Dieses Problem müssen der FC Basel und Xherdan Shaqiri in den Griff bekommen
Für einmal war er relativ wirkungslos, der Basler Meisterheld, und so wurde Xherdan Shaqiri in der 62. Minute des Spiels gegen den FC Luzern vom Feld genommen. Obwohl der FCB 1:2 in Rückstand lag und Shaqiri eigentlich jederzeit ein Geniestreich zuzutrauen ist, ersetzte ihn Trainer Ludovic Magnin durch Ibrahim Salah. Der war am frühen Sonntagabend zwar auffällig, aber ebenso glücklos wie Shaqiri.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison fehlte dem FC Basel die Durchschlagskraft. Zwar dominierte der Schweizer Meister und gab 26 Schüsse ab, doch blieben die ganz grossen Chancen lange aus. Dominik Schmid sagte im SRF-Interview nach dem Spiel: «Wir sind viel zu ungenau auf den letzten 20 Metern, haben sehr schlechte Entscheidungen getroffen und so verdient man es auch nicht, irgendetwas mitzunehmen.» Magnin glaubt zwar, dass sein Team ein Spiel mit diesem Verlauf in acht von zehn Fällen gewinnen würde, prangerte aber ebenfalls die mangelnde Effizienz an: «Wir brauchen momentan zu viele Chancen.»
Besonders in Erinnerung bleibt nach dem Spiel gegen Luzern die vergebene Chance von Ibrahim Salah nach knapp 80 Minuten. Der marokkanische Neuzugang hätte nach einem Pfostenschuss von Philip Otele ins leere Tor einköpfen können, doch setzte er den nicht einfach zu nehmenden Ball über die Latte. Es war die einzige Grosschance der Basler nach Schmids Ausgleichstreffer.
Durch die Niederlage rutschte der FCB auf den fünften Platz der Super League ab. Die Wochen im Frühling, in denen Basel die Gegner reihenweise aus dem Stadion schoss und sich mit neun Siegen in den letzten zehn Ligaspielen souverän den Meistertitel sicherte, scheinen derzeit weit entfernt. Vielmehr müht sich die Offensive derzeit zwar ab, doch funktioniert zu wenig. Schon in der Europa League am Donnerstag gegen Freiburg blieb sie eher blass. Im Cupspiel bei Étoile Carouge fiel der erste eigene Treffer erst in der 93. Minute.
Dies hat auch damit zu tun, dass Spielmacher Shaqiri in dieser Saison noch nicht den gleichen Einfluss nehmen kann, wie zum Ende der letzten Spielzeit. Im System vom nach Moskau abgewanderten Trainer Fabio Celestini blühte Shaqiri auf und schaltete und waltete fast nach Belieben. In den letzten zehn Spielen der Vorsaison kam er auf 18 Skorerpunkte und spielte pro Spiel mehr als eine Grosschance heraus. Zwar ist er mit vier Treffern und drei Assists wieder Topskorer der Liga, doch kommt er darüber hinaus bisher nicht an seine fantastische Form vom Frühling heran.
Die gegnerischen Defensiven konzentrieren sich besonders auf den 33-Jährigen und stellen oftmals einen Verteidiger als Sonderbewacher für den 125-fachen Nationalspieler ab. Nun müssen Magnin und sein Trainerteam eine Lösung finden, um Shaqiri besser aus dieser Umklammerung zu lösen. Dazu braucht es aber auch die Unterstützung des restlichen Teams. Abgesehen von Otele konnte neben Shaqiri in dieser Saison noch kein Basler in der Offensive brillieren.
Hinzu kommt, dass Basel auch in der Defensive offensichtliche Schwächen aufweist. Beiden Gegentoren gegen Luzern gingen individuelle Fehler voraus. In der 15. Minute war es ein unnötiger Ballverlust von Metinho im Mittelfeld, woraufhin Tyron Owusu in Richtung Basler Strafraum zog und relativ unbedrängt aus knapp 20 Metern ins flache Eck traf. Beim zweiten Tor der Gäste durch Lucas Ferreira, das kurz nach dem Ausgleich des FCB kam, war die Defensive erneut unsortiert und spielte Kevin Rüegg dem Luzerner den Ball in den Lauf, anstatt ihn aus der Gefahrenzone zu befördern. Es waren die einzigen beiden Torschüsse des Teams von Mario Frick.
«Wir kriegen Tore, das ist zum Haare ausreissen», sagte Ludovic Magnin nach dem Spiel. Dominik Schmid schlug in dieselbe Kerbe: «Die Gegentore in letzter Zeit dürfen uns nicht passieren.» Zuvor hatte der 27-jährige Linksverteidiger bereits erklärt: «Ich bin sehr hässig.» Trainer Magnin stellte zudem klar: «Wir haben viele Baustellen, die wir schnell beheben müssen.»
Gewisse Kinderkrankheiten sind nach einem Trainerwechsel und erneut mehreren Transfers zu erwarten. National kann sich Basel diese womöglich erlauben, doch muss es schnell in die Spur finden, sollte es auch international bestehen wollen. Ansonsten droht eine eher enttäuschende Saison nach dem Double-Rausch. Am Donnerstag ist in der Europa League der VfB Stuttgart zu Gast.