600 (nein, da ist keine Null reingerutscht) Franken kostet der neuste Laufschuh des deutschen Schuhherstellers Adidas. Das Modell mit dem klingenden Namen «Adizero Adios Pro Evo 1» übertrifft damit alle Rekorde. Bisher wurde der teuerste Laufschuh von der Konkurrenz produziert: Der «Alphafly 2» von Nike ist für 400 Franken zu haben.
«Dieser Laufschuh spielt in seiner ganz eigenen Liga», schreibt das Unternehmen zu seinem neusten Coup. Adidas verspricht sich vom neu lancierten Modell nichts weniger, als dass es «die Grenzen des Möglichen neu definiert».
☁️ ADIZERO ADIOS PRO EVO 1
— adidas alerts (@adidasalerts) September 17, 2023
adidas Running introduces the 138g adiZero Adios Pro Evo 1, its lightest ever innovation-packed racing shoe. pic.twitter.com/LWE6OS4Ky2
Überraschend ist an der neuen Kreation vor allem das Gewicht: Nur gerade 138 Gramm wiegt der Luxusschuh, er bringt somit 40 Prozent weniger Gewicht auf die Wage als jedes andere Adidas-Modell. Möglich macht diese massive Gewichtsreduktion vor allem die Verwendung eines neu konzipierten Dämpfungsschaums. Auch in Bezug auf die Geometrie hat die Marke mit den drei Streifen getüftelt: Der «Adizero Adios pro Evo 1» verfügt über eine spezielle Sohle welche die Laufökonomie verbessern soll.
Eine weitere Eigenheit des Schuhs ist die fehlende Einlegesohle. Wer sich jetzt fragt, ob das denn Sinn macht, wenn man bedenkt, dass der Schuh so schlechter gereinigt werden kann, sei unbesorgt. Die Freude am 600-Franken-Modell soll nämlich nur kurz währen: Nach einem Marathon – immerhin inklusive Einlaufzeit – muss der Schuh aufgrund von Abnützungserscheinungen entsorgt werden. Ob dies im Einklang steht mit dem vom Unternehmen definierten Ziel «in den Fertigungsprozessen, Produkten und Geschäften den Einsatz nachhaltiger Materialien stetig zu erhöhen», sei dahingestellt.
Die äthiopische Langstreckenläuferin Tigist Assefa, die letztjährige Gewinnerin des Berlin-Marathons, ist begeistert vom neuen Adidas-Modell. «Das ist der leichteste Laufschuh, den ich je getragen habe und das Gefühl ist unglaublich – so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt», verkündet sie auf der Adidas-Website.
Etwas kritischer gibt sich die Schweizer Marathon-Legende Viktor Röthlin gegenüber Tamedia. Er glaubt nicht, dass der Preis über das Produkt gerechtfertigt werden kann und sieht im neuen Modell vielmehr eine PR-Masche der Firma Adidas, deren Schuhe bei Läuferinnen und Läufern nicht zuoberst auf der Beliebtheitsskala stünden.
PR-Aktion hin oder her: Der deutsche Läufer Amanal Petros hat mit dem Schuh Grosses vor. In Berlin will er am Sonntag seinen deutschen Marathon-Rekord weiter nach unten schrauben und sich der 2:04-Minuten-Marke nähern. Gegenüber dem Portal «Laufen.de» gibt er zu Protokoll: «Ich bin einer von nur zehn Athleten weltweit, die von Adidas dieses neueste Modell bekommen haben. Ich glaube, das ist zurzeit der schnellste Strassenlauf-Schuh auf dem Markt.» Ob der neue Super-Schuh Petros auf seiner Rekordmission Flügel verleiht, wird sich zeigen.
Bevor du jetzt in den Laden rennst, um das neue Modell zu ergattern: Die teure Investition lohnt sich wohl insbesondere für Läuferinnen und Läufer, für die Sekunden entscheidend sind. Für Menschen, für die Laufen in erster Linie ein Hobby ist, dürfte sich eine Anschaffung eines 600 Franken teuren Schuhs, der nur für einen Marathon getragen werden kann, also kaum lohnen. Bis anhin ist die Auflage des Schuhs auf 521 Paar limitiert.
Und da macht es auch Sinn das er so leicht ist und dafür nur ein Rennen lang hält.
Ist eigentlich in allen Sportarten so, dass die High-Performance Ausrüstung weniger lang hält als die Mittelklasse.