
Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka wollen gegen Frankreich den grossen Coup schaffen.Bild: keystone
Kommentar
Zum vierten Mal in Serie steht die Schweizer Nati im Achtelfinal eines grossen Turniers. Klappt's gegen Frankreich endlich mit dem langersehnten Sieg in einer K.o.-Runde? Auf dem Papier hat die Nati keine Chance – aber eben nur auf dem Papier.
28.06.2021, 08:3428.06.2021, 12:21

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Endlich Geschichte schreiben und den Viertelfinal bei einem grossen Turnier erreichen. Das war im Vorfeld der EM 2020 das grosse Ziel der Schweizer Nati. Nach einer schwierigen Vorrunde mit enttäuschenden Darbietungen gegen Wales und Italien bietet sich Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Co. im Achtelfinal gegen Frankreich genau diese Möglichkeit – dem Modus des 24er-Turniers sei Dank.

Darf die Nati auch gegen Frankreich jubeln? Bild: keystone
Aber wir wollen nicht mehr auf die letzten Wochen zurückschauen, sondern nach vorne. Heute um 21.00 Uhr wartet auf die Nati im Achtelfinal die schwerstmögliche Aufgabe – Gegner ist schliesslich kein geringerer als der aktuelle Weltmeister und haushohe Turnierfavorit. Auf dem Papier hat die Schweiz keine Chance, doch genau das könnte ihr entgegenkommen.
«Die Chäsbüebli schaffen das schon» – so denken die Fans über das heutige Achtelfinal-Spiel
Video: watson/Aya Baalbaki
An der EM 2016 gegen Polen und an der WM 2018 gegen Schweden ist die Nati zweimal als leichter Favorit (zumindest in den Augen der Schweizer Öffentlichkeit) im Achtelfinal gescheitert. Dabei sind die Jungs von Trainer Vladimir Petkovic nicht nur an den öffentlichen, sondern auch an den eigenen Erwartungen gescheitert. Der Druck war zu gross und die Schweiz konnte ihr Potenzial in dem Moment, als es wirklich darauf ankam, nicht wie gewünscht abrufen.

2018 gegen Schweden zerbrach die Nati auch an den eigenen Erwartungen. Bild: KEYSTONE
Dass es in einem Alles-oder-Nichts-Spiel gegen einen Grossen fast einfacher sein kann, bewies die Nati an der WM 2014 in Brasilien. Damals brachte man im Achtelfinal den grossen Favoriten Argentinien dank eines mutigen und leidenschaftlichen Auftritts an den Rand einer Niederlage. Erst in der 118. Minute zerstörte Angel Di Maria mit seinem Treffer zum 1:0 die Schweizer Viertelfinal-Träume.
Nie aufgegeben: Kurz vor Schluss traf Dzemaili gegen Argentinien noch den Pfosten.Video: SRF
Zugutekommen könnte der Schweiz gegen Frankreich, dass sich «Les Bleus» aktuell alles andere als in Topform befinden. Zwar qualifizierte sich das Team von Trainer Didier Deschamps souverän als Gruppenerster für die K.o.-Runde, doch die Auftritte gegen Ungarn (1:1) und Portugal (2:2) waren wenig berauschend. Und auch beim 1:0 gegen Deutschland baute die «Equipe Tricolore» nach gutem Start stark ab.

Mbappé und Griezmann – da muss noch mehr kommen.Bild: keystone
In der Verteidigung plagen die Franzosen Verletzungssorgen und in der Offensive hat das hochgelobte Sturmtrio um Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Rückkehrer Karim Benzema bislang nicht wie erhofft harmoniert. Nur dank ihrer individuellen Klasse haben sie die Franzosen vor grösseren Problemen bewahrt, nachdem bereits im Vorfeld des Turniers Gerüchte über Unstimmigkeiten in der Mannschaft die Runde gemacht haben.
Wie die Franzosen erlebten auch die Schweizer keine ruhige Gruppenphase. Doch nach dem überzeugenden 3:1-Sieg gegen die Türkei ist die Kritik an Xhaka und Co. mehrheitlich verstummt und die Mannschaft ist voller Tatendrang. Wer den Nati-Spielern zuhört, spürt die Vorfreude auf das Duell mit dem Weltmeister und die Bereitschaft, etwas Grosses zu leisten.

Die zwei Tore gegen die Türkei haben bei Shaqiri viel ausgelöst.Bild: keystone
Anschauungsunterricht, wie man einen Grossen ins Wanken bringt, kriegten die Nati-Cracks am Samstagabend bei Österreichs knapper 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen Italien. Die ÖFB-Elf brachte den Geheimfavoriten dank viel Kampfgeist, Leidenschaft und Einsatzbereitschaft ins Wanken. Nur Zentimeter fehlten bei Arnautovics Abseitstreffer und der grosse Coup hätte gelingen können.
Genau so wie die Österreicher müssen heute Abend auch die Schweizer gegen Frankreich auftreten. Leidenschaftlich, solidarisch, mutig und entschlossen. Die Devise muss lauten: Sehr defensiv und kompakt stehen, die Franzosen anrennen lassen und mit Kontern immer wieder Nadelstiche setzen. Gelingt das, dann kann es gegen den Weltmeister vielleicht zum grossen Coup reichen.
Die besten Bilder der EM 2020
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Die besten Bilder der EM 2020
quelle: keystone / fabio frustaci
Wenn im Büro nur noch die EM regiert
Video: watson
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