Wieder einmal endet die Champions-League-Gruppenphase aus Schweizer Sicht mit einer Ernüchterung. Drei der fünf Teams aus der National League mussten bereits die Segel streichen, darunter auch der Meister aus Zug. Der Trend zeigt: Die National League und das Schweizer Eishockey sind nicht so gut, wie wir das gerne hätten und drohen, eher früher als später von Deutschland überholt zu werden.
Dabei gehört es zum Selbstverständnis der Schweizer Hockey-Fans, dass man in Europa zur Spitze gehört. Schliesslich hat man in jüngerer Vergangenheit ja zweimal WM-Silber geholt. Und besser als Deutschland soll die Schweiz im Hockey ja sowieso sein. Die einzige Mannschaftssportart, in der wir die Nase vor unserem nördlichen Nachbarn haben. Meister Zug hat vor dem Start der Champions Hockey League offiziell den Titel als Ziel herausgegeben – und ist nun von einem deutschen Gegner auf den Boden der Realität geholt worden.
Bereits zum dritten Mal scheitert der EVZ in einem alles-oder-nichts-Spiel an einem Gegner aus Deutschland. 2016 bedeutete der Sechzehntelfinal gegen die Eisbären Berlin Endstation. 2018 der Achtelfinal gegen Red Bull München und nun verlor man das letzte wichtige Gruppenspiel zuhause ebenfalls gegen München gleich mit 1:6. Auch Lugano und Lausanne flogen aus dem Wettbewerb, weil sie die entscheidenden Spiele gegen DEL-Vertreter (Mannheim und Berlin) nicht gewinnen konnten.
Und das hat nichts damit zu tun, dass Schweizer Klubs die Champions Hockey League nicht als wichtig werten. Das sind Profisportler und wenn die auf dem Eis stehen, wollen sie gewinnen, egal in welchem Wettbewerb.
Der internationale Vergleich zeigt den Schweizer Klubs immer wieder ihre Grenzen auf. Gegen Teams aus Schweden (18:39 Siege für NL-Teams) und Finnland (21:24) zieht man oft den Kürzeren, aber auch gegen deutsche Mannschaften (19:15 Siege) wird die Bilanz in den letzten Jahren immer schlechter – besonders, wenn es um die Wurst geht. Die National League stagniert. Auf relativ gutem Niveau, aber sie stagniert.
Spätestens seit gestern ist klar: Schweizer Eishockey-Fans und -Vertreter habe jegliches Recht verloren, das deutsche Eishockey zu belächeln oder gar drüber zu spotten. Denn der nördliche Nachbar rückt uns in dieser Sportart immer mehr auf die Pelle. Die Nati verlor 2018 bei Olympia in Südkorea und diesen Frühsommer an der WM wichtige K.o.-Spiele gegen Deutschland.
Während Schweizer Spieler wie Denis Malgin, Gaëtan Haas, Yannick Weber oder Gilles Senn aus Nordamerika zurückkehren, nimmt die Zahl der Deutschen in der NHL und AHL stetig zu. Moritz Seider und Tim Stützle werden ab sofort viel Verantwortung in ihren Klubs übernehmen und bald rücken auch JJ Peterka, Lukas Reichel und Dominik Bokk (alle derzeit noch in der AHL) nach. Deutschland wird für die guten Drafts der letzten Jahre belohnt, während die Schweiz dafür büsst, in den letzten Jahren nur wenige Draft-Picks gehabt zu haben.
Statt Ausreden zu suchen, oder das Scheitern der Klubs in der Champions League kleinzureden, sollten die Verantwortlichen in der National League und generell im Schweizer Eishockey über die Bücher. Die Gründe für die Stagnation in den letzten Jahren müssen gefunden und behoben werden.
Nein Marc, mehr Ausländer und höhere Löhne sind nicht die Lösung!