NHL in Europa – darum war es eine Enttäuschung
Stell dir vor, die besten Eishockeyspieler der Welt flitzen über das Eis und es ist Stimmung wie in der Eishalle Hirslen beim EHC Bülach in der MyHockey League. So fühlte ich mich am Sonntagnachmittag, als ich die NHL-Partie zwischen den Pittsburgh Penguins und den Nashville Predators in Stockholm verfolgte.
Schon bei der Anreise zur Avicii Arena, in welchem die Schweizer Eishockeynationalmannschaft zwei WM-Finals verlor, war die Atmosphäre mässig. Rund um die Arena wurden keine Verpflegungsstände oder Attraktionen aufgestellt. Im Stadion selbst wurde es dann nicht wirklich besser, abgesehen von einzelnen kleinen Fanshops wurde nichts geboten. Auch die Essensauswahl beschränkte sich, meinem Vernehmen nach, auf Hotdogs und kleine Snacks wie Chips und Popcorn.
Eine knappe Stunde vor dem offiziellen Spielbeginn kamen wir an unseren Plätzen an und ich war gespannt auf die Show, die uns geboten werden würde. Es war dann aber eher zermürbend. Es wurden zwar Videos gezeigt, wie zum Beispiel einige Spieler verschiedene Pizzen testeten oder versuchten, schwedische Wörter richtig auszusprechen. Auf dem Eis passierte aber erst einmal nichts.
So sehnte ich den Spielbeginn weiter herbei und schaute doch einmal mehr als geplant beim Bierstand vorbei. Erst kurz bevor die Partie startete, als die Hauptakteure das Eis betraten, wurde es kurz laut, doch dies änderte sich nach dem ersten Bully rasant wieder. Nach einem kurzen «Let's go, Preds» aus der Ecke der aus Nashville angereisten Predators-Fans war dann besonders die Stille dominant.
Ich wusste bereits zuvor, dass die NHL nicht bekannt ist für grossartige Stimmung während der Partie. Aber dass man selbst die Spieler sprechen hörte, erinnerte mich dann doch ein wenig zu sehr an die Coronazeit, als keine Zuschauerinnen und Zuschauer in den Stadien erlaubt waren. Dass die Partie bereits nach etwas mehr als zehn Minuten und drei Toren von Pittsburgh vorentschieden war, half der Stimmung auch nicht wirklich. Einzig, wenn die Partie unterbrochen war, wurde es lauter, aber sobald der Puck wieder eingeworfen war, herrschte Stille.
Da sind wir in der Schweiz deutlich verwöhnter mit den organisierten Fankurven, welche Spiel um Spiel ihre Teams mit Gesängen unterstützen und im Stadion für Stimmung sorgen. Auch nach der Partie blieb es bei wenig bis keinem Programm. Die Verpflegungsstände schlossen sogar schon im Verlauf des letzten Drittels.
Die NHL verpasste es, den Fans, welche aus verschiedenen Ländern anreisten, eine Show zu bieten und ein besonderes Erlebnis aus dem Besuch der Partie zu machen. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Tickets ihren Preis hatten (160 Franken für einen Platz hinter dem Tor), war es enttäuschend, dass sich der Veranstalter nicht mehr Mühe gegeben hat, um die Partie nach mehr als schlicht einer x-beliebigen Regular-Season-Partie aussehen zu lassen.
Verglichen zur NFL, welche die internationalen Spiele gross auffährt und in den jeweiligen Städten überall präsent ist, fiel mir in der Stockholmer Innenstadt abgesehen von einzelnen Fans in Hockey-Jerseys nichts auf. Erst am Montag erfuhren wir, dass es einen kleinen Treffpunkt mit verschiedenen Attraktionen für die Fans gab. Sinnbildlich für das Auftreten der NHL an diesem Wochenende, dass nur beschränkt dafür geworben wurde.
