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ATP Genf: Das sagt Trainer Sven Swinnen zum Erfolg von Dominic Stricker

Dominic Stricker klatscht seinen Strainer Sven Swinnen ab
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Dominic Strickers Trainer: «Federer hat ihm gesagt, dass es nur mit harter Arbeit geht»

Während Dominic Stricker bei seinem ATP-Debüt in Genf gleich die Viertelfinals erreichte, hütete sein Trainer Sven Swinnen wegen einer Covid-19-Erkrankung das Bett. Was er zum Tennis-Märchen sagt.
21.05.2021, 07:4521.05.2021, 07:46
simon häring / ch media

Sven Swinnen, Sie waren krank, während Dominic Stricker in Genf sein ATP-Debüt feierte. Wie geht es Ihnen inzwischen?
Sven Swinnen:
Wieder sehr viel besser, danke. Ich bin bereits aus der Isolation, nachdem ich mich schon zum zweiten Mal in diesem Jahr angesteckt habe. Zum Glück habe ich Dominic nicht angesteckt. Wir achten auf den Abstand, zudem hatte ich noch eine Woche Ferien und habe ihn deshalb nicht gesehen.

Wie sehr hat es Sie geärgert, dass Sie in Genf nicht dabei waren?
Frustriert war ich nicht. Es ging darum, eine gute Lösung für Domi zu finden. Wir haben dann geschaut, was machbar ist, wer mich ersetzen kann. Und Kai (Stentenbach, Anm. d. Red.) war eine super Lösung. Ich kenne ihn von der Arbeit bei Swiss Tennis schon seit über zehn Jahren. Und auch Dominic kennt ihn, seit er als kleiner Junge auf Biel gekommen ist. Ich bin froh, ist es dann so gut gelaufen.

Wie haben Sie Strickers Auftritte vor dem Fernseher erlebt?
Während des Viertelfinals war ich in Biel tatsächlich noch kurz auf dem Platz, aber das Ende haben wir natürlich gemeinsam geschaut. Herausgestochen ist, wie ruhig er geblieben ist, diese Coolness, die er als Debütant an den Tag gelegt hat, beeindruckt. Das zweite, was mir gefallen hat, ist die mentale Stärke. Man hat gesehen, dass er an seine Chance glaubt, das war unser Ziel.

Hat Sie das überrascht?
Ich hatte es gehofft. Der Sieg beim Challenger-Turnier in Lugano hat Domi viel Selbstvertrauen gegeben. Wir haben ihm gesagt, dass es in Genf im Vergleich zu dort keinen grossen Unterschied gibt. Dass er es geniessen soll, aber auch, dass er Chancen hat, und an sie glauben soll. Manchmal ist man schon zufrieden, wenn man mitspielen kann und wird dann genügsam. Aber man muss sehen: Für die Top-Spieler war es nicht einfach gegen einen Jungen, den sie nicht kennen und über den sie nichts wissen. Das hat Domi sehr gut ausgenutzt.

Wie standen Sie mit ihm in diesen Tagen im Austausch?
Das ist heute zum Glück einfach. Wir haben regelmässig telefoniert. Vor dem Turnier haben wir besprochen, was uns wichtig ist. Danach habe ich Kai seine Sache machen lassen. Er ist erfahren genug.

Anfang Jahr war Stricker die Nummer 1168 der Welt. Nun gewann er sein erstes Profi-Turnier, erreichte er als zweiter Schweizer nach Federer vor dem 19. Geburtstag die Viertelfinals eines ATP-Turniers und stösst auf Platz 334 vor. Hätten Sie das für möglich gehalten?
Anfang Jahr war es das Ziel, dass er es unter die Top 500 schafft, dass er es früher geschafft hat, ist umso schöner. Das ist das Verrückte am Tennis: Plötzlich läuft es nach ein paar Siegen wie von allein. Nun gilt es, diesen Schwung auszunutzen. Bei den kleinen Turnieren schauen jetzt alle auf ihn, es ist ein Hype um ihn entstanden. Er muss jetzt auf dem Boden bleiben und auch bei den kleinen Turnieren auf einem Nebenplatz die gleiche Einstellung an den Tag legen. Das wird für ihn und mich eine grosse Herausforderung sein.

Bereitet Ihnen das Sorgen?
Dominic ist sehr bodenständig, aber natürlich ist das nicht einfach. Viele warten auf einen Roger-Nachfolger, das ist halt so in der Schweiz und auch normal. Für einen Jungen ist das sicher nicht einfach, zu verarbeiten, aber das muss er lernen.

Apropos Federer: Anfang Jahr trainierte Stricker für drei Wochen mit ihm in Dubai. Wie erlebten Sie diese Zeit?
Das war für Dominic ein einmaliges Erlebnis, von dem er sehr viel profitieren konnte. Auch die Trainings in London bei den ATP Finals haben ihm geholfen. Dort hat er gesehen, dass er mithalten kann. Und Roger hat sich auch neben dem Platz viel Zeit genommen.

Und was hat er ihm geraten?
Er hat Dominic klar gemacht, dass es keine Abkürzungen gibt, wenn man an die Spitze will. Dass es um Arbeit geht, dass man sich immer weiter verbessern muss, wenn man seine Ziele erreichen will. Das hört Dominic von vielen Seiten, das ist logisch. Aber wenn es ihm einer wie Roger aufzeigt, dann ist das schon eine andere Inspiration.

In der kommenden Woche bestreitet Stricker ein Turnier in Bosnien, weil er keine Wildcard für die Qualifikation der French Open erhalten hat. Hat Sie das enttäuscht?
Wir haben angefragt, weil es in den letzten Jahren für die Junioren-Sieger im Jahr darauf oft eine Wildcard für die Qualifikation gegeben hat. Wegen der unsicheren Situation betreffend Reisen haben sich die Organisatoren aber dazu entschieden, Franzosen zu bevorzugen, das ist normal und akzeptieren wir auch. Dominic kann bei Challenger-Turnieren künftig die Qualifikation bestreiten. Es ist wichtig, kann er nun gegen bessere Spieler antreten. Da muss er sich durchkämpfen.

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