Raphael Wicky weiss, dass er zwei perfekte Spiele seiner Mannschaft gegen Sporting Lissabon hätte sehen müssen. Dann dürfte der Trainer der Young Boys vielleicht spekulieren, auf wen seine Mannschaft als nächstes treffen könnte in der Europa League. Doch der Walliser ist an diesem Abend in Lissabon nach dem 1:1 im Rückspiel nicht der Coach eines Achtelfinalisten im zweithöchsten europäischen Wettbewerb, sondern des ausgeschiedenen Schweizer Meisters, der gegen eine portugiesische Spitzenmannschaft chancenlos blieb.
Und so geht es in den Katakomben des Estádio José Alvalade XXI nicht ums Spekulieren, sondern ums Bilanzieren. «Sporting war über beide Spiele gesehen klar die bessere Mannschaft und ist verdient weitergekommen», sagt Wicky. Das Hinspiel in Bern hatten die Portugiesen 3:1 gewonnen.
Es ist ein Satz, der die Quintessenz dieses Aufeinandertreffens zwischen YB und Sporting nüchtern auf den Punkt bringt. Ein Aufeinandertreffen, das der Logik folgte, dass sich ein Team mit einem Marktwert von 302 Millionen Euro gegen dasjenige durchsetzt, das in diesem Vergleichswert gerade einmal 62 Millionen Euro entgegenzuhalten hat.
«Wir haben aber trotzdem zu viele Fehler gemacht», findet Wicky. «Wir müssen nicht nur gut verteidigen, sondern auch Sachen kreieren, wenn wir den Ball haben.» Phasenweise sei das seinem Team zwar gut gelungen, er denkt dabei etwa an die letzten Minuten der ersten Halbzeit des Hinspiels oder die Schlussphase des Rückspiels. «Aber insgesamt war es zu wenig oft.»
Wicky ist in seiner Nachbetrachtung bemüht, das Positive seiner Mannschaft herauszustreichen. Der YB-Trainer erwähnt etwa den Mut, den seine Spieler im nur gut halbvollen Stadion vorab in der zweiten Hälfte vermehrt auf den Rasen hätten bringen können. Dieser habe ihnen zu einigen guten Chancen und schliesslich auch zum Ausgleich verholfen.
Wicky spricht seiner Mannschaft ein Kompliment für eine «gelungene Kampagne» im Europacup aus. Schliesslich hätten es die Young Boys erstmals geschafft, nach einer Gruppenphase der Champions League noch in der Europa League engagiert zu sein. Und nun gegen ein sehr starkes Heimteam immerhin ein Unentschieden geholt. Wicky sagt: «Dieser Abschluss darf uns ein gutes Gefühl geben.»
Routinier Fabian Lustenberger befand im SRF, man dürfe ruhig zum Resultat gratulieren, «obwohl man ganz klar anerkennen muss, dass Sporting besser war und verdient weitergekommen» sei. Die Portugiesen hätten YB die Grenzen aufgezeigt. Der Verteidiger sah beim Gegentor nicht gut aus. «Es war nicht einfach, aber schlussendlich müssen wir die positiven Sachen mitnehmen für die nächsten Spiele in der Meisterschaft und im Cup.»
Bei YB-Torhüter David von Ballmoos überwog die Enttäuschung. «Schon dass wir uns überhaupt für die Champions League qualifizieren konnten und es schafften, europäisch zu überwintern, ist etwas. Wir dürfen uns jetzt nicht kaputt machen wegen dieses Ausscheidens», betonte er. (ram/sda)