Am Montag schafft Eman Kospo Fakten. «Ich habe mich entschieden, einen anderen Weg zu gehen», schreibt er auf Instagram und macht damit öffentlich, nicht mehr für die Schweizer Nationalteams aufzulaufen.
Stattdessen hat sich der Doppelbürger aus dem Aargau entschieden, für Bosnien-Herzegowina zu spielen. Dort bekam er ein Aufgebot für die A-Länderspiele Anfang September. In der Schweiz war er im Herbst für die U19-Nati eingeplant.
Gegenüber dem Blick sprach der 18-jährige Kospo, vom Boulevardblatt als «XXL-Talent» bezeichnet, über seine Entscheidung. Dabei kritisiert er eine gewisse Trägheit im Schweizerischen Fussballverband. Es sei anders als vom Verband dargestellt kein Entscheid, der aus dem Nichts gefallen sei: «Mein Umfeld hat die Schweizer Verantwortlichen schon vor einem Jahr über das intensive Werben der Bosnier orientiert.»
Der Verband hatte verlauten lassen, man habe nie ein Signal des Spielers erhalten, dass ein Nationenwechsel im Raum stehe. Dem entgegnet Kospo, dass er sich damit schon länger befasst habe. «Einen solchen Entscheid fällt man nicht über Nacht. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Ein Teil meiner Familie lebt in Bosnien, der andere in der Schweiz, die uns viel gegeben hat.»
Er selber lief in 30 Länderspielen für Schweizer Nachwuchsnationalteams auf, in der Hälfte davon als Captain. Doch sein Wert habe ihm seitens des Verbands niemand aufzeigen können: «Es kam keiner der Chefs und zeigte mir die Perspektiven auf. Darauf habe ich lange gewartet.» Er hätte sich die Chance gewünscht, sich mal in der Schweizer U21 zeigen zu dürfen, ergänzte Kospo.
Die Bosnier hingegen hofierten den möglichen Star der Zukunft schon jetzt. Man habe ihm dort «auf eine gute Weise» einen klaren, realistischen Plan aufgezeigt. Nationaltrainer Sergej Barbarez, eine Bundesliga-Legende, habe sich persönlich um ihn gekümmert. Diese Taktik des nominell schwächeren Fussballverbands (eine WM-Teilnahme im Jahr 2014, noch nie an einer EM) verfing. Kospo freute sich über das grosse Engagement und fällte seinen Entscheid.
Einfach sei ihm dieser aber wirklich nicht gefallen, betont der Verteidiger von Fiorentina, der in dieser Saison auf erste Einsätze bei den Profis hofft. «Ich habe auf mein inneres Gefühl gesetzt, aber ich habe mit mir gerungen. Hinter mir liegt ein schwieriger Prozess.» (ram)
Bosnien hat hier nichts zu verlieren und wenn er für Bosnien auflaufen will, dann soll er das tun. Ich wünsche ihm viel Glück.