Die Corona-Krise hat den Fussball weltweit zum Erliegen gebracht, nur Diktator Lukaschenko in Weissrussland lässt noch kicken. Das bringt unter anderem das Problem mit sich, dass Spielerverträge mitten in der Saison enden könnten. Deren Ablaufdatum wird in aller Regel auf den 30. Juni datiert, weil dann in den grossen europäischen Ligen Sommerpause ist. Doch nicht in diesem Jahr. Falls die Saison 2019/20 doch noch zu Ende gespielt werden kann, dann könnte sie sich bis in den Spätsommer oder in den Herbst hinziehen.
Der Weltverband FIFA arbeitet an einer Lösung für dieses Problem, wie die englische «Times» berichtet. Sie zitiert aus einem FIFA-Papier, wonach die Spieler verpflichtet würden, auch nach dem 30. Juni bei ihrem Klub zu bleiben. Aus «Ende Juni» würde «Ende Saison» gemacht. Die FIFA-Sichtweise: Der 30. Juni werde nur deshalb als Datum ausgewählt, weil er dem Saisonende entspreche.
«Es sind noch nie dagewesene Zeiten für den Fussball», heisst es im Dokument. Die Rede ist von «höherer Gewalt», die eine Einhaltung des Vertrags nicht erlaube. Dies gebe der FIFA das Recht, Transfereinschränkungen zu machen, bis die Saison beendet ist. Im Reglement gibt es einen entsprechenden Artikel, welcher der FIFA diese Kompetenz erteilt.
Wird der Plan in die Tat umgesetzt, so ist mit Rechtsstreits zu rechnen. Denn natürlich wurden bereits diverse Transfers getätigt. Klubs könnten auf gültige Arbeitsverträge mit neuen Spielern per 1. Juli pochen und auch Spieler könnten klagen. So würde sich etwa der Wechsel von Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam zu Chelsea ebenso verzögern wie jener von Schalke-Torhüter Alexander Nübel zu Bayern München. Es ist auch vorstellbar, dass Vereine Fussballer nach dem 30. Juni nicht mehr bezahlen, weil sie sich auf den Standpunkt stellen, dass der Vertrag ausgelaufen ist.
Die Ligen und der europäische Fussballverband UEFA befassen sich intensiv mit möglichen Szenarien, die eine Beendigung der unterbrochenen Saison ermöglichen. Zuletzt hiess es, realistischerweise könne nicht vor Juni wieder gespielt werden. (ram)