Sein rasanter Aufstieg begann bei Bayern – Pirmin Schwegler wird Sportchef in Wolfsburg
Als Spieler kennt Pirmin Schwegler die Bundesliga hervorragend. 13 Jahre lang spielte er für Leverkusen, Frankfurt, Hoffenheim und Hannover in Deutschland. Wenige Monate nach seinem Karriereende im Jahr 2020, das er in Australien erlebte, zog es den 14-fachen Schweizer Nationalspieler wieder ins deutsche Oberhaus. Dort arbeitete er sich hoch, vom Scout bis zum Sportdirektor. In dieser Funktion übernimmt der 38-Jährige nun beim VfL Wolfsburg.
Nach weniger als einem Jahr als Leiter Profifussball bei Eintracht Frankfurt, wo er einst fünf Saisons unter Vertrag stand und Captain war, verlässt er den Posten also schon wieder. Der Vertrag beim VW-Klub sei sehr lukrativ, heisst es, doch soll dies für Schwegler keine entscheidende Rolle gespielt haben. Vielmehr sei der Posten in Frankfurt «zu klein für seine Ambitionen» gewesen, schreibt der «Kicker».
Die Meinungen über den Wechsel Schweglers von Frankfurt nach Wolfsburg sind klar: Für die Eintracht ist es ein Verlust, den Wölfen könne man hingegen gratulieren – wenn die Verpflichtung auch eine Überraschung war und Schwegler nach Hoffenheims Andreas Schicker sowie Hannovers Marcurs Mann höchstens die dritte Wahl gewesen sei.
Schwegler gilt als kluger Fachmann, der in Frankfurt einen guten Draht zu den Spielern pflegte und als Bindeglied zwischen Mannschaft und sportlicher Leitung fungierte. Er agierte mehrheitlich im Hintergrund, stand im Schatten vom viel gepriesenen Sportvorstand Markus Krösche, dem schon einige Transfercoups gelungen sind (u. a. Randal Kolo Muani, Hugo Ekitiké und Omar Marmoush), und Timmo Hardung, der im Sommer 2023 zum Sportdirektor befördert wurde.
So fehlte Schwegler in Frankfurt die unmittelbare Aufstiegsperspektive, obwohl zum Beispiel die «Frankfurter Rundschau» in ihm einen potenziellen Nachfolger für Krösche, falls dieser dereinst doch dem Lockruf eines grösseren Klubs folgt, gesehen hätte. Das Blatt attestiert Schwegler einen Mangel an Geduld. Der «Kicker» sieht im Schweizer hingegen schon jetzt einen geeigneteren Kandidaten für den Sportdirektorposten als Hardung, der diesen innehat, und hält es nicht für unwahrscheinlich, dass die Eintracht Schwegler «doch noch ein paar Tränen nachweint».
Wolfsburg sei ein echter Coup gelungen, findet auch Michael Reschke, der frühere Manager von u. a. Bayern München und Leverkusen. Reschke hatte Schwegler einst als 15-Jährigen entdeckt und nach Leverkusen geholt, die Pläne Wolfsburgs, seinen einstigen Schützling zu holen, kannte er bereits und hielt sie «von Beginn an für ganz hervorragend», wie er dem «Kicker» sagt. Schwegler sei schon als Spieler eine Führungsfigur gewesen. «Pirmin will selber gestalten und verantworten», so Reschke, «ich bin mir sicher, dass er auch in dieser Position seinen Weg gehen wird.»
Bisher konnte sich Schwegler überall behaupten. Im November 2020 begann er als Scout bei Bayern München, nach acht Monaten wurde er bereits zum Chefscout befördert. Anderthalb Jahre übte er diese Funktion aus, bevor er den nächsten Schritt ging: In Hoffenheim wurde er erst Leiter Lizenzfussball und dann Leiter Profifussball. Im September 2024 verliess er seinen Ex-Klub aber aus freien Stücken, bevor er einige Monate später dann in Frankfurt anheuerte.
Nun ist er erstmals in vorderster Reihe engagiert. Wolfsburg befindet sich mitten im Abstiegskampf und damit weit hinter den eigentlichen Möglichkeiten. Schwegler muss das dank des Hauptsponsors reichlich vorhandene Geld deutlich besser nutzen, als Vorgänger Sebastian Schindzielorz, will er in der Autostadt eine langfristige Zukunft haben.
