz vor der Pause trauert Magnin nach.
Und dann wird augenscheinlich, dass der 46-Jährige nicht nur ein impulsiver und emotionaler Trainer ist, sondern auch ein ambitionierter. Als Magnin gefragt wird, ob seine Mannschaft trotz der Niederlage positive Aspekte mitnehmen könne, sagt er, ihn nerve es, wenn Trainer oder Spieler nach einer verlorenen Partie meinen, sie könnten immerhin Erfahrung mitnehmen. «Wir brauchen nicht nur Erfahrung. Wir brauchen Punkte», sagt er. Dass das Team aber 95 Minuten lang auf Punkte habe hoffen können, stimmt den Romand positiv. «Ich habe viele gute Dinge gesehen», meint er.
So, wie er bei diesem Satz die Stimme anhebt, ist offensichtlich, dass noch ein «Aber» folgt. Ein «Aber», das zeigt, mit welchem Ehrgeiz Ludovic Magnin diesen FC Basel auch im zweitgrössten europäischen Klubwettbewerb führt. «Aber», sagt er, «wir sind der FC Basel. Wir können nicht die rosarote Brille aufsetzen, wenn wir ein Spiel verloren haben.» (nih/sda)
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