Viel war rund um die französische Mannschaft in den Tagen zwischen dem abschliessenden Vorrundenspiel gegen Portugal und dem Achtelfinal vom Montag (21 Uhr) die Rede von den Angeschlagenen. Eine ganze Reihe von Spielern kämpft nach der langen Saison und den heissen Tagen in Budapest mit den beiden Unentschieden gegen Ungarn und Portugal mit Verletzungen oder Blessuren.
Ousmane Dembélé hat mit einer schweren Muskelverletzung die Heimreise schon angetreten. Lucas Digne wird zumindest gegen die Schweiz ausfallen, was deshalb vor allem von Bedeutung ist, weil der stärkere Linksverteidiger Lucas Hernandez sich mit Knieproblemen herumschlägt.
Adrien Rabiot hat es mit dem Knöchel. Jules Koundé, der gegen Portugal den angeschlagenen Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger vertrat, Marcus Thuram und Thomas Lemar mussten zwischenzeitlich mit dem Training aussetzen.
Für Nationaltrainer Didier Deschamps war es eine Herausforderung, sich auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten. Er liess die Mannschaft in Bukarest unter anderem mit einer Dreierverteidigung trainieren. Ein System, das Frankreich nur sehr selten angewendet hat, letztmals im vergangenen September beim 1:0 in der Nations League in Schweden.
Eine Dreierabwehr dürfte für den Coach der Notfallplan sein, sollte ihm auf einer Seite kein gelernter Aussenverteidiger zur Verfügung stehen. Auszuschliessen ist nichts. Die defensiven Aussenpositionen bei den Franzosen sind fragil. Weder Pavard noch Hernandez, die beiden bei der WM 2018 «entdeckten» Verteidiger, hinterliessen in der Vorrunde einen souveränen Eindruck.
Was für diese beiden gilt, ist auch in abgeschwächter Form für die gesamte Mannschaft richtig. Der Weltmeister mag die «Todesgruppe» F für sich entschieden haben, er überzeugte spielerisch aber nicht. «Sind Sie lieber Erster der Gruppe mit einigen Problemen oder Zweiter oder Dritter mit einem schönen Spiel? Man muss auch etwas relativieren», meinte der bislang überzeugende Innenverteidiger Presnel Kimpembe in Richtung der Kritiker.
Die Kritik in der Heimat ist hörbar, aber bislang moderat ausgefallen. Noch ist die WM 2018 in guter Erinnerung, als Frankreich sich nach einer schwachen Vorrunde in den entscheidenden Spielen steigerte. Damit dies wieder geschieht, muss sich in erster Linie der Sturm mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Karim Benzema steigern, darin sind sich die französischen Experten und Medien einig. Das Trio harmonierte bislang nicht wie gewünscht – es blieb aber immerhin von Verletzungen verschont. (ram/sda)