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Geld kommt vor Klima: Was die Hockey-WM 2020 vom ESAF unterscheidet

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Hockey-Fans werden den Zug selber bezahlen müssen.Bild: keystone/watson
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Die Hockey-WM lehnt den «Eisenbahn-Deal» ab – und das ist schlicht lächerlich

Wer ein Ticket hatte, konnte gratis mit der Eisenbahn zum Eidgenössischen nach Zug reisen. Von einer solchen Förderung des ÖV wollen die Macher der Eishockey-WM 2020 in Zürich und Lausanne nichts wissen.
29.08.2019, 09:1829.08.2019, 12:59
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Klima und Umwelt waren für die Organisatoren des Eidgenössischen Schwingfestes in Zug ein sehr wichtiges Thema. Wer ein Ticket hatte, durfte an beiden Tagen von jedem Punkt der Schweiz gratis mit dem ÖV (Bahn, Bus) anreisen.

Der Erfolg ist nicht ausgeblieben. OK-Chef Heinz Tännler bilanziert: «Die von uns fürs Fest zur Verfügung gestellten Parkplätze waren nie auch nur zur Hälfte belegt.» Der grösste Teil der mehr als 400'000 Festbesucherinnen und -besucher reiste am letzten Wochenende mit dem Zug nach Zug. Die Schwingfest-Organisatoren haben die Besucherströme mit durchschlagendem Erfolg von der Strasse weg auf den ÖV umgeleitet.

Zu den Spielen der Eishockey-WM 2020 in Zürich und Lausanne (8. bis 23. Mai 2020) wird insgesamt eine ähnlich hohe Besucherzahl wie beim Eidgenössischen in Zug erwartet. Anders als noch bei der WM 2009 in Bern und Kloten und anders als beim Eidgenössischen berechtigt ein Ticket jedoch nicht zur kostenlosen Benützung der Eisenbahn.

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WM-Kommunikations-General Janos Kick sagt auf Anfrage: «Wir arbeiten zurzeit an einer Lösung, den lokalen ÖV in die Tickets zu integrieren. Und zwar in Zürich und Lausanne. Eine Gesamtintegration mit der SBB wird nicht möglich sein, da wir sonst mit den Ticketpreisen nicht konkurrenzfähig wären.»

Wir können diese Aussage polemisch auf einen Satz reduzieren: Geld ist den WM-Organisatoren wichtiger als Klima und Umwelt.

Es kostet nämlich etwas, wenn die Ticketinhaber gratis mit der Eisenbahn reisen dürfen. Die Organisatoren des Eidgenössischen in Zug mussten rund eine Million Franken für den «Eisenbahn-Deal» bezahlen. Diese Kosten konnten sie nicht gänzlich auf die Ticketpreise abwälzen. Sie haben eine Reduktion des Gewinnes aus dem Fest in Kauf genommen – im Interesse des Klimas und der Umwelt.

Von einer solchen Haltung kann bei den Organisatoren der WM 2020 keine Rede sein. Hier geht es um Gewinnmaximierung.

Stark vereinfacht gesagt: Die Organisation der WM hat eine eigens dafür gegründete Aktiengesellschaft übernommen, die je zur Hälfte dem Schweizerischen Eishockey-Verband (Swiss Ice Hockey) und der Vermarktungsagentur Infront gehört. Kenner rechnen mit einem Reingewinn von mindestens zwei Millionen.

3 Millionen Fördergelder

Natürlich könnte die «Eisenbahn-Million» nicht vollumfänglich auf die Ticketpreise überwälzt werden. Ein Teil der Entschädigung für den «Eisenbahn-Deal» ginge – wie beim Eidgenössischen Schwingfest – zu Lasten der Organisatoren.

Erstaunlich, dass die Stadtregierungen in Zürich und Lausanne einen solch rabiaten Sport-Kapitalismus auf Kosten von Umwelt und Klima akzeptieren.

Diese Angelegenheit geht nämlich die Politik durchaus etwas an. Besonders stossend an dieser Sache ist, dass die WM-Organisatoren aus der Steuerkasse grosszügig alimentiert werden.

Es ist schlicht lächerlich, dass ein massiv mit öffentlichen Geldern subventionierter internationaler Grossanlass in Zeiten der Klima-Problematik bloss den städtischen ÖV in die Ticketpreise integriert.

Der Schweizerische Eishockey-Verband erhält vom Bund via Swiss Olympic für die Durchführung der WM Fördergelder von sage und schreibe 3 Millionen Franken: 200'000 Franken sind 2015 überwiesen worden, vier Tranchen von 700'000 Franken flossen zusätzlich in den Jahren 2016, 2017, 2018 und 2019 in die Eishockey-Verbandskasse.

Und in diesem Zusammenhang darf durchaus erwähnt werden, dass unser Eishockeyverband für die Übertragung der nationalen Meisterschaft und der internationale Eishockeyverband für die TV-Rechte an der WM jedes Jahr insgesamt über 10 Millionen Franken aus dem Gebührentopf des öffentlich-rechtlichen Fernsehens erhalten.

Um es geradeheraus zu sagen: Es ist schlicht lächerlich, dass ein massiv mit öffentlichen Geldern subventionierter internationaler Grossanlass in Zeiten der Klima-Problematik bloss den städtischen ÖV in die Ticketpreise integriert. Ein «Eisenbahn-Deal» wie beim Eidgenössischen in Zug wäre eigentlich zwingend.

Die Gratis-Anreise mit der Bahn würde sich nämlich für die Eishockey-WM perfekt eignen. Die Bahnverbindungen sind so gut, dass es problemlos möglich ist, selbst nach einem Abendspiel in Zürich bis in die tiefe Provinz (beispielsweise des Oberaargaus) oder in andere Grossstädte per Eisenbahn nach Hause zu kommen. Das Hallenstadion ist für die An- und Abreise mit der Bahn ideal gelegen: Vom Bahnhof Oerlikon sind es nicht mehr als 10 Minuten zu Fuss und darüber hinaus hält das Tram gleich bei der Arena.

Aber Bahnfahren ist halt nicht gratis. Ein Retour-Ticket ohne Halbtaxabo kostet für einen WM-Matchbesucher vom Lande (und viele werden vom Lande anreisen) schnell einmal mehr als 50 Franken – und da ist dann der Entscheid schnell gefällt: Lass uns Geld sparen und mit dem Auto nach Zürich oder Lausanne fahren.

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78 Kommentare
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Randen
29.08.2019 10:00registriert März 2014
Das sollte gar nicht optional sein. Entweder ÖV inklusive oder keine WM.
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phreko
29.08.2019 10:24registriert Februar 2014
Dazu steigen mit dem gratis-ÖV bestimmt auch die Bareinnahmen.
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Kopold
29.08.2019 10:57registriert Juli 2014
"nicht konkurrenzfähig" my ass...
Konkurrenz mit was? Der anderen Eishockey-WM?
Was für ein sinnloser Marketingbrunz.
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