«Grösstes Golf-Event, das es je gab» – Ryder Cup nicht nur wegen Trump-Besuch speziell
Ein schwieriger Platz, die besten Golfer der Welt, ungehobelte New Yorker Fans und dazu der besondere Druck – der diesjährige Ryder Cup vor den Toren New Yorks bietet am Wochenende Gewähr für Spektakel auf gleich mehreren Ebenen. «Ganz im Ernst, ich glaube, das wird das grösste Golf-Event, das es jemals gegeben hat», sagte Justin Thomas vom Team USA.
Nach der deutlichen Niederlage vor zwei Jahren in Rom gegen das Team Europa lechzen die Gastgeber nach einer Revanche. Selbst US-Präsident Donald Trump will am Freitag auf Long Island vorbeischauen und den Auftakt vor Ort verfolgen.
Heimsiege an der Tagesordnung
Bei keiner anderen Veranstaltung gehen Golfer so aus sich heraus. Als Team anzutreten, kitzelt viele Emotionen aus den Sportlern heraus. Dazu kommt die normalerweise sehr parteiische Stimmung zugunsten der Heimmannschaft. Ein beliebter Satz in den Vorberichten der amerikanischen Medien vor dem Spektakel stammt von Rory McIlroy, ausgesprochen nach dem Sieg vor zwei Jahren in Rom: «Ich denke, eine der grössten Leistungen im Golf ist es derzeit, auswärts einen Ryder Cup zu gewinnen.»
Der Nordire, derzeit hinter dem Amerikaner Scottie Scheffler die Nummer 2 der Weltrangliste, muss es wissen. Er war dabei, als dem Team Europa vor 13 Jahren der bislang letzte Auswärtssieg in der Ryder-Cup-Geschichte gelang. Das sensationelle Comeback vor den Toren Chicagos gilt in Golf-Kreisen seither als «Wunder von Medinah». Seither gab es stets deutliche Erfolge für die Gastgeber.
In Schottland gab es einen Fünf-Punkte-Vorsprung für Europa, in Minnesota danach sechs Punkte Differenz zugunsten der USA. In Frankreich gewann Europa mit sieben Punkten Unterschied, in Wisconsin gaben die USA beim 19:9-Erfolg deutlich den Ton an, und vor zwei Jahren in Rom gab es ein 16,5:11,5 für Europa.
Ein ganz besonderer Spielort
Die geschlagenen Amerikaner Scheffler und Brooks Koepka mussten auf der Bahn Tränen der Enttäuschung zurückhalten. Scheffler ist auch dieses Jahr Teil des zwölf Spieler umfassenden Teams aus den USA und voller Motivation. «Wir haben drei Tage, um zu sehen, wer das bessere Team ist. Das wird spannend.»
Die Vorfreude ist besonders gross wegen des Austragungsortes auf Long Island. Der «Bethpage Black Course» gilt als bester öffentlicher Golfplatz der USA. Laut Medienberichten übernachten New Yorker auf dem Parkplatz im Auto, um sich anzustellen und dort für vergleichsweise kleines Geld spielen zu können. Leute aus der Gegend zahlen lediglich 70 Dollar für eine Runde – kein Vergleich mit den horrenden Gebühren in Golfklubs anderswo.
«Ich erwarte das absolute Chaos»
Fürs Wochenende werden rund 50'000 Zuschauer auf der Anlage erwartet, die überwiegend das Team USA anfeuern werden. Im Gegensatz zur vorigen Auflage in den USA, als wegen der Corona-Pandemie keine Fans aus Europa dabei sein durften, wird es zwar dieses Mal auch Unterstützung für die Equipe um McIlroy, Justin Rose und Jon Rahm geben. Illusionen über die Atmosphäre macht sich aber niemand.
«Ich glaube, wir sprechen seit wahrscheinlich zehn Jahren über den Ryder Cup in Bethpage, über die Vorfreude, wie es sein wird, wie intensiv es wird», erzählte der Engländer Rose zuletzt. «New Yorker sind verrückt, und ich denke, sie werden fast schon zu Karikaturen ihrer selbst. Ich glaube, die haben das Gefühl, ihrem Ruf gerecht werden zu müssen. Ich erwarte also wirklich das absolute Chaos.»
Captain Luke Donald hat mit einer Ausnahme die gleichen zwölf Profis nominiert wie für den Wettkampf im vorletzten Jahr in Rom; die einzige Änderung betrifft Rasmus Höjgaard. Der Däne ersetzt seinen Zwillingsbruder Nicolai. «Obwohl wir grosse Kontinuität haben, ist das eine andere Hausnummer», sagte Donald. «Wir sind uns bewusst, wie schwierig es wird.»
An Selbstbewusstsein mangelt es den Europäern gleichwohl nicht. Denn schon McIlroy hatte nach seiner Einschätzung über die Schwierigkeit, den Ryder Cup auswärts zu gewinnen, noch einen Satz hinzugefügt: «Genau das werden wir in Bethpage machen.» (ram/sda/dpa)