Die Meldung von vergangener Woche machte schnell die Runde: Adidas hat einen neuen, besonders ausgefeilten Laufschuh kreiert. Er kostet 600 Euro und ist nach lediglich einem Marathon bereits so abgenutzt, dass er ersetzt werden muss.
Die Magie des Superschuhs: Er wiegt nur gerade 138 Gramm und bringt somit 40 Prozent weniger Gewicht auf die Wage als jedes andere Adidas-Modell. Möglich macht diese massive Gewichtsreduktion vor allem die Verwendung eines neu konzipierten Dämpfungsschaums. Auch in Bezug auf die Geometrie hat die Marke mit den drei Streifen getüftelt: Der «Adizero Adios pro Evo 1» verfügt über eine spezielle Sohle, welche die Laufökonomie verbessern soll.
Und funktioniert das? Offenbar schon. Denn an diesem Wochenende fand der Berlin Marathon statt und die Äthiopierin Tigist Assefa lief dort einen fabelhaften Weltrekord. Mit einer Zeit von 2:11:53 Stunden verbesserte sie die bisherige Bestmarke der Kenianerin Brigid Kosgei (2:14:04) um mehr als zwei Minuten. Bei diesem monumentalen Fortschritt trug Assefa eben dieses neue Adidas-Schuhmodell.
Diesen erwähnt die Äthiopierin nach ihrem Triumph allerdings nicht besonders. Sie sagte nur: «Ich wollte schon den Marathon-Weltrekord brechen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine Zeit unter 2:12 dabei herauskommt. Ich bin sehr glücklich.» Im Vorfeld schwärmte Assefa allerdings vom «leichten Gewicht und dem tollen Laufgefühl».
Die Fabelzeit hat am Ende wohl auch nicht ausschliesslich mit dem neuen Schuh zu tun. Die Marathon-Strecke in Berlin gilt als besonders schnell, weil das Streckenprofil sehr flach ist. Und am Sonntag herrschten perfekte Rennbedingungen: Die Temperaturen lagen bei rund 14 Grad, es war bewölkt, aber trocken und praktisch windstill. Das nutzten auch Fabienne Schlumpf und Tadesse Abraham, die neue Schweizer Rekorde aufstellten. Die Zürcherin Schlumpf lief 2:25:27 Stunden, womit sie die Olympia-Limite klar schaffte. Abraham drückte seine Bestmarke auf 2:05:10.
Trotz all dem staunt die Fachwelt über Assefas Wunderzeit. Diese sei «völlig bizarr», meinte etwa die österreichische Spitzenläuferin Julia Mayer gegenüber dem «Standard». Das sei eine Zeit, für die sich viele Männer quälen. Mayer packte gar den Superlativ aus: «Für mich ist das die beste Leistung, die je ein Mensch im Marathon erbracht hat.» (abu)