Es ist ein ungewohnter Anblick auf SRF am Dienstagabend. Moderatorin Annette Fetscherin trägt am rechten Arm einen Gips, als sie die EM-Achtelfinals Rumänien-Holland und Österreich-Türkei moderiert. Es ist die Folge eines Reitunfalls. Handgelenk und Arm sind gebrochen. Nach zwei Wochen Pause kehrte Fetscherin am Dienstag vor die Kameras zurück.
Sie haben sich bei einem Reitunfall den Arm gebrochen, was ist genau passiert?
Annette Fetscherin: Es geschah während eines lockeren Polo-Trainings. Mein Pferd ist gestolpert und ich bin mit zu Boden gegangen. Ich versuchte, irgendwie den Schwung aufzufangen, was mir leider missglückt ist. Ich habe sofort gemerkt: Das ist nicht gut. Der Anblick war ziemlich unschön, der Arm ziemlich krumm. Die Ambulanz hat mich dann ins Spital gefahren. Und mir schon dort gesagt: Lieber nichts mehr essen und trinken, eine Operation ist unumgänglich.
Wie schlimm war es für Sie als Sport-Moderatorin, ausgerechnet dann auszufallen, wenn die EM läuft?
Ich habe schon ziemlich gehadert. Die EM ist ein Grossanlass. Und dann werde ich innert eines Sekundenbruchteils von hundert auf null ausgebremst. Dazu konnte ich plötzlich nichts mehr selbst machen und war auf Hilfe angewiesen. Das ist ein krasser Gegensatz zur EM, auf die alle so hingefiebert haben.
Eine Woche nach der Operation kehrten Sie vor die TV-Bildschirme zurück. Mussten Sie die Ärzte davon überzeugen, dass dies eine gute Idee ist?
Ich habe zu meiner Chirurgin gesagt: «Schauen Sie, es ist EM, ich würde sehr gerne in einer Woche wieder arbeiten …» Sie hat auf meinen gesunden Menschenverstand vertraut und gab mir den Rat, den Arm möglichst viel hochzulagern, damit die Schwellung abklingt.
Behindert Sie der gebrochene Arm beim Moderieren?
Ich habe vor der Sendung Schmerzmittel genommen. Schmerzen hatte ich darum keine. Viele Dinge sind aber etwas mühsamer als sonst. Ich bin Rechtshänderin, der rechte Arm ist gebrochen – darum kann ich mir fast nichts aufschreiben. Sonst schreibe ich mir jeweils während der Spiele einige Gedanken auf. Oder notiere mir kurz etwas, wenn ein Spieler ein Interview in einer Fremdsprache gibt. Das alles war jetzt etwas umständlich und hat Zeit absorbiert, die ich sonst hätte, um mich aufs Spiel zu konzentrieren – ich musste mir einfach sagen: «Irgendwie geht’s dann schon.» Und so war es auch.
Woher kommt bei Ihnen die Leidenschaft fürs Polo?
Ich reite, seit ich fünfjährig bin. Zum Polo bin ich vor etwa sieben Jahren gekommen. Bei einer Schnupperlektion hat es mir so sehr den Ärmel reingezogen, dass ich sofort sagte: «Wann kann ich wieder kommen?» Polo ist im Vergleich zum Reiten ein Teamsport. Das gefällt mir. Und es ist schnell, intensiv – Adrenalin pur.
Machen Sie weiter mit Polo, nachdem der Armbruch auskuriert ist?
Auf jeden Fall. Wobei ich nun drei Monate Pause machen muss. Der Bruch an sich ist vermutlich nach sechs Wochen geheilt. Aber weil auch mein Handgelenk betroffen ist und es beim Polo viele kleine Schläge gibt, muss ich mich drei Monate gedulden. Dann ist der Sommer leider vorbei …
… welcher Sommer?
Da haben Sie auch wieder recht. Mein Pferd Paloma hat den Sturz jedenfalls gut überstanden. Ihr ist zum Glück nichts passiert.
Am Dienstag moderierten Sie zusammen mit den Expertinnen Martina Moser und Rachel Rinast. Drei Frauen bei Achtelfinals der Männer EM. Welche Reaktionen haben Sie bekommen?
Bis jetzt ausschliesslich positive. Es haben mir einige Leute geschrieben, dass sie Freude hatten, drei Frauen im Studio zu sehen. Für mich selbst hat das während der Sendung überhaupt keine Rolle gespielt. Ich habe es erst realisiert, als ich die Reaktionen sah.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie bis anhin aus dieser EM gewonnen haben?
Vielleicht werde ich noch eines Besseren belehrt im weiteren Verlauf des Turniers. Aber ich fand es ziemlich cool, wie viele auf dem Papier kleinere Nationen mit ihrem mutigen und modernen Fussball aufgetreten sind. Der Unterschied zu den «Grossen» ist in vielen Fällen zunichte gemacht. Das hat die Spiele sehr spannend gemacht. Zudem haben mich die Bilder der Fanlager fasziniert. So viele begeisterte Menschen aus allen Lagern. Das habe ich noch nie so extrem wahrgenommen.
Gute Besserung wünsche ich auf jeden Fall!