Fussballverbände schreiben sich gerne Fairplay auf ihre Fahnen und verschreiben sich dem Kampf gegen Rassismus. Doch in der Realität machen sie immer noch zu wenig. Der FC Basel muss deshalb morgen im Europa-League-Spiel beim FK Krasnodar auf Edon Zhegrova verzichten. Der Angreifer besitzt den falschen Pass, einen von Kosovo.
Wie die «Basler Zeitung» zunächst berichtete, sei Zhegrova von den russischen Behörden aufgrund seiner Herkunft das Visum verweigert worden. Russland steht Serbien nahe, welches nach wie vor Anspruch auf das Gebiet Kosovos erhebt. Der Staat wird von Dutzenden anderen auf der Welt noch immer nicht anerkannt.
Laut der «BZ Basel» verzichtet der FCB indes freiwillig auf Zhegrova. Der Spieler hätte, um ein Visum zu erhalten, extra nach Serbien reisen müssen. Der Klub habe entschieden, auf die mühsame Prozedur zu verzichten.
Später präzisierte auch die «Basler Zeitung» ihre Meldung und FCB-Geschäftsführer Roland Heri sagte: «Es ist immer ärgerlich, wenn ein Sportler nicht so reisen kann, dass er seinem Beruf nachgehen kann. Wir sind im ständigen Austausch mit der UEFA, um diese Situation zu verbessern. Sie sollte aber nicht nur für Sportler, sondern für alle Menschen besser werden.»
Zuletzt sorgte ein ähnlicher Fall um Henrich Mchitarjan für Aufsehen. Der armenische Offensivspieler von Arsenal verzichtete nach langem Hin und Her auf seine Teilnahme am Europa-League-Final, der in Baku stattfand. Aserbaidschan und Armenien sind sich spinnefeind, im Konflikt geht es um die Region Bergkarabach. Arsenal unterlag Chelsea 1:4.
Für den FCB wird die Absenz des 20-jährigen Zhegrova wohl nicht ganz so entscheidend sein. Die Basler sind bereits für die K.o.-Phase nach der Winterpause qualifiziert, doch es geht noch um den Gruppensieg und damit verbunden um Prämiengelder.
Kritisiert wird auch regelmässig die UEFA-Praxis, politisch verfeindete Länder nicht sportlich gegeneinander antreten zu lassen. So kann beispielsweise Russland nicht auf die Ukraine treffen, Kosovo weder auf Russland, Serbien noch Bosnien-Herzegowina und Spanien weigert sich, gegen Gibraltar anzutreten. Israels Fussballer kicken seit Jahrzehnten im europäischen Fussballverband mit, weil sie in Asien von vielen arabischen Staaten boykottiert würden. Die Auslosung für die EM 2020, die in zwölf Ländern stattfindet, wird deshalb am Samstag noch komplizierter sein, als sie es ohnehin gewesen wäre. (ram)