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ZSC: Sportchef Sven Leuenberger im Interview über den Meistertitel 2024

Die Zuercher jubeln mit dem Pokal nach ihrem Sieg im siebten Playoff Final Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC, am Dienstag, 30. April 2024, in der Swiss Life ...
Spieler und Fans feiern den Meistertitel.Bild: keystone
Interview

ZSC-Sportchef Leuenberger: «Es wird jedes Jahr schwieriger, Meister zu werden»

Nach sechs Jahren sind die ZSC Lions wieder Schweizer Meister. Im Interview mit Keystone-SDA erklärt der Sportchef Sven Leuenberger, warum das alles andere als selbstverständlich ist.
01.05.2024, 14:05
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Sven Leuenberger hat Erfahrung mit Meisterfeiern. Vier Titel gewann der Ostschweizer als Spieler mit dem SC Bern, weitere drei als Sportchef und nun den zweiten in dieser Funktion bei den ZSC Lions. Oft wurde er in den letzten Jahren auch gescholten, weil es trotz grossem Budget seit 2018 für keinen weiteren Meistertitel reichte.

Umso grösser ist nun die Genugtuung nach dem Sieg in der Finalissima gegen ein starkes Lausanne. Mit der Meister-Zigarre in der Hand sprach Leuenberger in den frühen Morgenstunden des Tags der Arbeit über seine Einschätzungen.

Sven Leuenberger, Gratulation zum Meistertitel. Macht es den Erfolg noch süsser, dass man doch recht lange warten musste?
Die Frage ist immer: Was ist «lange»? Eines der sechs Jahre war noch von Corona beeinflusst (als die ZSC Lions Qualifikationssieger waren und die Playoffs ausfielen). So gesehen meine ich, wenn du alle fünf Jahre Meister wirst, ist das eine gute Geschichte. Dazu haben wir noch einmal den Final verloren. Aber ja, heute sind wir natürlich froh, dass es geklappt hat im neuen Stadion.

Sven Leuenberger, Directeur sportif des ZSC Lions, pose pour le photographe, lors du 6eme match de la finale de play-off du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre Lausanne HC, ...
Einer der Baumeister des Zürcher Erfolgs: Sportchef Sven Leuenberger.Bild: keystone

Manche sagen ja, wenn man meist Favorit ist wie der ZSC, müsste man mehr als alle fünf Jahre Meister werden. Wird es unterschätzt, was es dafür braucht?
Ja, ich glaube schon. Es gibt immer mehr Teams, die wirklich sehr kompetitiv sind. Wir haben es dieses Jahr wieder gesehen. Es ist so eng gewesen, und ich habe das Gefühl, es wird jedes Jahr schwieriger.

Macht es den Titel wertvoller, weil ihr im Final so darum kämpfen musstet und nicht einfach durchmarschiert seid?
Auf jeden Fall. Für mich macht das sehr viel aus. Wir haben das neue Stadion, die Familie Frey, die sich wirklich sehr reingekniet und alles ermöglicht hat. Ein grosser Dank gilt ihnen.

Sie haben als Verein in den letzten Jahren doch sehr viel richtig gemacht. Das Stadion ist gelungen, was in Zürich nicht allen gelingt. Jetzt schon der erste Titel im neuen Stadion. Sind Sie wunschlos glücklich?
(lacht) Im Moment schon. Aber morgen kommen sicher schon wieder die ersten Fragen.

Genau. Ist es schwieriger, einen Meistertitel zu verteidigen, als ihn das erste Mal zu gewinnen?
Ich denke, die Mannschaft war wirklich auf einer Mission. Besonders stolz macht mich, wie wir reagieren konnten. Wir haben heute auch noch Malgin verloren. Das war vom Mentalen her unheimlich schwierig für die Mannschaft. Auch deshalb bin ich wirklich stolz auf sie.

Die Zuercher mit Denis Malgin, links, feiern das Tor zum 1:0 beim Eishockey Playoff Final, Spiel 7 der National League zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC am Dienstag, 30. April 2024 in der Swi ...
Topskorer Denis Malgin schied im Spiel 7 verletzt aus.Bild: keystone

Malgin hat nochmals versucht, aufs Eis zurückzukommen, ist dann aber den gesamten Match auf der Bank gesessen, was ihm sicher schwer gefallen ist. Zeigt das ein wenig den Zusammenhalt in dieser Mannschaft?
Ja. Ich glaube, wir sind wirklich gewachsen als Mannschaft während dieser Saison – und ja, ich mag es wirklich jedem Einzelnen gönnen in dieser Organisation.

Praktisch alle Leistungsträger bleiben mindestens ein weiteres Jahr. Was gibt es noch zu tun für die nächste Saison?
Im Moment nichts. Wir werden diskutieren müssen, ob es vielleicht das eine oder andere noch zu justieren gibt. Aber das passiert sicher noch nicht heute und morgen.

Phil Baltisberger (ZSC) links, und Chris Baltisberger jubeln mit dem Pokal im siebten Playoff Final Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC, am Dienstag, 30. Apri ...
Die Brüder Phil (links) und Chris Baltisberger mit dem Pokal. Für Phil hat's in Zürich keinen Platz mehr, er wechselt nach Langnau.Bild: keystone

Ist es manchmal ein bisschen frustrierend für Sie, wenn Leute sagen, mit diesen finanziellen Möglichkeiten und dieser Mannschaft müsse man ja fast Meister werden. Wenn Ihre Arbeit vielleicht ein bisschen zu gering geschätzt wird?
Wissen Sie, die Leute, die das sagen, merken jeweils nicht einmal, dass ein Spieler ausgefallen ist. Die, welche etwas davon verstehen, wissen, was es braucht, um Meister zu werden. Und auf die kommt es an, auf die anderen weniger.

Letztes Jahr waren Servette und Biel im Final, nun erstmals Lausanne. Ist es die Erhöhung auf sechs Ausländer, die die Liga nochmals ausgeglichener gemacht hat?
Ja, deshalb meine ich, es wird nicht einfacher. Es hat sicher sechs, sieben Teams, die um den Titel spielen können.

Aber für das Produkt National League ist das eine gute Entwicklung.
Ja, das glaube ich schon.

(ram/sda)

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2024: ZSC Lions, Finalserie: 4:3 gegen den Lausanne HC.
quelle: keystone / urs flueeler
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sandlerkönig Eberhard
01.05.2024 16:08registriert Juli 2020
Auch wenn es mich extreme Überwindung kostet: Gratulation zum Chübu, und das ist sogar wirklich ehrlich gemeint. Obwohl Züri überhaupt gar nicht meins ist, und zwar in sämtlichen Belangen, inklusive der Lions😄.

Aber der Titel ist grundsätzlich über die ganze Saison gesehen verdient geholt.

Gratulation auch an Lausanne, ich hätte letzten September nicht darauf gewettet, dass die Saison erst mit dem allerletzt möglichen Spiel zu Ende sein wird.
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SCL - Maulwurf
01.05.2024 17:17registriert März 2021
Gratulation an den Z, aber auch Lausanne gebührt viel Respekt. Die ewigen Nörgler haben noch nicht gemerkt, dass der ZSC absolut am meisten für qualitativ guten Nachwuchs macht. Davon können mittelfristig auch andere Teams profitieren. Auf jeden Fall macht der Z mit seinen finanziellen Möglichkeiten viel Intelligentes und in Bezug auf sein Farmteam ist er ein grosses Vorbild.
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Boucher
01.05.2024 18:56registriert Februar 2024
Zuerst einmal war es ein Topfinal auf hohen Niveau und für die Wichtigkeit der Spiele hart aber fair. Zürich ist die beste Mannschaft,daher auch verdient,aber Lausanne ein ganz starker Gegner mit einem coolen Trainer,der auch in der Niederlage Grösse bewiesen hat und ein Vorbild ist durch sein Verhalten. Und man kann mit Geld zwar vieles kaufen aber ich habe noch nie eine Tausendernote auf dem Eis gesehen....zum Glück entscheiden Menschen die Spiele....
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