Was die Torhüterfrage anbelangt, hält Heiko Vogel nicht hinterm Berg. Marwin Hitz, die Basler Nummer 1, wird an diesem Mittwoch im Cup-Viertelfinal in St.Gallen (20.15 Uhr, SRF live) zwischen den Pfosten des FCB-Tores stehen. Und damit den bisherigen Cup-Goalie Mirko Salvi ablösen. Vogel, der Interimstrainer, will das zarte Pflänzchen Stabilität kräftigen, das die Mannschaft zuletzt angedeutet hat. Deshalb verzichtet der Coach auf «vermeidbare Rotation» und überhaupt sei Hitz «extrem gut drauf».
Medienrunden am Vortag eines Spiels – das war im Anforderungsprofil für Heiko Vogel genau genommen gar nicht vorgesehen, als er zu Jahresbeginn als neuer Sportdirektor des FC Basel antrat. Auf ausdrücklichen Wunsch von Trainer Alex Frei. Fünf Wochen später entschied Vogel mit über die Trennung von Frei. Und weil er nun schon mal da war, übernahm er auch gleich ad interim dessen Aufgabe.
Das kennt er, das hat er seit seiner ersten Zeit in Basel bei Sturm Graz und in Uerdingen getan sowie bei den zweiten Mannschaften von Bayern München und Borussia Mönchengladbach. Mit überschaubarem Ertrag. Jedenfalls ist der Punkteschnitt nach fünf Spielen mit dem FCB besser (1.60) als bei seinen letzten Stationen und nähert sich jenem mit dem FCB von 2011 bis 2012 an: 2.46 als Interims-, 2.00 als Cheftrainer.
Einen solchen sucht der FCB eigentlich. «Schnellstmöglich» wollte man jemanden präsentieren, aber inzwischen sind drei Wochen verstrichen, seit Alex Frei weg ist, und man fragt sich: Findet der FCB keinen? Will niemand zum FCB? Wo ist das Problem? Ziemlich verbürgt ist, dass die Basler von Thomas Stamm einen Korb bekommen haben. Der aus dem schaffhausischen Schleitheim stammende 40-Jährige führt die zweite Mannschaft des SC Freiburg mit sicherer Hand und erfolgreich durch Deutschlands dritthöchste Liga.
Also übt Vogel weiter den Spagat, nebst der täglichen Arbeit mit der Mannschaft in seiner Doppelfunktion als Sportdirektor einen neuen Mann auszugraben. Wie weit man vom Vollzug entfernt ist? Kein Hinweis darauf, «keine Wasserstandsmeldungen mehr», wie Vogel sagt.
Und während er sich als Trainer im Takt der Englischen Wochen von Spiel zu Spiel hangelt, auf Schweizer Boden noch ungeschlagen ist, gebetsmühlenartig betont, dass er nicht gedenkt, Trainer des FCB zu bleiben, und dabei Tag um Tag verstreicht, ertappt man sich bei dem Gedanken, dass der Fussballlehrer Heiko Vogel sich in seiner angestammten Rolle durchaus gefällt.
Als ob das nicht genügend Hürden wären, die es zu meistern gilt und nebenbei noch ein paar Spiele zu coachen, muss sich Vogel auch noch mit Nebenschauplätzen herumschlagen. Zum Entree in Basel, das war klar, wurde ihm die zwei Jahre alte Geschichte aufgetischt, als er als Trainer der U23 von Borussia Mönchengladbach Schiedsrichter-Assistentinnen frauenfeindlich beleidigte. «Frauen haben auf dem Fussballplatz einfach absolut nichts zu suchen», soll er gerufen haben, wobei nicht ganz eindeutig ist, ob das Wort «absolut» gefallen ist. Die Reaktionen fielen in einem bundesweiten Sturm der Entrüstung jedenfalls verheerend für Vogel aus.
Den diskriminierenden Satz hat Vogel in erster Instanz mit zwei Spielen Sperre sowie einer Busse von 1500 Euro bezahlt. Er hat sein Fehlverhalten mit der Emotion des Regionalligaspiels (vierthöchste Klasse) erklärt und ausserdem, dass es ihm «äusserst unangenehm und peinlich sei». Der Westdeutsche Regionalfussballverband hat dann noch drei weitere Spielsperren obendrauf verhängt.
Und nun ploppt eine noch ältere Geschichte auf, mit der Heiko Vogel im Grunde nichts zu tun hat, die mit ihren Weiterungen ihn und den FC Basel dennoch tangiert. Im August 2020 machte das ARD-Magazin «Sport inside» einen Fall von Rassismus beim FC Bayern München publik. Ein widerwärtiger Vorgang in einer Chatgruppe von Mitarbeitern im Nachwuchsleistungszentrum der Bayern. In der Folge akzeptierte ein Jugendtrainer in leitender Funktion einen Strafbefehl der Münchner Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung. Ein Fall, der sich drei Jahre nach Heiko Vogels Zeit beim FC Bayern (bis 2017) ereignete.
Aufgegriffen wurde der Skandal nun wieder, weil der beim FCB entlassene Chefscout Max Legath eine nicht abschliessend geklärte Rolle gespielt hat. Er soll die inkriminierenden Chatunterhaltungen klubintern weitergeleitet haben.
Ausserdem wird dargelegt, dass Heiko Vogel den nun vorbestraften Jugendtrainer aus der Zeit auf dem Bayern-Campus kennt und nach gemeinsamem Studium an der TU München mit ihm befreundet ist. Das bestreitet Vogel nicht. Weiter will er die Angelegenheit nicht kommentieren, genauso wenig wie die Trennung von Max Legath fünf Wochen nach Vogels Amtsantritt beim FCB.
Offiziell liess der FCB gegenüber der Redaktion des Westdeutschen Rundfunks ausrichten, «Themen aus der Vergangenheit» hätten bei der Trennung «definitiv keine Rolle gespielt», sondern «andere Vorstellungen von der Führung des Scouting-Bereichs».
Dass FCB-Klubchef David Degen wenige Wochen zuvor noch Legaths Arbeit über den grünen Klee gelobt hatte – geschenkt in einer Branche, in der im Zweifelsfall die Maxime gilt: «Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.» Beim FCB wird nun versucht, die Wogen zu glätten, man gibt sich «sehr verärgert» darüber, im Zusammenhang mit einem Rassismus-Skandal genannt zu werden, und fürchtet zudem um den Ruf von Heiko Vogel.
Von David Degen hat man in diesem Jahr übrigens so gut wie nichts gehört. Weder in diesem Zusammenhang noch zu anderen zentralen Fragen. Nachdem im zurückliegenden Halbjahr Alex Frei das Gesicht war, das den FCB nach aussen vertrat, ist nun Heiko Vogel an dessen Stelle getreten. Er moderiert die Gegenwart mit seiner pfälzischen Frohnatur. Und besorgt so der gesamten Klubführung für den Moment Windschatten. (bzbasel.ch)
Ach was habe mich die Basler genervt über all die Jahre mit ihrer Doninanz.
Jetzt muss ich sagen währe es wünschenswert wenn sie wieder etwas mehr entgegenhalten könnten und sich wenigstens europäisch qualifizieren würden.
Den selbst aus YB Sicht muss ich sagen, dass Basel praktisch Jahr für Jahr gute Arbeit leistet für den UEFA-Koeffizient.