Der Holländer Bernard Schuiteman würde seine Arbeit bei GC liebend gerne per sofort im Campus in Niederhasli aufnehmen. Wegen des Coronavirus aber sitzt der neue Sportchef der Zürcher vorerst nur auf gepackten Koffern zuhause in Österreich. Der 46-Jährige hatte nach Profijahren in Holland, Deutschland, Österreich und Zypern die UEFA-Trainerlizenz erworben und in Akademien gearbeitet. Dann wurde er Scout; zuletzt für die Wolverhampton Wanderers in der Premier League.
Wie geht es Ihnen?
Bernard Schuiteman: Gesundheitlich ist bei meiner Lebensgefährtin und mir alles okay. Wir halten uns strikt an die Vorgaben, welche die österreichische Regierung aufgestellt hat.
Verrückt: Ihr Amtsantritt bei GC erfolgt aus dem Homeoffice.
Ich habe fast schon viereckige Augen von der Arbeit am Bildschirm. Sobald es die Coronakrise zulässt, werde ich nach Niederhasli reisen.
Was reizt Sie am neuen Job?
Ich bin schon lange in diesem Geschäft tätig. Es war immer in meinem Hinterkopf, eine solche Rolle mal anzunehmen. Ich habe bewusst lange gewartet und wollte in verschiedenen Bereichen Erfahrungen sammeln. Als Scout habe ich die Märkte kennen gelernt und ein grosses Netzwerk aufgebaut. Mir war klar, dass man als Sportchef auch eine gewisse menschliche Reife braucht.
Aber warum GC?
Ich komme schon sehr lange in den Letzigrund und war oft bei Spielen in der Schweiz. GC hat mich von Anfang an gereizt. Ich habe immer viel Potenzial gesehen und fand es schade, wie es stufenweise runtergegangen ist.
Hat Ur-Hopper Erich Vogel Sie geholt?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe ihn vor einem Jahr mal getroffen. Es war interessant. Uns verbindet eine enorme Fussballleidenschaft.
Wenn Vogel Sie nicht geholt hat, dann wohl der neue GC-Präsident Sky Sun. Mit ihm haben Sie zuletzt bei den Wolverhampton Wanderers zusammengearbeitet.
Das Konsortium, das GC gekauft hat, ist an mich herangetreten. Ja, Sky Sun kannte mich von Wolverhampton. Wir schätzen uns und er hat gemeint, er brauche jemanden, der die Region und die Sprache kennt. Aber: GC ist und bleibt ein eigenständiger Verein und hat nichts mit den Wolves zu tun. Auch wenn es Berührungspunkte gibt.
Wer ist Sky Sun?
Ich habe ihn wie Jeff Shi, den Präsidenten von Wolverhampton, als lernwilligen, wissbegierigen, hart arbeitenden und aufgeschlossenen Menschen kennen gelernt. Was für die Fans wichtig zu wissen ist: Die Chinesen wollen gerne gemeinsam mit dem bestehenden Verein den Weg nach oben schaffen. Wenn man bei Wolverhampton ins Trainingszentrum kommt, spürt man eine englische DNA. Man wird auch in Niederhasli weiter die GC-DNA spüren.
Wie gut kennen Sie die Besitzerin Jenny Wang?
Noch gar nicht.
Was sind die geschäftlichen Absichten der neuen Besitzer?
Sie wollen den Verein auf ein hohes Niveau führen. Dann haben alle etwas davon. Die Chinesen, die Spieler, die Mitarbeiter und die Fans.
Wird GC nun mit der grossen Kelle anrichten und tolle Spieler nach Niederhasli holen?
Was die Finanzen betrifft, wird Shqiprim Berisha zuständig sein. Ich bin für den sportlichen Bereich wie die Kaderzusammenstellung verantwortlich. Aber zuerst müssen wir wissen, in welcher Liga wir in der nächsten Saison spielen. Der Aufstieg ist das Ziel.
Werden Sie mit dem einflussreichen Berater Jorge Mendes zusammenarbeiten? Er hat Wolverhampton stark und erfolgreich geprägt.
Wir werden sicher auch mal mit ihm reden. Aber wir sind offen für alle Berater, die junge, hungrige Spieler mit Potenzial zu uns bringen möchten.
Bleibt Goran Djuricin Trainer?
Ja, wir haben heute ein sehr gutes Gespräch gehabt. Seit seinem Amtsantritt hat das Gesicht der Mannschaft gut ausgesehen und es gab absolut keine Gedanken, den Trainer zu wechseln.
Wann haben Sie GC letztmals spielen sehen?
Am Freitag, dem 13. März! Das war ein Testspiel in Schaffhausen hinter verschlossenen Türen. Aber ich habe mich irgendwie reingeschmuggelt. Seither bin ich hier zuhause in der Nähe von St.Pölten. Und warte.
Darum holen sie eine Holländer der in Österreich wohnt...