Sport
Kommentar

Eishockey-WM: Warum wir im Eishockey die Österreicher mögen

Switzerland's Roman Josi, right, scores against Austria's goalkeeper David Kickert during the Ice Hockey World Championship group A preliminary round match between Switzerland and Austria in ...
An der letzten Weltmeisterschaft kam es zum letzten Aufeinandertreffen der beiden Nachbarn.Bild: KEYSTONE
Kommentar

Sonst der grosse Erzrivale: Doch im Eishockey mögen wir die Österreicher

Heute Nachmittag um 16.20 Uhr ist es so weit. Im WM-Viertelfinal trifft die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft auf Österreich. Ein Duell zweier Erzrivalen im Sport, doch im Eishockey ist dies irgendwie anders.
22.05.2025, 13:2122.05.2025, 14:33
Mehr «Sport»

Im heutigen WM-Viertelfinal trifft die Hockey-Nati im Nachbarduell auf Österreich. Im Vorfeld des Spiels fällt bei uns im Büro auch mal der Satz: «Ein wenig würde ich es den Österreichern schon gönnen …» Ausgerechnet Österreich, der sonst so grosse Rivale von uns in jeder Sportart. Man stelle sich eine solche Aussage im Skifahren vor. Vor der Abfahrt in Kitzbühel sagen die Österreicher: «Einen Dreifachsieg würde ich den Schweizern heute schon gönnen.» Unvorstellbar! Doch warum mögen wir den östlichen Nachbarn im Eishockey so?

Bereits im letzten Jahr begeisterten die Österreicher an der Weltmeisterschaft, als sie im letzten Drittel gegen Kanada ein 1:6 aufholten und dann doch noch in der Verlängerung am grossen Favoriten scheiterten. Als beim nächsten Spiel in der letzten Sekunde gegen Finnland der Siegestreffer gelang, spielten sich die Österreicher auch in mein Herz. Es schmerzte tatsächlich ein wenig, dass am Ende der Viertelfinal verpasst wurde. Bis anhin ein unbekanntes Gefühl bei mir, wenn es um Österreich und Sport geht.

So sehr rasteten die österreichischen Kommentatoren bei der letzten WM aus:

Video: watson/lucas zollinger

Schaue ich beispielsweise während der Olympischen Spiele auf den Medaillenspiegel, achte ich nicht darauf, auf welchem Platz die Schweiz steht, sondern ob mein Heimatland vor Österreich klassiert ist. Doch im Eishockey ist es schon fast ein Miteinander. An der Bande steht mit Roger Bader ein Schweizer Trainer und mit Dominic Zwerger (Ambri), Bernd Wolf (Kloten), Benjamin Baumgartner (SCB) und Vinzenz Rohrer (ZSC Lions) spielen vier Akteure der National League bei den Österreichern, welche seit Juniorenzeiten in der Schweiz aktiv sind und teils auch perfekt Schweizerdeutsch sprechen. Deshalb kann man sich doch schon fast ein wenig mit dem Nachbarn freuen.

Auch ist Österreich im Eishockey der ewige Aussenseiter, seit 31 Jahren wurde an einer WM kein Viertelfinal mehr erreicht und bis vor wenigen Jahren waren sie eine klassische Liftmannschaft. Dennoch waren die Spiele gegen Österreich viel spezieller als gegen andere Abstiegskandidaten wie Kasachstan, Ungarn oder Slowenien. In den Duellen gegen die Schweiz war die Rollenverteilung klar, trotzdem hatte die Hockey-Nati in den letzten Jahren an Weltmeisterschaften gegen das ÖEHV-Team stets Mühe und verlor beispielsweise vor zehn Jahren im Penaltyschiessen. Auch im letzten Jahr setzte sich die Schweiz nach einem 1:3-Rückstand nur knapp mit 6:5 durch.

Als kleiner Junge besuchte ich im Sommer oft meine Verwandten, welche ich in Klagenfurt habe (ja, ich bin zu einem Viertel Österreicher), und zur gleichen Zeit war immer direkt am Wörthersee eines der wichtigsten Beachvolleyballturniere des Jahres. Ich kann garantieren, nie war die Stimmung so aufgeladen und gleichzeitig angespannt, wie wenn ein Schweizer Duo auf Österreich traf. Doch im Eishockey waren wir in den letzten Jahren immer der zu klare Favorit, wenn es gegen Österreich ging, als dass es zur grossen Feindschaft wie in anderen Sportarten reichte. Wahrscheinlich fühlen sich die Deutschen ähnlich, wenn es im Fussball zum Aufeinandertreffen von Deutschland und der Schweiz kommt.

epa12119563 Switzerland's players listen to the Swiss national anthem after winning the IIHF 2025 Ice Hockey World Championship preliminary round group B game between Switzerland and Kazakhstan a ...
Auch heute Abend soll die Schweizer Nationalhymne erklingen.Bild: keystone

Doch wie wäre es dann, wenn uns die Österreicher heute tatsächlich besiegen würden? Würden wir es ihnen wirklich gönnen? Nein, am Ende ist und bleibt es unser ganz grosser Konkurrent, welcher in (fast) jeder wichtigen Sportart mit uns Schweizern ungefähr auf einem Niveau ist. Nur weil wir momentan im Skifahren klar besser sind, heisst es nicht, dass wir ihnen nun in einem anderen Sport den Vortritt lassen müssen. Ebenfalls ist klar, das Team von Cheftrainer Bader darf auf keinen Fall unterschätzt werden, ansonsten endet der Traum von der Goldmedaille schneller, als Marco Odermatt die Lauberhornabfahrt in diesem Jahr fuhr.

Aber es schmerzt vielleicht ein bisschen weniger, als die Viertelfinal-Niederlagen gegen den anderen grossen Rivalen Deutschland.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Eishockey-WM 2025
1 / 31
Die besten Bilder der Eishockey-WM 2025

Slowaken-Keeper Adam Huska fährt gegen Kanadas Superstar Sidney Crosby die Blitze aus.

quelle: keystone / anders wiklund
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Wer macht diese Logos?!» – so schlecht kennen wir die NHL
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
12
    «Harry, wir haben auch den Pokal gewonnen»: Lange Leidenszeit von Tottenham beendet
    Im Europa-League-Final zwischen Tottenham und Manchester United setzen sich die Spurs durch und jubeln über den ersten internationalen Titel seit 1984. Bei Vereinsikone Heung-min Son fliessen nach dem Spiel die Tränen. Anders sieht die Gemütslage bei Manchester aus. Trainer Ruben Amorim bot nach dem Spiel seinen Rücktritt an.

    Dank eines Eigentors von Manchester Uniteds Luke Shaw gewinnt Tottenham den rein englischen Europa-League-Final 1:0 gegen United, sichert sich trotz einer miserablen Saison in der Liga einen Titel und damit die Teilnahme an der Champions League.

    Zur Story