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Unihockey: Ex-Nati-Star sagt, wie «krass» der WM-Titel der Schweiz ist

Roger Loetscher of Swiss Unihockey, right, gives a gift for the 100 games in the national team to Switzerland's Seraina Ulber, left, before, before the 12th Women's World Floorball Champions ...
Seraina Hofbauer (früher Ulber) spielte 105 Mal für die Schweizer Nati.Bild: KEYSTONE
Interview

«Riesiger Coup – historisch!»: Ex-Nati-Star ordnet WM-Titel im Unihockey ein

Entgegen der Prognosen und dank einem historischen Sieg über Schweden holt das Schweizer Unihockey-Nationalteam der Frauen in Tschechien den WM-Titel. «Das kannst du nicht hoch genug werten», sagt die ehemalige Nationalspielerin und TV-Expertin Seraina Hofbauer.
15.12.2025, 10:3015.12.2025, 10:30
jonas schneeberger / keystone-sda

24 Stunden nach dem sensationellen 6:3-Sieg gegen Schweden liessen sich die Schweizerinnen nicht mehr stoppen. 2:0 – bezeichnenderweise mit einem Shutout von Lara Heini, der besten Torhüterin der Gegenwart – gewann das Team von Trainer Oscar Lundin den Final in Ostrava gegen Gastgeber Tschechien. Weil der Pfad zum zweiten Titel über Schweden führte, hat der Triumph ein noch höheres Gewicht als der vor 20 Jahren in Singapur, als sich die Wege nicht gekreuzt hatten.

Seraina Hofbauer (früher Ulber), die zwischen 2008 und 2020 105-mal für das Nationalteam auflief, nennt es eine «Riesengeschichte». Das «Wunder von Neuenburg», die verrückte Wende im Halbfinal der Heim-WM gegen Tschechien vom 1:6 zum 7:6 n. V. ab der 52. Minute, sei abgelöst, so die 35-jährige Bündnerin.

Seraina Hofbauer, das 6:3 im Halbfinal gegen Schweden war der erste Sieg der Schweizerinnen über die Skandinavierinnen an einer WM überhaupt und gipfelte im zweiten WM-Titel nach 2005. Wo ordnen Sie diesen Erfolg ein?
Das ist ein riesiger Coup – historisch! Ich meine, die Schwedinnen haben 18 Jahre lang kein Spiel an einer WM verloren, und die Schweiz hatte sie an einer WM noch nie geschlagen. Da ist das natürlich eine Riesengeschichte, wirklich krass. Und dann auch noch, mit was für einer Wucht die Schweizerinnen die Schwedinnen wegputzten. Ja, dieses Team hat etwas geschafft, was wir in vielen Jahren bei weitem nicht geschafft haben, obwohl wir auch gute Jahrgänge und gute Jahre hatten. Diesen Erfolg kannst du also gar nicht hoch genug einstufen. Das ‹Wunder von Neuenburg› mit der verrückten Aufholjagd in der Schlussphase gegen Tschechien ist abgelöst.

Was hat Sie besonders beeindruckt?
Die freche Spielweise, die Selbstverständlichkeit, mit der die Schweizerinnen gespielt haben. Das war sehr überzeugend. Man sah, dass den jungen Spielerinnen dieser Respekt vor den Schwedinnen fehlte, der uns damals oft gehemmt hat, als wir zehn Jahre lang und x-mal in Folge verloren. Ohne den Erfolg zu schmälern, muss ich aber auch sagen, dass ich noch nie so ein schlechtes Schweden gesehen habe. Die Schweizerinnen waren so gut, die Schwedinnen so schlecht.

Was durchaus überraschend kam.
In der Tat. Auch wenn man jetzt sah, dass Schweden nur das viertstärkste Team an der WM war. Für schwedische Verhältnisse kam im Halbfinal ganz wenig. Es ist fast schon tragisch, dass das eine schwedische Nationalmannschaft ist. Dabei dachte ich vor vier Jahren an der WM in Uppsala, dass deren Dominanz mit Spielerinnen wie Wilma Johansson und Maja Viström für die nächsten Jahre gesichert ist. Wir haben immer gesagt, es wird der Tag kommen, an dem Schweden schwächelt, an dem es verwundbar ist. Aber dann musst du auch bereit sein, und das waren die Schweizerinnen so etwas von. Dass sie dann auch den Final gewannen, überraschte mich nicht mehr.​

Seraina Fitzi (12, Schweiz) links und Doris Berger (15, Schweiz) rechts bejubeln das erste Tor waehrend dem Halbfinal, Schweden gegen Schweiz, Unihockey Weltmeisterschaft der Damen 2025, 13. Dezember  ...
Die Schweizerinnen fügten den Schwedinnen die erste WM-Niederlage seit 18 Jahren zu.Bild: keystone

Was zeichnet dieses Schweizer Team aus?
Der Baustein Nummer 1 ist für mich Lara Heini, die hinten einfach zumacht. Ein besseres Gefühl als mit so einer Bank im Tor kannst du nicht kriegen. Hinzu kommen Seraina Fitzi und Co. Fitzi war für mich die Spielerin des Spiels gegen Schweden neben Lara. Die beiden haben es gerissen und dafür gesorgt, dass das Team fliegen konnte. Das war der Hammer.​

Vor zwei Jahren erlebte Oscar Lundin mit Platz 4 in Singapur einen unglücklichen WM-Einstand als Schweizer Nationalcoach. Auch in den folgenden Länderspielen sah es zunächst nicht besser aus. Nun hat sich das Vertrauen des Verbandes in den Schweden ausbezahlt. Was zeichnet ihn aus?
Ich glaube, Oscar Lundin und gerade auch dessen Assistent Kari Koskelainen haben die nötige Coolness. Sie haben das Selbstvertrauen und die Abgebrühtheit zu sagen, dass es komplett egal ist, was an einem Vierländerturnier eineinhalb Jahre vor einer WM passiert, wo viele Spielerinnen dabei sind, die erst eine oder gar keine WM gespielt haben und man sich noch finden muss. Dass Oscar ein absoluter Fachmann ist, weiss er selbst und wissen alle, die etwas von diesem Spiel verstehen. Nun ist es dem Trainer-Staff zudem gelungen, dieses Team zu einer absoluten Einheit zu formen. Wenn du es schaffst, so einen guten Spirit zu haben, kannst du Berge versetzen und Titel holen. Ich bin beeindruckt und auch ein bisschen stolz, dass ich mit der einen oder anderen Spielerin dieses Teams noch zusammen gespielt habe und ihnen etwas mitgeben konnte.» (nih/sda)

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