Als mutig wurde seine Aktion vielfach beschrieben: Der Flitzer, der während der Partie zwischen Portugal und Uruguay den Platz stürmte, holte mit seinem Outfit zum Protest-Rundumschlag aus.
Die in Katar ungern gesehene Regenbogenfahne, die er mit sich trug, symbolisiert Vielfalt und Toleranz und gilt als Symbol der LGBTIQ+-Community, auf dem Bauch seines Superman-Shirts solidarisierte sich der Mann mit der von Russland attackierten Ukraine und auf seinem Rücken forderte er Respekt für die gegen das Regime protestierenden iranischen Frauen ein.
Die Regie bemühte sich, den Platz-Stürmer so rasch wie möglich wegzuschneiden, die FIFA will bekanntlich keine politischen Botschaften in Katar sehen. Doch es war zu spät – Mario Ferris Protest wurde längst von den Kameras der Fotografen festgehalten und ging um die Welt. Doch wer ist der Mann mit dem klingenden Übernamen «Il Falco», italienisch für «der Falke»?
Kein Unbekannter. Ferri sorgte in der Vergangenheit schon mit ähnlichen Aktionen für Aufsehen. Er ist selbst Profifussballer, allerdings ein semierfolgreicher. Der Italiener, der aus Pescara an der Adria stammt, klapperte verschiedene Vereine in unterklassigen Ligen seines Heimatlandes ab, spielte in San Marino, Indien und auf den Seychellen.
Mehr Schlagzeilen als mit seinen fussballerischen Künsten machte Ferri mit seinen Flitzer-Aktionen. Der 35-Jährige versteht sich als Aktivist. In seiner frühen Zeit als Flitzer beschränkte er sich dabei auf fussballbezogene Botschaften. 2009 setzte er sich in einem Länderspiel zwischen Italien und den Niederlanden dafür ein, dass der italienische Stürmer Antonio Cassano in den Kader für die WM 2010 in Südafrika berufen wird.
Bereits 2010 wurde Ferri aber politischer in seinen Botschaften. Bei einem Spiel der Klub-WM zwischen Champions-League-Sieger Inter Mailand und dem afrikanischen Pendant Tout Puissant Mazembe aus der Demokratischen Republik Kongo präsentierte er ein Superman-Shirt mit der Aufschrift «Free Sakineh». Dieses bezog sich auf das Todesurteil der Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani, die durch Steinigung hingerichtet werden sollte. Ashtiani wurde 2014 nach über neun Jahren in der Todeszelle freigelassen.
Auch bei der WM in Brasilien suchte Ferri den Weg auf die grosse Bühne: Während der Partie zwischen den USA und Belgien betrat er erneut das Spielfeld und präsentierte die Botschaft: «Rettet die Kinder der Favelas». Dabei geriet er mit Belgien-Star Kevin de Bruyne aneinander.
Nachdem Italien im Frühjahr die WM erneut verpasst hatte, witzelte Ferri auf Instagram in Anspielung auf seine Aktion von 2014, er sei tatsächlich der letzte Italiener, der seinen Fuss auf ein WM-Spielfeld gesetzt habe. Er wird dies bis mindestens 2026 bleiben.
Dass der 35-Jährige aber nicht nur einfach den grossen Auftritt und das Rampenlicht liebt, bewies er im März dieses Jahres, als er kurz nach Kriegsausbruch in die Ukraine reiste und half, Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen.
The man who ran out to the football field during #FIFAWorldCupQatar2022 is Mario Ferri, Italian football player and public activist.
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) November 28, 2022
In March 2022 he helped evacuate Ukrainian women and children at the Polish border.
Grazie mille! pic.twitter.com/sw9Dj3zVMm
Mut kann man dem Italiener also wirklich nicht absprechen, auch bei seiner jüngsten Aktion nicht. Ob und wie Ferri für seinen Rundumschlag in Katar bestraft wird, ist noch nicht klar. (con)
Ernsthaft: ich begrüsse seinen Auftritt und die Botschaften, die er damit rüberbringen wollte. Gratulation und tausend Herzen!