Rund 110'000 Personen verletzen sich in der Schweiz jährlich bei Spielsportarten mit Körperkontakt. Das ist mehr als ein Viertel aller Sportverletzungen. 10 Prozent dieser Verletzungen sind schwerwiegender Natur.
Insbesondere während des Wettkampfs und bei Zweikämpfen ist das Risiko deutlich höher ist als bei anderen Sportarten. Im Breitensport beispielsweise passieren rund die Hälfte aller Verletzungen als direkte Folge eines Gegnerkontakts. Bei den Profis und im Seniorensport sind es anteilsmässig noch mehr solche Verletzungen.
Es gibt Schlüsselaktionen, die für eine Vielzahl von schweren Verletzungen verantwortlich sind. Im Fussball sind es Kopfball-Duelle und Tacklings, im Eishockey der Bodycheck und auch im Handball und Basketball werden die meisten Verletzungen durch unmittelbare Kollisionen verursacht.
Mit der Verschärfung der Sportförderungsverordnung im März 2023 verpflichtet der Staat die Verbände, unfallpräventive Massnahmen zu ergreifen. Machen sie das nicht, drohen in letzter Konsequenz Kürzungen der Finanzhilfen des Bundes. Die Regulierung und Organisation des Sports hat bei dieser Revision eine massiv stärkere Verankerung in der staatlichen Rechtsstruktur erfahren.
Rund um die Ethikdiskussion im Schweizer Sport wurde definiert, dass die Themen Fairplay und Sicherheit nachhaltig gestärkt und in den Regelwerken verankert werden sollen. Der Dachverband Swiss Olympic erarbeitet aktuell zu 17 verschiedenen Themen Massnahmen, wie die im Zusammenhang mit der Ethik verschärften Vorgaben in Form einer Branchenlösung sinnvoll umgesetzt werden können.
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) hat jetzt in der Broschüre «Prävention von körperkontaktbedingten Verletzungen im Spielsport» Handlungsgrundsätze und Empfehlungen erarbeitet. «Es besteht Handlungsbedarf und auch Handlungszwang im Bereich der Verletzungsprävention», sagt Christof Kaufmann, Leiter Sport und Bewegung bei der BFU. «Wir möchten die Verbände dabei unterstützen, die richtigen Stellschrauben für Anpassungen zu finden.»
Die umfassende Analyse hat gezeigt, dass ein Fokus auf das Regelwerk sinnvoll ist. Dazu gehören neben der Anpassung und Durchsetzung der Spielregeln im Nachwuchs-, Senioren- und Breitensport auch Themen wie neue Spielformate, Sanktionierungen, fehlerverzeihende Infrastruktur, Obligatorien für Schutzausrüstung und Aktivitäten zur Förderung des Fairplay-Gedankens. Zu Letzterem stellt die BFU fest: «Gewinnen hat im Sport einen hohen Stellenwert. Manchmal sogar höher als die Unversehrtheit des Gegenspielers.»
Neben einer Ausbildungsinitiative zur Verbesserung der Qualität von Schiedsrichtern werden abschreckend strenge Sanktionierungen für schwerwiegende Körperangriffe, die auch noch im Nachhinein möglich sein sollen, vorgeschlagen. «Die BFU möchte eine Diskussion lancieren und auf die Agenda der Spielsportverbände setzen, ob eine strengere Sanktionierung von Fouls zu einer Reduktion von Verletzungen führen kann», sagt Christof Kaufmann.
Zur Stärkung der Ausbildung von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern gehören für die BFU auch eine bessere Anerkennung ihrer Aufgabe durch die Verbände und eine höhere Entlöhnung.
Bei den konkreten Präventionsansätzen setzt sie den Bereich der Spielregeln in den Mittelpunkt und fordert Anpassungen. Ziel ist, dass es gar nicht erst zu harten Körperkontakten oder Fouls kommt. Neben der konsequenten Erkennung und Ahndung von schweren Fouls fordert die BFU die Entwicklung von Spielformen mit reduziertem Körperkontakt und Regelanpassungen zur Verhinderung von Körperangriffen auf Kopf und Rücken sowie wirkungsvolle Anreize für eine Fairplay-Kultur.
«Es gibt bereits verschiedene gelungene Beispiele, wie man mit Anpassungen im Regelwerk einen positiven Effekt erzielen kann». Kaufmann erwähnt die Fairplay-Punkte, die im Schweizer Breitenfussball wichtiger für die Platzierung in der Tabelle sind als das Torverhältnis, oder den Verzicht auf Bodychecks im kanadischen Junioren-Eishockey. Dort wurde die Häufigkeit von Verletzungen um 50 Prozent gesenkt. Auch die Verbände im Unihockey und Volleyball setzen bereits Massnahmen um.
Gerade im Fussball laufe aktuell viel. In einigen Regionen wird durch alternative Formen für Eckbälle das Risiko von Kopfballduellen bei Kindern gesenkt. Christof Kaufmann sagt aber mit Blick auf die Spielsportarten auch klar: «Es ist noch viel Potenzial da.»
Die BFU fordert die Verbände auch auf, eine eigene Risikoanalyse vorzunehmen sowie eine sportartenübergreifende Koordinationsgruppe zu bilden. So können Erfahrungen ausgetauscht und im Vergleich der Disziplinen gemeinsame Standards geschaffen werden. Gemäss Christof Kaufmann plant sie, am 29. Mai eine Online-Live-Sendung und im November ein Forum zu dieser Thematik durchzuführen. (aargauerzeitung.ch)
Im Juniorenfussball hat es genau dieselben verhinderten Spitzensportler, die über ihre Juniorenmannschaften versuchen etwas zu erreichen, dass sie selber nie geschafft haben. Dadurch wird schon bei den F Junioren ein Druck aufgebaut und eine Aggressivität gefordert und gefördert, die einfach zwangsläufig zu übermotivierten und unnötigen Aktionen führen (und dann noch beklatscht werden).