Ob man vor dem Spiel ein Unentschieden unterschrieben hätte, wird Cedric Itten vom Journalisten gefragt. «Ein 2:2 wäre vor dem Match tatsächlich kein schlechtes Resultat gewesen», meint der Basler. Nun war es aber nach dem Spiel und der Frust überwiegt – zu nahe waren die Young Boys am ersten Auswärtssieg in der Champions League.
«Es ist absolut frustrierend», sagt Trainer Raphael Wicky nach dem Spiel. Er stehe hier deshalb mit sehr gemischten Gefühlen. Denn: «Wir waren wirklich sehr, sehr gut im Spiel drin», so der Walliser. Und dann bringe man sich in die «blöde Situation», dass «diese 50'000» im Stadion (zu denen übrigens auch Tennisstar Novak Djokovic gehörte) wieder aufwachen. «Die haben in dem Moment nicht mehr viel gesagt», meint Wicky zur Stimmung im berüchtigten Hexenkessel.
Den Trainer stören vor allem die fatalen Momente fehlender Konzentration. Gegenüber dem Sender «Blue» erklärt er den Frust so: «Ich bin prinzipiell stolz auf die Mannschaft – wie sie aufgetreten ist, den Mut, den sie gezeigt hat, die Mentalität, wie man das Spiel drehen konnte.» Man sei nach einer schwierigen Anfangsphase gut ins Spiel gekommen und hätte viele Chancen gehabt. Das 1:0 sei aber aus dem Nichts gefallen. «Das war absolut unnötig und darf uns auf diesem Niveau einfach nicht passieren», so Wicky. Wolle man auf diesem Niveau drei Punkte holen, müsse man diese Unkonzentriertheiten abstellen. «Das haben wir auch in der Halbzeit angesprochen», so der Walliser.
Die gemischten Gefühle sind auch bei Filip Ugrinic vorherrschend. Der 24-Jährige mit serbischen Wurzeln war massgeblich am Aufschwung des Schweizer Meisters nach der Pause beteiligt, ihm gelang der Ausgleich zum 1:1. Er freute sich über das Tor – aber übt sich sogleich in Selbstkritik: «Meine ganze Familie war heute auf der Tribüne. Es ist schön, dass ich ein Tor machen durfte, aber genauso habe ich das erste ein bisschen verschuldet.»
Ugrinic zieht auch Parallelen zum ersten Champions-League-Auftritt gegen RB Leipzig: «Wir haben damals zweimal geschlafen und sind direkt bestraft worden.» Dasselbe sei am Mittwoch wieder geschehen: «Wir waren passiv nach dem 2:1, Roter Stern hat dann verdient das 2:2 geschossen.» Die Enttäuschung sei gross, «vor allem, wenn es nur noch ein paar Minuten geht und du dann so ein Tor kriegst.»
Cedric Itten, der vor dem Spiel ein 2:2 unterschrieben hätte, sagt zwar, es spreche für die Mannschaft, von einem 0:1 zurückzukommen. Trotzdem zeigt auch er sich konsterniert: «Wir waren nicht wach, das 1:0 zuvor wäre zu verhindern gewesen.»
Auch für ihn gibt aber einen Erfolg: Itten versenkte den Penalty zum 2:1 kaltschnäuzig durch die Mitte. «Ich war überzeugt, dass ich ihn reinmache», so der 26-Jährige. Wie für Ugrinic und die Young Boys insgesamt war es also auch für Itten ein zwiespältiger Abend, an dessen Ende niemand so richtig zufrieden war. (lak/sda)