In der 113. Minute lag der Ball plötzlich im Tor. Aitana Bonmati erzielte mit einem Geniestreich den entscheidenden Treffer gegen Deutschland. Somit sorgte sie dafür, dass Spanien am Sonntag erstmals überhaupt in einem Final der Europameisterschaft steht.
Zunächst rechneten alle damit, dass Bonmati den Ball vor das Tor flanken wird. Doch die aktuelle Weltfussballerin sah, dass die nahe Ecke bei der deutschen Schlussfrau Ann-Katrin Berger nicht abgedeckt war und sorgte so für den entscheidenden Moment. Doch dies war kein Zufall.
Nach dem Spiel erklärte die Siegestorschützin: «Unsere Analysten haben gesehen, dass Berger die kurze Ecke manchmal frei lässt. Das haben wir ausgenutzt.» Dass Bonmati die Spanierinnen schlussendlich in den Final führen wird, war vor einem Monat noch kaum zu glauben.
Die Mittelfeldspielerin von Barcelona erkrankte Ende Juni an einer Hirnhautentzündung und musste sich drei Tage lang in einem Spital behandeln lassen. Zum Nationalteam stiess die 27-Jährige erst kurz vor dem ersten Spiel gegen Portugal.
Zu Beginn der EM wurde Bonmati noch geschont und erhielt wenig Spielzeit. Nach zehn Minuten gegen Portugal und einer Halbzeit gegen Belgien konnte sie im abschliessenden Gruppenspiel, als die amtierenden Weltmeisterinnen auf Italien trafen, zum ersten Mal über die volle Distanz eine Partie absolvieren. Seither stand Bonmati jede Minute auf dem Platz und bereitete beim 2:0-Sieg gegen die Schweiz den ersten Treffer mit einem Hackentrick vor.
Nun konnte die Spanierin im Halbfinal erstmals über einen persönlichen Treffer an der laufenden EM jubeln und das genau in dem Moment, als ihr Team darauf angewiesen war. Es war den Ibererinnen anzusehen, dass sie noch in der Verlängerung den Sack zumachen wollten. Im letzten Jahr an den Olympischen Spielen im Spiel um die Bronzemedaille verlor Spanien gegen Deutschland, nachdem Berger in der Nachspielzeit einen Elfmeter von Alexia Putellas pariert hatte. Erst am Samstag im Viertelfinal gegen Frankreich stellte die deutsche Schlussfrau ihre Qualitäten bei Penaltys erneut unter Beweis.
Für Spanien und Bonmati steht am Sonntag der Final gegen die Titelverteidigerinnen aus England an. Es ist dies die Neuauflage des WM-Finals vor zwei Jahren. Damals setzte sich Spanien mit 1:0 durch. Auch für Bonmati war klar, dass der Fokus nun so schnell wie möglich auf England gerichtet werden muss: «Heute war der Tag, Geschichte zu schreiben. Wir sind sehr stolz, dass wir zu dieser Generation gehören, die so viel gewinnt. Im Moment freuen wir uns, morgen denken wir schon wieder an England.» (riz)
das war so kontrolliert und bewusst. 💪🏼