Der Fall gibt seit Freitag viel zu reden – vor allem deshalb, weil ein solcher Fall in unserem Land extrem selten ist. Ardon Jashari hat seine Nominierung für die U21 abgelehnt, wie Blick berichtete. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) antwortete auf eine Anfrage des Mediums:
Der Kapitän des FC Luzern ist enttäuscht, dass er für den Endspurt der Qualifikation für die EM 2024 nicht für die A-Mannschaft aufgeboten wurde – nun steht er für die U21 nicht zur Verfügung. Auch wenn man seine Enttäuschung verstehen kann, ist seine Absage ein Fehler.
Erstens, weil man ein Aufgebot für die Nationalmannschaft nie ausschlägt. Es spielt keine Rolle, ob es sich um die A-Nationalmannschaft oder ein Juniorenteam handelt – letzteres repräsentiert das Land in gleichem Masse und viele Fussballspieler sagen, dass es ein Höhepunkt ihrer Karriere sei, ihr Land zu vertreten.
Im Gegensatz zu Jashari werden viele Fussballer nie die Chance haben, ihr Land zu vertreten. Die Spiele, zu denen er eingeladen wurde – gegen Armenien am Freitag und Rumänien am Dienstag, beide in Neuchâtel – sind sehr wichtig, da sie für die Qualifikation zur EM 2025 entscheidend sind. Die Mannschaft ist das Hauptopfer der Entscheidung des Luzerners – er hätte seine unbestreitbaren Qualitäten einbringen können.
Dieser Mangel an Loyalität ist umso unverständlicher, wenn er von einem Kapitän ausgeht, von dem man Vorbildlichkeit und Aufopferung erwartet. Ja, Ardon Jashari trägt die Armbinde beim FC Luzern. Er hat sie erst vor zwei Wochen zurückerhalten, nachdem der Verein ihm das Amt als Kapitän im Sommer entzogen hatte. Zur Erinnerung: Der junge Mann wollte Luzern um jeden Preis in Richtung FC Basel verlassen, der FCL hatte sich aber dagegen gesträubt.
Bevor er sich an seinen Verein wandte, hatte er seine Unzufriedenheit in der Presse kundgetan. Diese Herangehensweise kratzte an seinem Image und wurde von einigen als arrogant empfunden. Um sein Image aufzupolieren oder zumindest nicht noch mehr zu beschädigen, hätte Jashari besser daran getan, seine Einberufung anzunehmen. Nach dem Spiel gegen YB am Sonntag wollte er sich eigentlich vor der Presse erklären – aber man wartete vergebens. Diese fehlende Kommunikation spricht nicht für ihn.
Der defensive Mittelfeldspieler ist zwar einer der besten Spieler der Super League, konnte bisher aber weder mit der U21-Nati (sieben Länderspiele, davon eine verpasste EM im Sommer) noch mit der A-Nati (insgesamt vier Minuten auf dem Feld) glänzen. Der Glaube, dass er einen sicheren Platz im Kader von Murat Yakin hat, in dem sich mehrere erfahrene Spieler auf der gleichen Position befinden (Xhaka, Zakaria, Fernandes, Freuler oder Aebischer), wird zu Recht als Selbstüberschätzung angesehen.
Jashari kann seine Entscheidung nicht einmal mit einem zu vollen Terminkalender begründen: Luzern, das vor zwei Wochen im Cup-Achtelfinale gegen Delsberg ausgeschieden ist und nicht mehr auf der europäischen Bühne steht, hat nur noch die Meisterschaft zu spielen.
Ardon Jashari hat also keine positive Botschaft an die Fans und die Verantwortlichen des SFV gesendet. Hoffen wir für ihn, dass diese nicht allzu nachtragend sein werden, wenn Murat Yakin – oder ein Nachfolger – wieder an den Luzerner denkt.