Ein Telegramm kondensiert das Wesentliche eines Fussballspiels auf die unumstösslichen Fakten. Nach dem Zürcher Derby im Cup-Achtelfinal lesen wir: GC – FC Zürich 0:1.
Aber Fussball ist gottlob viel mehr als eine reine Zahlenbeigerei. Anhänger der in letzter Zeit ohnehin leidgeprüften Grasshoppers werden womöglich noch in Jahren darüber hadern, dass ihrem Team in der Schlussphase der Treffer zum 1:1 aberkannt wurde. Jeder Fussballfan hat solche Wembley-Tore im Mini-Format im Kopf, vermeintlich krasse Fehlentscheide gegen die eigene Mannschaft.
Fedayi San ist der Unparteiische, der ein Urteil verkaufen muss, das ihm vermutlich auch selber nicht gefällt.
Hat Kristers Tobers mit dem Kopf den Ball berührt, bevor ihn Mitspieler Tsiy Ndenge ins Netz befördert? San sieht es nicht. Niemand sieht es, auch nicht nach zig Wiederholungen in der Verlangsamung.
Die Qualität der Fernsehbilder lässt einen klitzekleinen Interpretationsraum offen. Hat Tobers den Ball vielleicht doch ganz leicht berührt? Denn das hatte der Schiedsrichter-Assistent seinem Chef gefunkt, dass er eine Berührung gesehen habe. San entschied deshalb auf dem Platz auf Abseits. Und weil der VAR-Check, erst von den Kollegen in Volketswil und schliesslich von San selber im Stadion, nicht das Gegenteil beweisen kann, bleibt es regeltechnisch korrekt beim ersten Urteil, das auf dem Platz gefällt wurde: Abseits.
Das klingt alles sehr technisch und es ist, vor allem aus GC-Sicht, sehr ärgerlich. Fünf Minuten Entscheidungszeit – für Zuschauer schwer nachvollziehbar. Keine Frage: Hätte der Assistent an der Linie sein Fähnchen nicht gehoben, hätte niemand die Rechtmässigkeit des Tores angezweifelt.
Wie Fedayi San all diese Informationen an den Mann bringt, ist stark. Geduldig erklärt er den Spielern während des VAR-Checks, was der Videoschiedsrichter untersucht. Sorgt so für Verständnis. Denn natürlich haben sie auf der GC-Bank längst selber die Bilder gesehen.
Sehr stark ist auch der Auftritt des Schiedsrichters nach der Partie. Der 42-Jährige steht vor der SRF-Kamera seinen Mann, schildert die Abläufe und weshalb er letzten Endes keine andere Möglichkeit gehabt habe, als den ursprünglichen Offside-Entscheid zu stützen. Man wünscht sich, dass Unparteiische viel öfter so gut begründen können, was sie entschieden haben.
Und was wäre eigentlich gewesen, wenn Fedayi San sich den Regeln widersetzt hätte? Weil er wahrscheinlich auch eher keine Berührung von Tobers sah und den Treffer rein aufgrund der Fernsehbilder wahrscheinlich gegeben hätte? Es wäre der schlimmstmögliche Fehler gewesen. Denn ein Schiedsrichter ist dazu da, dass die Regeln eingehalten werden. Wenn er sich selber nicht einmal an die Regeln hält – wie soll er da von den Spielern verlangen, dass sie es tun?
Man stelle sich nur vor: Am Tag nach dem Spiel tauchen Aufnahmen eines Lokalsenders auf, die eine hinter dem Tor stehende Reporterin gemacht hat. Und auf diesen Aufnahmen sieht man nun im Gegensatz zu den SRF-Bildern zweifelsfrei, dass Tobers tatsächlich den Ball berührt hat. Wäre Fedayi San im ersten Moment für Fingerspitzengefühl gerühmt worden, hätte man ihm in diesem Moment zu Recht vorgeworfen, er habe sich nicht an die Regeln gehalten.
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es war ein Tatsachenentscheid des Schiedsrichters, nach Intervention seines Assistenten auf Abseits zu entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass es ein Fehlentscheid war. Darum bleibt viel Frust: bei GC über den aberkannten Ausgleich, bei neutralen Zuschauern über die nächste Kontroverse in der unendlichen VAR-Geschichte – und beim Schiedsrichter darüber, dass er mit einem unglücklichen Entscheid eine Partie massgeblich beeinflusst hat.
Einmal mehr zeigt sich: Der VAR bleibt ein Lernfeld – für Schiedsrichter, Fans und den Fussball insgesamt.
Aber die Erklärung von Fedayi San, (bei manchmal wirklich Hass auf die Schiedsrichter) muss ich wirklich sagen: Chapeau! So eine Erklärung stimmt sogar mich um. Umgekehrt wäre ich auch froh gewesen. Und wie sagt eine Abgelutschte Fussbal-Floskel: Macht man sie vorne nicht, kriegt man sie hinten...
Trotz allem, Schreibt den GCZ niemals ab, wir werden wieder König sein und vom Thron Grüssen!
Was ich nicht ok finde, ist der nicht-VAR Eingriff beim Foul an Morandi. Hier fehlt einfach völlig die Linie bei den CH-Schiedsrichter. Grad wenn ich an die Ausführungen von Wermelinger denke nach dem Görtler-Rot letzte Saison gegen Lugano, stehen mir die Haare zu Berg.