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Interview

David Zibung spricht über Gladbach-Job, Bundesliga und seine Familie

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David Zibung ist seit einem Jahr Sportkoordinator bei Gladbach.Bild: IMAGO/fohlenfoto
Interview

Zibung liess für Gladbach-Job die Familie zurück: «Schwierigster Entscheid meines Lebens»

David Zibung ist seit letztem Sommer Sportkoordinator bei Borussia Mönchengladbach. Der 41-Jährige gibt Einblick in seine Arbeit. Er spricht über das Haifischbecken Bundesliga und verrät, wieso Schweizer am Niederrhein hoch im Kurs sind.
17.08.2025, 09:4917.08.2025, 09:49
pascal vogel / keystone-sda
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David Zibung, haben Sie sich mittlerweile an die schwarz-weisse Raute auf der Brust gewöhnt?
David Zibung: Ja, sehr schnell sogar. Aber ich bin ja auch schon ein Jahr hier.

Ein Vierteljahrhundert trugen sie das Wappen des FC Luzern auf Ihrem Shirt. Sie sind mit 520 Partien der Rekordspieler der Innerschweizer, am Pilatus eine lebende Legende. Welchen Ruf haben Sie sich bei Borussia Mönchengladbach erarbeitet?
Das kann ich nicht sagen, das müsste man andere fragen. Aber die Rollen sind nicht vergleichbar. In Luzern stand ich als Goalie im Rampenlicht, hier bin ich eher im Hintergrund aktiv.

Sie sind Sportkoordinator Lizenz. Was muss man sich unter dieser Job-Bezeichnung vorstellen?
Ich bin das Bindeglied zwischen der Mannschaft, dem Trainerteam und der sportlichen Führung um Geschäftsführer Sport Roland Virkus.

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Roland Virkus erklärt David Zibung die Welt – oder so.Bild: IMAGO/Jan Huebner

Wie muss man sich Ihren Alltag vorstellen?
Um acht Uhr startet mein Tag im Büro von Roland Virkus mit einer Sitzung, in der wir den Vortag besprechen und bis zum kommenden Wochenende alles rund um die Lizenzmannschaft planen. Danach nehme ich an der Trainersitzung und am Training teil, ehe ich wieder in die andere Rolle schlüpfe und vieles koordiniere. Gleichzeitig bin ich bei Scouting-Sitzungen und bei Transfergesprächen mit dabei.

Das tönt umfangreich und nach langen Tagen.
Das ist so. Aber wer im Fussball kurze Tage hat, der macht vermutlich irgendwas nicht ganz richtig. Die langen Tage sind der Hauptgrund, weshalb meine Familie weiterhin in der Schweiz lebt. Ich bin alleine hier, muss nicht nach Hause stressen, weil meine Frau und meine Kinder warten. Entsprechend ist es auch kein Problem, dass ich lange arbeite. Auf der anderen Seite bin ich wirklich daheim in der Schweiz und nicht ständig am Telefon, wenn ich mal freie Tage habe.

Wie schwierig war für Sie der Schritt ins Ausland? Sie verliessen ja nicht nur den sicheren Hafen am Vierwaldstättersee, der 25 Jahre Ihr berufliches Zuhause war, sondern mussten auch Ihre Familie zurücklassen.
Es war der wohl schwierigste Entscheid in meinem Leben. Es war nie geplant, eine Fernbeziehung mit meiner Frau zu führen und wegzuziehen von meiner Familie. Aber im Fussball-Business kann man entweder alles bequem halten und dort bleiben, wo man sich einen Garten geschaffen hat. Oder man bricht aus und sucht sich eine neue Herausforderung. Ich bin sehr dankbar, dass meine Frau den Entscheid mitträgt – das war die Voraussetzung, dass ich den Job in Gladbach angenommen habe.

Sie bekleideten denselben Job während zwei Jahren auch in Luzern. Gibt es Unterschiede im Alltag?
Also auf meine Arbeit bezogen gibt es einen grossen Unterschied. In Luzern stand ich in Chino-Hose und Polo-Shirt am Platz und habe das Training verfolgt, hier stehe ich in Trainingsklamotten auf dem Platz. Ich leite aber keine Übungen.

Was sind sonst die grössten Unterschiede zwischen dem FCL und Borussia Mönchengladbach?
Hier ist alles viel grösser. Wir haben ein Vielfaches an Mitarbeitern. Egal in welcher Abteilung: Es hat mehr Personal. In Luzern gab es zwei Mitarbeiter, die sich um Social Media gekümmert haben, hier sind es zwanzig in der Unternehmenskommunikation. In der Schweiz spielst du in Basel und bei YB vor 20'000 Zuschauern, hier kommen jedes Wochenende 50'000. Es ist einfach alles mehr und dadurch auch professioneller.

In der Schweiz wird stets vom medialen Haifischbecken Bundesliga geschrieben. Mit einem Jahr Erfahrung: Ist es wirklich so schlimm?
Wie bereits gesagt: Hier ist alles grösser. Entsprechend hat es auch mehr Medienvertreter. Wir reden nicht von einer Tageszeitung, hier ist allein die ‹Rheinische Post› täglich mit zwei Journalisten vor Ort, hinzu kommen der ‹Kicker› und die ‹Bild›. Der Lärm ist lauter, aber ob das ein Haifischbecken ist, kann ich nicht beurteilen. Den Klub erlebe ich als relativ ruhig, weil die Leute mehr miteinander statt übereinander reden.

Mit Ausnahme von Florian Neuhaus, der in der Sommerpause am Ballermann Gladbach-Fans betrunken sein Salär offenlegte und Manager Roland Virkus verunglimpfte.
Wir haben das ganz klar angesprochen, sanktioniert und damit ist das Thema für uns erledigt. Flo ist seit Anfang August wieder ein vollwertiges Mitglied des Teams …

… zu dem mit Ihnen, Trainer Gerardo Seoane, Co-Trainer Patrick Schnarwiler, Innenverteidiger Nico Elvedi und Goalie Jonas Omlin fünf Schweizer gehören. Hinzu kommt Haris Tabakovic, der ebenfalls in der Schweiz geboren wurde. Warum passen Schweizer so gut an den Niederrhein?
Weil es ein familiärer Klub mit viel Tradition ist, dessen Werte in gewisser Weise schweizerisch sind. Jörg Stiel war nach der Jahrtausendwende der Dosenöffner für die Schweizer, es folgten mit Granit Xhaka, Yann Sommer, Dennis Zakaria oder Breel Embolo Nationalspieler, die den Klub geprägt haben. Nicht zu vergessen Lucien Favre, der die Mannschaft im Abstiegskampf übernommen und in die Champions League geführt hat. Das hallt bis heute nach.

23.07.2025 Rottach-Egern Fussball, Herren, Saison 2025/2026, Trainingslager Borussia Moenchengladbach v. li. Patrick Schnarwiler Co-Trainer Gladbach, David Zibung Sportkoordinator Lizenz, Gladbach, Ge ...
Schweizer unter sich: David Zibung (Mitte) spricht mit Trainer Gerardo Seoane (rechts) und Co-Trainer Patrick Schnarwiler (links).Bild: IMAGO/fohlenfoto

Von der Königsklasse war die Borussia in der jüngeren Vergangenheit weit entfernt. Die Elf vom Niederrhein verkommt zur grauen Maus der Bundesliga. Sie schloss die letzten vier Spielzeiten dreimal auf Platz 10 und einmal auf Position 14 ab. Wo soll die Reise in der kommenden Saison denn hinführen?
Genaue Ziele können wir noch nicht definieren, weil die Transferphase noch in vollem Gang ist – bei uns und bei anderen Klubs.

Am Sonntag steht die erste Runde im DFB-Pokal an. Es geht zu Oberligist SVA Delmenhorst (5. Liga). Haben Sie als Aktiver solche Cup-Partien als lästig empfunden?
Ich habe immer gerne in der ersten Cup-Runde gespielt. Das waren richtige Fussballfeste auf dem Land. Das ist hier nicht anders. Auch wenn wir in Oldenburg vor etwa 15'000 Zuschauern spielen werden. Man kann natürlich etwas verlieren. Wir gehen aber mit einem anderen Mindset in die Partie und wollen eine Runde weiterkommen.

1995 holte Gladbach den bislang letzten von drei Pokalsiegen. Es wäre mal wieder an der Zeit …
(lacht) Ich habe etwas gelernt in meinem Leben als Fussballer – und als Goalie noch mehr: Der nächste Schritt, die nächste Aktion, ist immer am wichtigsten. Es bringt nichts, zu weit vorauszudenken.

Aber Sie wissen, wie man den Cup holt.
Zum Glück durfte ich das an meinem letzten Arbeitstag als Spieler des FC Luzern noch miterleben. Es war ein unglaubliches Highlight, meine Karriere so beenden zu dürfen.

Ihr Vertrag in Gladbach läuft am Ende der Saison aus. Die Geschichte könnte sich also wiederholen – wenn sie denn nicht verlängern.
Über die Zukunft haben wir noch nicht gesprochen. Es besteht kein Bedarf, nach einem Jahr schon Anpassungen am Vertrag vorzunehmen. Mein Fokus liegt voll auf dem Saisonstart. Nochmals: Zu weit vorausdenken bringt nichts, denn es kommt im Fussball meist anders, als man denkt. (abu/sda)

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