Der kleine Pokal für den Spieler des Spiels funkelte nach dem 5:4-Sieg gegen Frankreich neben Lamine Yamal. Doch Spaniens neuer Ausnahmefussballer nahm schon die nächste – und deutlich grössere – Trophäe ins Visier. Es gelte, weiter Geschichte zu schreiben, erklärte der Offensivstar des FC Barcelona. Dem Spektakel im Halbfinal folgt das elektrisierende Duell im Final: Lamine Yamal gegen Cristiano Ronaldo.
Der hochbegabte 17-Jährige gegen den unersättlichen 40-Jährigen. Das Finalspiel der Nations League zwischen Spanien und Portugal in München wird auch zum Duell der Generationen. Wer nimmt den Silberpott mit nach Hause? Und wer liefert zum Abschluss der Mini-EM die bessere Show?
Er habe «grossen Respekt» vor «Legende» Ronaldo, sagte Yamal, um dann cool hinzuzufügen: «Mein Job wird es sein, zu gewinnen – das wars». Spaniens Schlagabtausch mit dem WM-Finalisten Frankreich war eines der sehenswertesten Fussballspiele der vergangenen Monate, doch der Teenager wirkte kurz nach dem grossen Rausch schon wieder ganz ruhig.
Was ist das für einer, den die spanischen Medien schon «Mozart» nennen? Der wie am Donnerstag in Stuttgart erst Zigtausende von ihren Sitzen reisst und wenig später wirkt, als käme er vom Training? Abgesehen von den blondierten Haaren und der Zahnspange erinnert bei Yamal wenig an einen Heranwachsenden.
Ob bei Triple-Sieger Barcelona oder in der Nationalelf: Schon jetzt geben ihm die älteren Mitspieler bei jeder Gelegenheit gern den Ball – und damit die Verantwortung. «Er ist von Gottes Zauberstab berührt», sagte Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente der «Süddeutschen Zeitung» kürzlich. Yamal sei für sein Alter schon sehr reif, arbeite mit maximaler Professionalität und Seriosität. Bleibe er von schlimmeren Verletzungen verschont und gehe er weiter so konsequent seinen Weg, könne er womöglich auch eine Legende werden, erklärte der Coach.
Viel Lob für so einen jungen Burschen. Doch der scheint von all dem Rummel um seine Person unbeeindruckt – und marschiert von Meilenstein zu Meilenstein.
Beim wilden Sieg gegen Frankreich, der den Spaniern nach zwischenzeitlicher 5:1-Führung fast noch entglitten wäre, traf Yamal erst per Penalty und dann mit der Fussspitze. Er ist nun jüngster Doppeltorschütze in der Historie der spanischen Nationalmannschaft. Wieder so ein Eintrag in die Fussball-Geschichtsbücher.
Über Ronaldo gibt es solche schon reichlich. Der Ballon d'Or für den besten Spieler der Welt könnte in diesem Jahr an Yamal gehen, mutmassen viele rund um dieses Final Four der Nations League. Portugals Rekordtorschütze hat ihn bereits fünfmal gewonnen. Dazu die EM 2016 und zahllose Vereinstitel.
Dass er einer der Grössten der Fussball-Historie ist, hat CR7 längst bewiesen. Sein Vertrag bei Al-Nassr in Saudi-Arabien läuft Ende des Monats aus, sein Torhunger ist aber auch nach mehr als 900 Pflichtspieltreffern als Profi noch nicht gestillt.
Das hatte im ersten Halbfinal am Mittwoch auch die deutsche Mannschaft zu spüren bekommen, als der Altmeister zum entscheidenden 2:1 vollstreckte. Haut er heute in München wieder einen raus – oder besser gesagt rein? Oder holen die Spanier um Yamal nach dem Nations-League-Triumph 2023 und dem Gewinn der Europameisterschaft 2024 auch den dritten Titel in kurzer Zeit?
Er bewundere Ronaldo sehr, sagte Spaniens Coach De la Fuente vor dem Duell der Superstars. Eine gewisse Vorfreude war ihm dabei durchaus anzumerken. Yamal gegen Ronaldo. Das könnte eine magische Nacht in München werden. (ram/sda/dpa)