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Mutmasslicher Rassismus-Eklat in St.Gallen – Liga leitet Verfahren ein

St. Gallens Nicolas Luechinger, links, und Sions Torhueter Timothy Fayulu nach dem Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Sion, am Samstag, 21. August 2021, im Kybunpark in  ...
Nicolas Lüchinger und Timothy Fayulu diskutieren nach einer aufreibenden Partie im Kybunpark.Bild: keystone

Mutmasslicher Rassismus-Eklat in St.Gallen – Liga eröffnet Verfahren, FCSG nimmt Stellung

22.08.2021, 13:2122.08.2021, 17:27
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Nach dem Spiel zwischen St.Gallen und Sion gehen die Wogen hoch. Minutenlang stehen Spieler, Staff und Trainer auf dem Platz, schubsen sich und geben sich auch verbal auf die Kappe. Was ist passiert? Zum einen hat der Last-Minute-Ausgleich von Sion-Spieler Guillaume Hoarau die Gemüter der Ostschweizer zum Brodeln gebracht.

Und zum anderen soll es zu einem rassistischen Vorfall gekommen sein. Der Fernsehzuschauer bekommt dies zum ersten Mal zu hören, als St.Gallen-Torschütze Nicolas Lüchinger SRF ein Interview gibt. Zunächst zeigt sich der Espe leicht amüsiert über die Rudelbildung. «Ab und zu gehört das dazu», sagt er mit einem Lächeln.

Doch dann nähert sich plötzlich Sion-Spieler Serey Dié und beginnt vor laufender Kamera mit Lüchinger zu diskutieren. «Sie haben rassistische Dinge gesagt», so der Ivorer. Er meint damit die St.Gallen-Fans. Sie sollen Sion-Keeper Timothy Fayulu mit Affenlauten eingedeckt haben. «Sie haben ihn zum Weinen gebracht.»

Stellungnahme des FC St.Gallen
«Rassismus und Diskriminierung, beleidigendes und respektloses Verhalten und Misstritte unter dem gerne als Entschuldigung angeführten Deckmantel der Emotionen haben beim FC St.Gallen keinen Platz. Wir verurteilen jede Art von unsportlicher Aggression und verbaler Gewalt gegenüber den Spielern und Schiedsrichtern aufs Schärfste.

Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und in intensiven Gesprächen mit den Fans untersuchen wir gründlich, was gestern nach dem Schlusspfiff der Partie gegen den FC Sion genau vorgefallen ist. Unsere Erkenntnisse stellen wir auch der Swiss Football League (SFL) zur Aufarbeitung zur Verfügung. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werden wir konsequent einschreiten.

Wir entschuldigen uns bei Sion-Torhüter Timothy Fayulu und sichern ihm undallen anderen Spielern des FC Sion unseren Respekt und unsere volleUnterstützung zu.»

Lüchinger reagiert überrascht und gibt Serey Dié zu verstehen, dass er das nicht gehört habe. Dann spricht der St.Galler Klartext: «So etwas geht gar nicht. Falls es wirklich so gewesen sein sollte, ist das unterste Schublade und eine Frechheit von unseren Fans. Das ist ein absolutes No-Go, da müssen wir nicht diskutieren, das ist eine Frechheit.»

Auch Sion-Spieler Filip Stojilkovic sagt gegenüber SRF, dass es rassistische Beleidigungen gegeben habe. «Es stimmt. Dass diese Fans dies tun, ist nicht fair», so der Stürmer der Walliser. Der Verein sichert Fayulu seine Unterstützung zu und erhofft sich, dass die nötigen Sanktionen gezogen würden.

Cristian Constantin meint am Sonntag gegenüber blick.ch, dass die Fans der St.Galler Fayulu als «Affen» und «N...» bezeichnet hätten. Auch Assistenztrainer Amar Boumilat sei rassistisch beleidigt worden. Er habe deutlich «Affe» und «Sch... Araber» gehört, so Constantin. Nicht nur von den Rängen seien diese Beschimpfungen gekommen, sondern auch vom Feld, wo nur Spieler und Staff zugegen waren.

Mögliches Missverständnis

St.Gallen-Trainer Peter Zeidler kann sich indes nicht vorstellen, dass es rassistische Beleidigungen gegeben hat. Der «Blick» zitiert ihn folgendermassen: «Unser Präsident Matthias Hüppi geht vehement gegen Rassismus vor. Wir sind vorbildlich, was die unterschiedlichen Hautfarben angeht. Das ist ja in unserer Mannschaft auch fast halbe-halbe. Die verstehen sich hervorragend. Das ist für uns kein Thema.»

Bereits vor einem Jahr hatte ein Zuschauer in St.Gallen FCZ-Spieler Aiyegun Tosin rassistisch beleidigt. Der Verein musste eine Busse von 5000 Franken bezahlen. Hüppi wandte sich damals mit einem offenen Brief an die bisher nicht aufgespürte Person. Das Verhalten sei «absolut inakzeptabel».

Aus Kreisen der St.Galler heisse es nun, Fayulu habe «Huhuhu-Hurensohn-Rufe» fälschlicherweise als Affenlaute gedeutet, wie der «Blick» weiter berichtet.

Liga leitet Verfahren ein

Gegessen ist die ganze Angelegenheit damit noch nicht. Die Swiss Football League wird am Montag ein Verfahren einleiten, wie 20min.ch berichtet. Die Pendlerzeitung zitiert Sprecher Philippe Guggisberg: «Wir müssen das jetzt erstmal sauber aufarbeiten und klären, ob es zu diesem Vorfall gekommen ist.» (cma)

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135 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eule, nicht Lerche
22.08.2021 14:12registriert August 2021
hört doch auf mit diesem whataboutism von wegen “huso ist aber auch mega böse”…
falls es tatsächlich rassistische zurufe gab (war nicht im stadion und hab keine videos geschaut, deshalb “falls”), dann gehören diese rassisten aus den schweizer stadien verbannt. punkt.
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felixJongleur
22.08.2021 14:11registriert Dezember 2014
Die Watson Community ist empört, dass an Fussbllmatches geflucht wird 😂 Ach, schöne neue Welt.
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Gummibärenbande
22.08.2021 18:47registriert April 2019
War auf der Gegenüberliegenden Seite der Fankurve im Stadion. Als der Schiedsrichter nach dem Ausgleich die Partie wieder Anpfiff ging der Sion Trainer Walker wie eine Furie auf den 4. Offiziellen los und wollte den Abpfiff, er kassierte dafür Gelb. Beim Einwurf kurz darauf vor der Sion Bank warf Constantin Junior den Ball aufs Feld um eine Unterbrechung zu Provozieren, daraufhin skandierte der Block das oft zitierte Hurensohn. Die SG Bank ist nach dem Ballwurf von Constantin in Rage geraten und anschliessend gab ein Wort das andere. Sind alle keine Unschuldslämmer! Und ja, Rassismus ist kacke
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