Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri zeigten nach ihren Toren den Doppeladler. Bild: EPA/KEYSTONE
Die Schweiz schlägt Serbien hochdramatisch 2:1. Schlagzeilen machen aber die Doppeladler beim Jubel von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri. Die Gesten waren unüberlegt und unnötig. Aber auch verständlich für Spieler, bei denen sich so viel um Identität und Zugehörigkeit dreht.
Als sich Xherdan Shaqiri nach seinem 2:1 in der 90. Minute gegen Serbien dazu entschied, seine Hände zum Doppeladler zu formen, da wurde er innert Sekunden vom Helden zum Deppen.
Zumindest für ganz viele Schweizer Fans. Die Freude über den Sieg wurde schnell gedämpft. Dürfen sich Schweizer da überhaupt noch freuen? Das war doch Hochverrat!
Zum Glück, so muss man fast sagen, haben Shaqiri und Xhaka mit dem Doppeladler für einen kleinen Skandal gesorgt. Sonst, man stelle sich vor, hätten wir ja ausgelassen und ohne Nebengeräusche feiern können – wie unschweizerisch. Am glücklichsten sind wir ja immer noch, wenn es etwas zu nörgeln gibt. Spielerisch war das gestern schliesslich so stark, dass es zu wenig Raum gibt, sich über eine destruktive oder schlechte Spielweise auszulassen.
Die Schweizer jubeln nach dem Sieg – aber da war doch was? Bild: KEYSTONE
Die Politik hat im Sport nichts zu suchen. Das ist eine romantische Vorstellung, aber sie ist utopisch. Ein Irrglaube, wer denkt, der Sport käme ohne Politik aus. Hat eine Veranstaltung, bei der sich verschiedene Regionen der Welt – durch Grenzen abgetrennt und zu Teams formiert – messen, nicht sowieso eine nationalistische Note? Eben.
Und die Partie gestern war nun mal doppelt brisant. Bei einer Schweizer Mannschaft mit Spielern, deren Eltern Ende der 1990er-Jahre vor dem Krieg geflüchtet sind. Damals, als der Kosovo gegen das ehemalige Jugoslawien um die Unabhängigkeit kämpfte. Serbien sieht Kosovo noch heute als Teil seines Territoriums und seiner Geschichte.
Serbiens Aussenminister Ivica Dacic äussert sich, weil Costa Rica 2008 als erstes Land den Kosovo als unabhängigen Staat akzeptierte.
Natürlich sind Shaqiri und Xhaka deshalb politisch befangen. Natürlich sollten sie die Gesten dennoch unterlassen. Natürlich darf man die Jubel-Provokationen nicht gutheissen.
Xherdan Shaqiri nach dem Spiel
Was wissen wir schon, was in einem Menschen vorgeht, in dessen Leben sich so viel um Identität und Zugehörigkeit gedreht hat wie bei Shaqiri oder Xhaka? Was in einem Menschen vorgeht, der gerade sein Land an der WM zum Sieg geschossen hat?
Ja, sein Land, das bedeutet die Schweiz. Sowohl für Shaqiri als auch für Xhaka. Fans, die behaupten, die beiden könnten sich nicht mit der Schweiz identifizieren, haben eher das Problem, dass sie sich nicht mit Spielern mit einer zweiten Heimat identifizieren können.
Die Schweiz-Albaner wurden gestern bei jedem Ballkontakt von den serbischen und russischen Fans – welche die Serben aufgrund enger Beziehungen als ihr «zweites Team» adoptierten – ausgepfiffen. Da hat sich während der Partie wohl einiges angestaut. Es musste raus. Es hat sich mit dem Doppeladler-Jubel entladen.
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Die Diskussion um einen angeblichen Nati-Graben muss übrigens nicht neu entfacht werden. Die Mannschaftsleistung gestern hat gezeigt, dass die Chemie stimmt. Anders wäre die Wende nicht möglich gewesen.
Das Teamgefüge stimmt, selbst Captain Stephan Lichtsteiner liess sich zum Adler-Jubel hinreissen. Auch das war nicht clever, aber es beweist zumindest, dass es intern keine Probleme gibt. Auch wenn 2014 beschlossen wurde, zukünftig auf den Adler-Jubel zu verzichten.
Stephan Lichtsteiner im «Blick».
Wie heikel politische Statements in Kombination mit Fussball sind, haben die Fälle Özil und Gündogan gezeigt, die so was wie eine mediale Hetzjagd hinter sich hergezogen haben. Brauchen wir das in der Schweiz wirklich auch wegen einer Jubelgeste?
Man kann und sollte Xhaka und Shaqiri für die Aktion rügen. Aber man sollte auch Verständnis zeigen. Und den Sieg einfach mal geniessen. Auch wenn es etwas unschweizerisch ist.
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