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EM 2020: Die Spielerinnen der Schweizer Nati befragen Shaqiri und Co.

Interview

Nati-Spielerinnen befragen Nati-Spieler: «Xherdan, wie lange hältst du es aus ohne Handy?»

Wie sieht die Arbeitsaufteilung bei Familie Sommer rund um ihre Tochter aus? Warum steht Nico Elvedi mitten in der Nacht auf? Und wieso gehorcht der Hund von Haris Seferovic besser als jener von Ramona Bachmann?
12.06.2021, 11:2312.06.2021, 16:30
Etienne Wuillemin / CH MEdia
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Um 15 Uhr beginnt für die Schweizer Fussballer gegen Wales die EM. Zuvor haben die Nati-Fussballerinnen ihren Kollegen jeweils eine spezielle Frage mit auf den Weg gegeben. Für einmal steht nicht der Ball im Mittelpunkt, sondern das Handy, der Hund, ein schönes Lächeln oder erstaunliche Mathe-Kenntnisse.

Gaëlle Thalmann fragt Yann Sommer:

Bald wirst du zum zweiten Mal Vater. Gibt es spezielle Jobs, die du im Alltag mit deiner Tochter Mila regelmässig übernimmst?
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Sommer: Eine ganz klassische Aufteilung haben wir eigentlich nicht. Ich versuche einfach, meiner Frau Alina so viel wie möglich abzunehmen. Da gehört beispielsweise dazu, früher aufzustehen und mit unserer Tochter zu frühstücken, damit Alina noch ein bisschen länger schlafen kann. Das tut ihr gerade jetzt in der Schwangerschaft sehr gut. Zugegebenermassen haben wir auch viel Glück, was den Schlaf unserer Tochter betrifft. Sie schläft häufig sehr gut, von 19 Uhr abends bis 7.30 Uhr am Morgen.

Noëlle Maritz fragt Silvan Widmer:

Was machst du in den letzten Stunden vor einem wichtigen Spiel? Und wie gehst du dann mit deiner Nervosität um?
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Widmer: Zunächst versuche ich möglichst, keinen Aberglauben zuzulassen. Ich mache also nicht immer alles genau gleich, sondern will so gut es geht locker bleiben. Am Nachmittag facetime ich mit meiner Frau Céline und der älteren Tochter Alissa, sie ist dreijährig und bekommt langsam mit, dass es wichtig ist für Papa, gut zu spielen. Manchmal hilft mir auch noch eine Runde auf der Gamekonsole. Spätestens zwei Stunden vor dem Spiel ist mein Handy auf Flugmodus, da gibt's kein WhatsApp oder Instagram mehr. Dafür höre ich Musik – auch wieder ganz verschieden, je nach Situation. Manchmal habe ich Lust auf House, manchmal auf etwas Ruhiges. Und schliesslich gehe ich teilweise noch Szenen vor dem inneren Auge durch, die mich im Spiel erwarten könnten.

Luana Bühler fragt Manuel Akanji:

Du bist neben deinen Künsten als Fussballer auch bekannt dafür, ziemlich gut und vor allem schnell Kopfrechnen zu können. Wenn du von «11 Freunde» gefragt wirst, was 24 mal 73 gibt, antwortest du sofort: 1752. Wie bist du zu dieser Fähigkeit gekommen? Und kann sie dir auch als Fussballer auf dem Platz helfen?
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Akanji: In der Primarschule hatte ich einen Mathematik-Lehrer, der kleine Kopfrechenturniere ins Leben gerufen hat. Wer zuerst die richtige Lösung rief, kam eine Runde weiter. Ich habe schon damals gerne gewonnen (lacht). Als kleiner Bub habe ich dann begonnen, mit allen Zahlen, die ich gesehen habe, kleine Rechnungen zu machen. Mittlerweile kenne ich viele Zahlenkombinationen auswendig, aber es ist mehr das System dahinter, das ich verstanden habe. Auf dem Feld hilft es mir nicht.

Julia Stierli fragt Fabian Schär:

Du hast mittlerweile einige Jahre im Fussball-Business hinter dir, viele Länder und Ligen gesehen und einige Trainer erlebt – welche war deine prägendste Erfahrung der Karriere?
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Schär: Es ist schwierig, sich auf eine zu beschränken. Fussballerisch könnte ich die WM 2014 in Brasilien nennen. Das war eine unglaubliche Erfahrung. Am meisten prägend für meine Zukunft als Persönlichkeit war aber der Wechsel nach Spanien zu La Coruña. Nach den Jahren in Deutschland habe ich etwas komplett neues ausprobiert. Ich habe zuvor kein Wort Spanisch gesprochen. Anfangs war es sehr hart, weil es im Verein und in der Mannschaft kaum jemand gab, mit dem ich mich verständigen konnte. Aber die Erfahrungen, die ich dadurch sammeln konnte, und was ich mitnehmen konnte für den weiteren Verlauf meines Lebens, das war grossartig.

Viola Calligaris fragt Nico Elvedi:

Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
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Elvedi: Wenn es in meiner Familie einen Notfall gibt, das ist klar. Und sonst jeweils auch für den Super Bowl. Mein Lieblingsteam sind die Kansas City Chiefs.

Rachel Rinast fragt Ricardo Rodriguez:

Welches ist der schönste Quartier-Platz der Schweiz und was verbindest du damit?
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Rodriguez: Am liebsten ist mir das Auzelg, das ist ein Quartier zwischen Zürich Schwamendingen und Oerlikon. In unmittelbarer Nähe bin ich aufgewachsen und habe in meiner Jugend viel Zeit dort verbracht. Ich verbinde damit viele Erlebnisse mit Freunden und auch meinen Brüdern.

Eseosa Aigbogun fragt Steven Zuber:

Mit wem und wo hast du deine Strassenfussballerzeit erlebt?
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Zuber: Natürlich in der Schule. Das war «Im Birch» in Zürich Oerlikon und in der Hardau. Und auch ab und zu bei uns daheim vor der Garage bis spätabends. Es waren sehr viele Jugendfreunde dabei, die mit mir bei GC spielten, darunter einige, die Profis geworden sind.

Lia Wälti fragt Granit Xhaka:

Du hast bei Arsenal schwierige Zeiten durchmachen müssen, bist teilweise sehr hart kritisiert und in den sozialen Medien auch heftig angeschuldigt worden. Wie hast du es geschafft, diese Beschimpfungen zu überstehen? Und wie sieht deine Strategie heute aus, was «Social Media» betrifft?
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Xhaka: Das ist eine ganz gute Frage. Es ist nicht so einfach, solche Beschimpfungen über sich ergehen zu lassen. Das ist vielen Menschen wahrscheinlich nicht so bewusst. Ich hatte häufig das Gefühl, dass meine Ansicht nicht interessiert oder nicht gehört wird. Wer mich kennt, weiss: Ich gebe immer alles für meinen Klub. Das war bei Basel so, bei Mönchengladbach und auch jetzt bei Arsenal. Ich musste feststellen, dass es viele Leute gibt, die versuchten, mich kaputt zu machen, mich zu beleidigen. Das ist anonym im Internet viel einfacher, als wenn mir das jemand ins Gesicht sagen müsste. Früher habe ich noch viel mehr Kommentare über mich gelesen. Irgendwann musste ich aber sagen: Diesen Bullshit muss ich mir nicht mehr antun, ich mache den Zirkus nicht mehr mit. Klar ist: Wer nicht mental stark ist, kann viel verlieren. Es ist traurig, aber wahr: Beleidigungen gehören im Jahr 2021 für Sportlerinnen und Sportler zur Normalität. Ich hoffe, dass sich das irgendwann ändert.

Malin Gut fragt Remo Freuler:

Ich habe kürzlich mein Kreuzband gerissen. Mehrere Monate nicht mehr Fussball spielen zu können, ist hart. Wie überwinde ich so einen Rückschlag? Hast du mal etwas ähnliches erlebt und könntest mir Tipps geben?
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Freuler: Ich selbst war noch nie so lange verletzt. Aber Rückschläge gibt es immer in einer Karriere. In solchen Momenten darfst du traurig sein, das finde ich ganz wichtig. Vielleicht fragst du dich: Warum gerade ich? Oder du bist wütend. Lass diese Gefühle zu und setze dich mit ihnen auseinander. Dann gelingt es auch schneller, wieder zuversichtlicher zu sein. Versuche, wenn es geht, einige Übungen in der Rehabilitation dort zu machen, wo auch deine Teamkolleginnen trainieren, damit du sie weiter siehst und Teil des Teams bleibst. Zudem würde ich dann aber auch bewusst Ablenkung suchen. Mal rausgehen, vielleicht in die Schweiz kommen, und den Kopf komplett lüften.

Coumba Sow fragt Denis Zakaria:

Warum hast du so ein reines Lächeln?
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Zakaria: Merci Coumba für diese Frage! (lacht laut) Ich müsste wohl am besten meine Mutter und meinen Vater fragen, schliesslich sind sie ja verantwortlich dafür, wie ich aussehe. Aber es stimmt, ich lache sehr gerne und ich trage viel Lebensfreude und guten Humor mit mir herum – das ist doch das Wichtigste im Leben.

Riola Xhemaili fragt Xherdan Shaqiri

Wie lange hältst du es ohne Handy aus? Und wie wichtig sind dir die sozialen Medien?
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Shaqiri: Admir Mehmedi sagt, ich sei immer am Handy (lacht). Aber einen Tag halte ich es schon aus – wenn ich weiss, dass bei meiner Familie alles in Ordnung ist. In den sozialen Medien bin ich nicht jeden Tag. Ich halte mein Privatleben privat und möchte das auch so belassen. Aber klar, ab und zu soll man mit den Fans interagieren.

Géraldine Reuteler fragt Ruben Vargas:

Welche Rituale hattest du als Kind vor einem Match? Und heute?
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Vargas: Zwei Dinge: Ich habe vor den Spielen gebetet. Und den Platz jeweils zuerst mit dem rechten Fuss betreten. Diese Rituale hatte ich schon als Kind und ich habe sie bis jetzt beibehalten.

Ramona Bachmann fragt Haris Seferovic:

Wir haben ja beide einen Hund. Meiner ist ein kleiner, junger, aber wilder Rüde. Darum: Hast du einen Tipp, wie ich ihn am besten zähme?
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Seferovic: Also mein Hund Rocky ist ziemlich gechillt, schon seit jeher, darum kann ich jetzt nicht wirklich mit vielen Tipps punkten, die dir helfen würden. Vielleicht hast du ja einfach den «falschen» Hund ausgesucht. Oder aber es ist so – falls ich mit einem Augenzwinkern antworten darf: Der Charakter des Hundes spiegelt ein bisschen jenen der Besitzerin.

Alisha Lehmann fragt Breel Embolo:

Welcher Moment mit der Nati war dein schönster?
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Embolo: Gute Frage, Alisha. Es sind die Momente rund um mein erstes Aufgebot. Der erste Anruf des Trainers – danach bin ich fast ausgeflippt und war völlig nervös. Dieses Gefühl, dass du zu den 23 Besten der Schweiz gehörst und das deiner Familie erzählen kannst, ist unbeschreiblich. Das war im März 2015, wir spielten gegen 1:1 gegen die USA, ich wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Ana-Maria Crnogorcevic fragt Mario Gavranovic:

Während der EM seid ihr von der Familie getrennt. Wie hältst du den Kontakt zu deiner Tochter aufrecht? Und welche Spiele mit ihr wirst du am meisten vermissen?
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Gavranovic: Es ist das erste Mal, dass ich für eine längere Zeit weg von zu Hause bin, seit meine Tochter geboren ist. Darum versuche ich, mich mehrmals am Tag zu melden. Zum Glück gibt’s heutzutage Smartphones, wo man reden und sich gleichzeitig sehen kann. Ich werde das Spielen mit meiner Tochter sehr vermissen. Sie will immer sofort loslegen, sobald ich zu Hause bin. Wir haben kein besonderes Lieblingsspiel, wir albern einfach auf dem Boden herum.

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quelle: keystone / laurent gillieron
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Schweizer Nationalspielerinnen über Rassismus
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