Der deutsche Fussball kommt nicht aus der Krise. Während das Nationalteam der Männer an der WM 2018 erstmals an einer Weltmeisterschaft in der Vorrunde scheiterte und dies vier Jahre später gleich noch einmal tat und die deutsche U21-Nationalmannschaft an der EM in diesem Jahr ebenfalls nach den Gruppenspielen ausgeschieden, schien das Nationalteam der Frauen lange ein Hoffnungsschimmer zu sein.
Doch ein Jahr nach dem Einzug in den EM-Final ist Deutschland an der WM in Australien und Neuseeland auch im Fussball der Frauen erstmals an einem grossen Turnier bereits in der Gruppenphase gescheitert. Am Ende liegt es daran, dass das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg gegen Südkorea nicht über ein 1:1 herauskommt, während Marokko das Parallelspiel der Gruppe H gegen Kolumbien 1:0 für sich entscheidet.
So ziehen sowohl Kolumbien als auch Marokko in die Achtelfinals ein, während Deutschland bereits nach drei Spielen und nur einem Sieg die Heimreise aus Australien antreten muss. Eine 1:2-Niederlage gegen Kolumbien sowie ein Unentschieden gegen Südkorea waren trotz des erfolgreichen Auftakts mit einem 6:0-Erfolg gegen Marokko zu wenig. «Unsere Leistung in den drei Spielen hat gesamthaft nicht ausgereicht und war im Endeffekt zu wenig», bilanziert Voss-Tecklenburg.
Dabei hätte Deutschland nach einem Abwehrfehler, der in der 6. Minute zu einem Tor durch Cho So-Hyun führte, genug Zeit gehabt, um das Spiel noch zu drehen. Doch es blieb beim Torerfolg von Alexandra Popp, die an diesem Turnier damit vier Tore erzielte. Nach der Pause rannte Deutschland erfolglos an, durfte jedoch nur kurz jubeln, als Popp ein schönes Zuspiel in der 56. Minute per Kopf im Tor unterbrachte, dabei aber im Abseits stand. Bis auf den Lattentreffer kurz danach blieben die ganz grossen Chancen in der Folge aus.
«Wir waren zu wenig effizient und haben nicht die Torchancen herausgespielt, die wir gebraucht haben», sagt Jule Brand nach dem Spiel sichtlich enttäuscht. Woran es gelegen hat, kann die 20-Jährige aber nicht beantworten. Ebenso wenig wie Stürmerin Popp, die kurz nach Schlusspfiff nur sagt: «Ich kann nicht ganz verstehen, was hier passiert ist.»
So erlebt die einst so stolze Fussball-Nation eine weitere Schmach und ist auch das Nationalteam der Frauen an einem neuen Tiefpunkt angelangt.