Die NHL-Schweizer wollen in diesem Jahr Silberware abräumen. Die New Jersey Devils mit Nico Hischier, Timo Meier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid sind Mitfavoriten auf den Stanley Cup. Kevin Fialas LA Kings wollen in den Playoffs ebenfalls lange dabei sein. Hischier könnte seine erste Selke-Trophy anvisieren und Roman Josi muss man für die Auszeichnung zum besten Verteidiger immer auf der Rechnung haben.
Ende der vergangenen Saison wurde Roman Josi von einer Hirnerschütterung ausgebremst. Die Verletzung verhinderte nicht nur einen letzten dramatischen Playoff-Push der Nashville Predators, sondern auch eine WM-Teilnahme des Berners. Nun ist der Captain der Predators aber wieder fit. Er habe sich über den Sommer erholen können und fühle sich gesund, liess er verlauten.
Roman Josi has led the @PredsNHL in scoring in each of the last four seasons - only three defensemen in NHL history have done that (Erik Karlsson, Denis Potvin, Josi) 😤
— NHL Network (@NHLNetwork) September 24, 2023
He's #⃣2⃣4⃣ on the Top 50 list!#NHLTopPlayers | #Smashville pic.twitter.com/U7TgeMXSaB
In den letzten vier Jahren hat Josi die Nashville Predators in der Skorerliste stets angeführt – eine unfassbare Statistik für einen Verteidiger. In der NHL-Geschichte haben das nur zwei andere Verteidiger (Erik Karlsson und Denis Potvin) geschafft. Das zeigt: Auch dieses Jahr wird in Nashville wieder vieles, wenn nicht alles von Josi abhängen.
Gerade in der Offensive muss der 33-Jährige wieder Herz und Lunge seiner Mannschaft sein. Denn diese ist nochmals etwas dünner besetzt als in den Jahren zuvor. Barry Trotz hat als General Manager übernommen und nun schweben die Predators irgendwo zwischen Rebuild und Team mit Aussenseiterchancen auf die Playoffs. Wenn Josi und der sensationelle Goalie Juuse Saros performen, dann ist vieles möglich. Es kann aber auch sein, dass Josis Tore und Assists am Ende brotlose Kunst sind.
Who are the top defencemen in the NHL?
— JFresh (@JFreshHockey) August 4, 2023
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1. Cale Makar
2. Adam Fox
3. Roman Josi
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Noch ein Schweizer, der gegen Ende der Saison von einer Verletzung etwas ausgebremst wurde. Trotzdem war Fialas erste Saison bei den LA Kings ein Erfolg. Mit 72 Punkten in 69 Spielen sammelte der Ostschweizer zum zweiten Mal in Folge mehr als einen Punkt pro Spiel. Mit 1,04 Punkten pro Partie lag der Flügelstürmer noch deutlich vor Klublegende Anze Kopitar (0,9 Punkte pro Spiel). Als er in den Playoffs zurückkam, lieferte Fiala ebenfalls auf beeindruckende Art und Weise: ein Tor und fünf Assists in drei Spielen.
Fiala ist und bleibt eine offensive Allzweckwaffe. Der Schweizer hat einen brandgefährlichen Handgelenkschuss und kann die Torhüter aus allen möglichen Positionen bezwingen. Andererseits hat er auch die Spielübersicht, um besser positionierte Spieler zu finden. Dank seines Tempos und seiner herausragenden Stocktechnik ist Fiala ein Meister darin, die Scheibe in die gegnerische Zone zu tragen und dort Chancen für sich oder seine Linienpartner zu kreieren. Er wird auch dieses Jahr bei den Kings eine grosse offensive Rolle erhalten.
I think this Fiala/Dubois pair will work out just fine. pic.twitter.com/viz5XmF7TK
— Russell Morgan (@NHLRussell) October 4, 2023
Nico Hischier ist vergangenes Jahr in neue Sphären vorgestossen. Der Captain der New Jersey Devils knackte in seiner sechsten Saison in der NHL erstmals die Marke von 80 Punkten. Er schoss 31 Tore und bereitete 49 weitere vor. Hischier war eine der grossen Stützen bei einem der grössten Umschwünge in der NHL-Geschichte. 2021/22 holten die Devils nur 62 Punkte. Letzte Saison waren es 112 Zähler.
Hischier geht als Captain der Devils stets mit bestem Beispiel voran. Nicht nur, dass er rund einen Punkt pro Spiel skort, er kombiniert dies mit einem ausgeprägten defensiven Gewissen. Letzte Saison wurde der Walliser für die Selke-Trophy – die Auszeichnung für den besten Defensivstürmer der Liga – nominiert und musste sich dabei nur Patrice Bergeron geschlagen geben. Nun ist Bergeron zurückgetreten und Hischier gilt als meistgenannter Favorit auf dessen Nachfolge.
Der Schweizer ist Herz und Seele des jungen Teams aus New Jersey. Hischier blockt Schüsse, gewinnt wichtige Bullys, schiesst Tore und kommt in allen Situationen zum Einsatz. Er spielt gegen die besten gegnerischen Linien und sorgt dafür, dass sich der kreative Freigeist Jack Hughes im anderen Topsturm so richtig entfalten kann. Läuft es bei Hischier, spielen auch die Devils gut. Und in den kommenden Jahren können der Captain und seine drei Schweizer Teamkollegen womöglich gar nach dem Stanley Cup greifen.
“Now you gave me a little extra motivation.”
— Spittin' Chiclets (@spittinchiclets) September 29, 2023
Nico Hischier has a little gas added to the fire for making the Conference Final so he can see a Devils mascot tattoo on Biz’s ass 😂
📺: https://t.co/M84vE8zlJd pic.twitter.com/gZVgFYRD5T
Auch Timo Meier hat letzte Saison Schweizer NHL-Geschichte geschrieben, auch wenn das aufgrund des Trades zu New Jersey fast etwas unterging. Der Flügelstürmer knackte nämlich als erster Schweizer in der NHL die Marke von 40 Toren. Nach dem Trade zu den Devils lief es ihm allerdings nicht mehr ganz nach Wunsch mit elf Toren und sieben Assists in 32 Spielen (inklusive Playoffs). Zudem musste er in der Serie gegen die New York Rangers einen brutalen Check gegen den Kopf einstecken.
Der schwierige Start in New Jersey ist erklärbar. Der Wechsel kam in einer Phase, in der die Devils nur von Spiel zu Spiel eilten und kaum Zeit für wertvolle Trainingseinheiten hatten. So fällt es natürlich schwer, sich an ein neues Spielsystem zu gewöhnen.
Es steht ausser Frage, dass Meier mit seinem physischen Energiespiel bei den Devils eine gefährliche Waffe sein kann. Denn dieses Element fehlte der Mannschaft bis letzten Februar noch. Und dem Schweizer Stürmer scheint es am Ufer des Hudson auch zu gefallen: Diesen Sommer hat er einen neuen Vertrag über acht Jahre unterschrieben.
I love that Nico Hischier has the vision to break out Timo Meier with a stretch pass like this.
— Vinnie Parise (@VinnieParise) October 5, 2023
Meier’s power move allows Dawson Mercer to cash in.
This team rules right now
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Die letzte Saison verlief nicht ganz so, wie sich das Nino Niederreiter erhofft hat. Nicht unbedingt wegen der persönlichen Leistung: Die war mit 41 Punkten in 78 Spielen ordentlich, wenn auch nicht überragend. Aber der Churer musste mitten in der Saison die Zelte in Nashville abbrechen, sich von seinem guten Freund Roman Josi verabschieden und ins eisige Winnipeg wechseln.
Im kanadischen Norden konnte der Schweizer Flügel die Torproduktion nicht mehr ganz auf dem gleichen Niveau halten. Wie Meier war auch Niederreiter in der schwierigen Situation, sich kurzfristig an ein neues Team und System gewöhnen zu müssen. Aber der 31-Jährige kann immer noch ein wertvolles Mitglied einer NHL-Mannschaft sein. Der Churer trainierte diesen Sommer weiter an seiner Schnelligkeit, und bringt immer noch viel Energie auf die Aussenbahnen. Niederreiter drängt das Spiel in die Offensivzone und hilft so auch der Defensive aus.
Topmodel Nino Niederreiter 👀
— NHL Deutsch (@NHLde) October 2, 2023
(📸 @NHLJets) | #GoJetsGo | @thelnino22 | #Niederreiter pic.twitter.com/DBBWP6nWdM
Neue Stadt, neues Glück? Nach zwei Jahren in Detroit hat Pius Suter seine Zelte nun in Vancouver aufgeschlagen. Nach einem Geduldsspiel über den Sommer erhielt der Zürcher von den Canucks einen Zweijahresvertrag. Auch die Red Wings hätten Suter gerne behalten, doch sie wollten ihm keinen Mehrjahresvertrag anbieten.
Pius Suter, signed 2x$1.6M by VAN, is a defensive bottom six forward and penalty killer. Can create chances and goals close to the net. #Canucks pic.twitter.com/kqAg7Q9tWb
— JFresh (@JFreshHockey) August 11, 2023
In Vancouver waren sie auf der Suche nach einem Spieler wie Suter: ein zuverlässiger, flexibler Stürmer, der gerade auch im zuletzt schwachen Unterzahlspiel eine Verstärkung sein soll. Er kann in die höheren Linien rutschen, wenn es sein muss. Er wird als defensiv zuverlässiger Stürmer aber voraussichtlich mehrheitlich die dritte Linie anführen.
Eigentlich ist es sinnlos, bei Jonas Siegenthaler die Skorerpunkte aufzuzählen, denn daran wird er nicht gemessen. Der Zürcher ist vorwiegend ein sehr guter Defensivspezialist. Er hat Phasen, in denen er gar einer der besten Stay-At-Home-Verteidiger der NHL ist, doch er hat diese Qualität noch nie konstant über eine ganze Saison ausgespielt.
Trotzdem hat er sich in New Jersey längst etabliert. Meist spielt er an der Seite des offensiver orientierten Dougie Hamilton. Das Duo ergänzt sich perfekt: Während Hamilton riskiert, sichert Siegenthaler ab. Hamilton trägt die Scheibe in die gegnerische Zone, während Siegenthaler eher kluge Aufbaupässe spielt. Auch in Unterzahl spielt der Schweizer für die New Jersey Devils eine wichtige Rolle. In der vergangenen Saison hat er erstmals die 20-Punkte-Marke geknackt und auch in den Playoffs mit drei Punkten in elf Spielen geskort.
Philipp Kurashev ist einer der wenigen NHL-Schweizer, der eine eher enttäuschende Saison hinter sich hat. Trotz viel Eiszeit bei den Blackhawks stagnierte die Produktion des Stürmers. 9 Tore und 16 Assists in 70 Spielen sind zu wenig. Technik und Spielintelligenz sind beim Berner zweifelsohne vorhanden. Aber mittlerweile muss man hinterfragen, ob der bald 24-Jährige die physischen Mittel hat, um in der NHL ein wertvoller Spieler zu sein.
Kevin Korchinski➡️Connor Bedard➡️Philipp Kurashev🚨
— Talkin’ Hawkey (@TalkinHawkey) September 29, 2023
Kurashev nets the #Blackhawks 1st goal of the preseason on Korchinski’s rebound! Bedard got a piece of Korchinski’s shot for the primary assist. Love it.pic.twitter.com/ercfYSPZE8
Der jährliche Steigerungslauf von Janis Moser ging auch letzte Saison weiter. In Arizona steigerte der Verteidiger seine Eiszeit von über 18 auf mehr als 21 Minuten pro Spiel. Er schoss mehr Tore und sammelte mehr Assists. Vor allem konnte er sich auch defensiv steigern.
Zwar ist der Einfluss des Bielers auf das Spiel weiterhin negativ, aber nur noch leicht. In seiner ersten NHL-Saison musste Moser hinten noch sehr viel Lehrgeld bezahlen. Setzt der 23-Jährige seinen positiven Trend fort, könnte er bei den ebenfalls besser aufgestellten Coyotes erstmals die 35-Punkte-Marke knacken.
Akira Schmid war letzte Saison vermutlich die grösste Schweizer Überraschung in der NHL. Nachdem sein erster Abstecher in die beste Liga der Welt 2021 völlig missglückte (6 Spiele, 4,83 Gegentore/Spiel), überzeugte der Berner letzte Saison. In 18 Spielen für die Devils reduzierte er den Gegentorschnitt auf knapp über zwei Treffer und kam auf eine Fangquote von 92,2 Prozent. Und in der Playoff-Serie gegen die Rangers mauserte er sich nach einem 0:2-Rückstand zum Helden der Wende. So hat sich Schmid innerhalb der Mannschaft und bei den Fans ein neues Standing erarbeitet.
In der neuen Saison startet der junge Berner als Nummer 2 hinter Vitek Vanecek – rein aufgrund seiner geringeren Erfahrung. Tatsächlich dürften sich Schmid und Vanecek die Arbeit relativ ausgeglichen aufteilen.
Tim Berni befindet sich derzeit in einer kuriosen Situation. Der 23-jährige Verteidiger machte das Trainingscamp der Columbus Blue Jackets voll mit, obwohl er keinen Vertrag für die neue Saison hatte. Kurz vor dem Saisonstart wurde er dann aus seinem Tryout entlassen, was darauf hindeutet, dass die Blue Jackets nicht weiter mit ihm planen. Trotzdem besitzt Columbus weiterhin die Rechte am Zürcher. Ohne Trade darf er derzeit also nicht bei einem anderen NHL-Team unterschreiben.
Kurios ist das unter anderem auch, weil Berni letzte Saison in der Columbus-Verteidigung ins kalte Wasser geworfen wurde und dabei überzeugte. Er etablierte sich in seinen ersten 72 NHL-Spielen als solider Defensivverteidiger. Trotzdem steckt er nun in dieser Sackgasse. Wenn kein anderes Team Interesse an Berni anmeldet, bleibt ihm wohl nur die Rückkehr in die Schweiz.
Lian Bichsel hat im Trainingscamp der Dallas Stars viel Spielzeit erhalten. Dort hat der 19-jährige Verteidiger gezeigt, dass er sich gut von seiner Knöchelverletzung in der WM-Vorbereitung vom Frühling erholt hat. Trotzdem wird der Schweizer die Saison in der AHL beginnen, zumal die Dallas Stars in der Verteidigung schon ordentlich besetzt sind. So kann sich Bichsel eine Liga tiefer an das nordamerikanische Hockey gewöhnen und sich für grössere Aufgaben empfehlen.
Obwohl Waeber vergangene Saison beim ZSC nicht mehr die Nummer 1 war, hat er überraschend einen NHL-Vertrag von den Florida Panthers erhalten. Im Trainingslager der «Cats» kam der Fribourger vereinzelt zum Einsatz, er muss die Saison nun aber wenig überraschend in der AHL beginnen.
Ludovic Waeber fait le point sur son camp avec les Panthers https://t.co/EXytDiun9U pic.twitter.com/WL9l56tNyi
— SwissHabs (@SwissHabs) September 18, 2023
Auch Ambri-Center André Heim erhielt diesen Sommer eher überraschend ein Angebot aus der NHL. Der 25-Jährige unterschrieb bei den St.Louis Blues. Doch auch sein Nordamerika-Abenteuer beginnt in der AHL. Heim hat den zweitletzten Kaderschnitt im Trainingslager nicht überstanden.
Tr. Camp → Minor
— CapFriendly Transactions (@CF_Transactions) September 29, 2023
Andre Heim (C, RW, LW) | STL#stlblueshttps://t.co/rs9lUTO339
War eben in Tampa und sah das Preseason-Game Tampa-Nashville...Josi muss in dieser Mannschaft wirklich viel Risiko nehmen, sonst kommt ausser von Forsberg nicht gerade viel. So kommt er manchmal in Bedrängnis und etwas zu spät, um wieder Inside stehen zu können.
@Bürgler: deine Worte bei Schmid..."Goalies sind komisch."... made my day :-)