Der 44-jährige Roberto Di Matteo, 2012 Champions-League-Sieger mit Chelsea geworden, soll aus Schalke nach der Absetzung von Trainer Jens Keller so rasch wie möglich wieder ein Erfolgsteam machen. Er ist sich der heiklen Aufgabe bewusst, will aber nur einen Schritt nach dem anderen machen.
Die Hoffnung bei den Verantwortlichen des Fussball-Bundesligisten ist gross. Di Matteo weist aber darauf hin, dass die Zeit nach der Amtsübernahme von Keller am 7. Oktober sehr knapp wahr. Die vielen Absenzen wegen der Länderspiele haben es laut Di Matteo verunmöglicht, Grundlegendes so zu verändern, dass man im Match gegen Hertha schon das «neue Schalke» werde sehen können.
«Es wird vielleicht nicht schon gegen Hertha knallen», sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies in einem Zeitungsinterview. Auch Di Matteo betonte, dass «alles auf einmal» nicht gehe.«Wir müssen Schritt für Schritt machen.» Dabei aber ist durchaus Eile geboten. Denn für Di Matteo ist klar: «Die Jungs sind mit der aktuellen Punkte-Ausbeute nicht zufrieden.»
Acht Punkte und Rang 11 erfüllen nicht die Ansprüche, die der Champions-League-Teilnehmer an sich selbst stellt. Di Matteo: «Wir wollen in der Tabelle schnellstmöglich hinaufklettern.» Dabei hat er klare Vorstellungen: eine gute Organisation auf dem Platz, viel Disziplin, eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive.
Und Di Matteo lebt es seinen Profis professionell vor: «Wenn um 14.30 Uhr trainiert wird, dann ist er schon um 7.45 Uhr auf Schalke. Er arbeitet sehr konzeptionell und plant alles ganz genau durch», liess Tönnies wissen. Beim Training ist Di Matteo immer mittendrin, zumeist mit einer blauen Mappe unter dem Arm. Immer wieder animiert er, regt Verbesserungen an, erklärt, welche Art des Fussballs er von seinen Spielern sehen will.
«Es ist zu erkennen, dass die Spieler fokussiert sind und auf sich aufmerksam machen wollen», sagte Manager Horst Heldt. «Ich habe schon Veränderungen gesehen, das ist positiv, aber damit haben wir das Spiel am Samstag noch nicht gewonnen», sagte Heldt. Ein Handicap wurde bislang offensichtlich: Die Abwehrarbeit muss viel intensiver werden. Nur Bremen (16) und der kommende Gegner aus Berlin (14) haben mehr Gegentreffer als Schalke und Stuttgart (beide 12) einstecken müssen.
Ergo ist der Erfolgsdruck auf Di Matteo schon vor dem Debüt gross. Gegen die Berliner und drei Tage danach, im Königsklassen-Heimspiel gegen Sporting Lissabon, werden Siege erwartet. Dass sich die königsblauen Profis im Alltag so richtig ins Zeug warfen, stimmt Di Matteo optimistisch: «Sie haben sehr intensiv und gut trainiert. Aber das ist auch klar, denn wenn ein neuer Trainer da ist, fängt jeder bei null an und will sich zeigen.»
Dabei nimmt der neue Trainer speziell die bislang wenig überzeugenden Leistungsträger in die Pflicht. Nicht der Einzelne soll der Star sein: «Bei mir geht es immer um die Mannschaft.» Und im Team müssten, das ist eine ganz klare Forderung, «die erfahrenen Spieler die Verantwortung übernehmen».
Gegen die Hertha und am Dienstag gegen Sporting wird Di Matteo eine Taktik wählen, die nur «kontrollierte Offensive» bedeuten kann. Hilfreich soll dabei das Comeback von Verteidiger Benedikt Höwedes sein. Der Schalker Captain kommt nach vierwöchiger Verletzungspause zurück und ersetzt in der Innenverteidigung den gesperrten Joel Matip. (si/syl)